Rangnick warnt vor Rechtsextremen: "Geschichte sollte uns Lehre sein"
ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick hat in der Stunde seiner großer Erfolge bei der Fußball-EM neuerlich zu Wachsamkeit gegenüber rechtsextremen Tendenzen in Europa aufgerufen. "Wir leben in einer so bewegten Zeit, in der man nicht mehr sagen kann, das eine ist Sport und das andere Politik, und die zwei Dinge haben nichts miteinander zu tun", betonte der Deutsche am Donnerstagabend in der "ZiB2" des ORF. Er halte es für wichtig, dass Menschen in der Öffentlichkeit Position beziehen.
"Gerade die Geschichte unserer beiden Länder Österreich und Deutschland sollte uns Lehre genug sein", meinte Rangnick. "Wenn man nach diesen 100 Jahren immer noch nicht verstanden hat, was uns regelmäßig ins Verderben geführt hat und zu den schlimmsten Verwerfungen geführt hat, die man sich nur vorstellen kann, dem kann man wirklich nicht helfen." Die aktuellen Entwicklungen in den beiden Ländern könne man nicht gutheißen. "Ich bleibe dabei: Gerade auf diesem rechten Auge müssen wir sehr, sehr wachsam sein."
Schon im März hatte Rangnick in einem Interview mit dem "Standard" vor der Gefahr gewarnt, dass "die Rechtsextremen an die Macht kommen und sie einfache Lösungen für komplexe Probleme versprechen". Minderheiten würden verantwortlich gemacht. "Es sind die Juden, die Ausländer, man findet irgendwen, der Schuld daran ist, warum es uns schlecht geht", sagte Rangnick damals. "Dabei geht es uns in Europa immer noch relativ gut."
Als Paradebeispiel für multiethnischen Zusammenhalt führte Rangnick Österreichs "Non-playing Captain" David Alaba an, der trotz seines Kreuzbandrisses die gesamte EM beim ÖFB-Team verbringt. "Ich glaube, so etwas ist in allen anderen Ländern fast unvorstellbar, dass ein Spieler, der gerade in der Reha steckt, seinen gesamten Urlaub opfert, weil er bei der Mannschaft sein will, weil er uns mit seiner ganzen Erfahrung zur Seite stehen will." So stelle er sich das nicht nur im Fußball vor, betonte der 65-Jährige. "So stelle ich es mir auch im normalen Leben vor, dass wir uns gegenseitig schätzen."