Sport/Fußball

Die Wundertüte hat in Favoriten Hochsaison

Nein, die Schlussrechnung ist nicht zulässig, wonach Kalsdorf und die Admira besser sind als Zenit St. Petersburg. Nur weil die zwei Klubs die Austria kürzlich geschlagen hatten und dieses Kunststück den Russen am Dienstagabend nicht gelungen ist. Vielmehr präsentierte sich die Austria endlich wieder einmal von ihrer Schokoladenseite. Mag sein, dass die Außenseiterrolle dabei wesentlich geholfen hat.

Fakt ist, dass die Meisterkicker aus Favoriten nach dem Porto-Spiel ein weiteres Mal die Latte hoch angelegt haben, an der sie in Zukunft gemessen werden (müssen).

Doch was kommt als Nächstes?

Als ob sie das gewusst hätten, jubelten die Wiener nur verhalten. Zufrieden und ruhig, aber weit entfernt von ausgelassen war die Stimmung auf dem Heimflug aus St. Petersburg. Dabei hätte es Grund genug zum Feiern gegeben. Auch Präsident Wolfgang Katzian, sonst gerne euphorisch, trat auf die Bremse: „Wir sind stolz auf diese Leistung. Das tut nach den letzten Wochen gut.“

Mit dem 0:0 hat die Austria als erste österreichische Mannschaft seit zwölf Jahren in der Königsklasse wieder etwas Zählbares erreicht. „Endlich haben wir angeschrieben“, strahlte Kapitän Manuel Ortlechner am Ende doch noch ein wenig. „Jetzt ist die Angst weg, dass wir nach der Gruppenphase mit leeren Händen dastehen würden.“

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Der Punkt brachte 500.000 Euro für die Klubkassa. Zudem hatte die mit an Bord befindliche U-19-Truppe die Alterskollegen von Zenit im Rahmen der UEFA Youth League gar 3:0 vom Kunstrasen gefegt.

Spieler wie Trainer sprachen von Demut und Bescheidenheit, als hätten sie die Wortwahl in der Kabine einstudiert. Ortlechner: „Mein Wort für die nähere Zukunft heißt Konstanz. Das ewige Auf und Ab in unseren Leistungen brauche ich nicht mehr.“ Trainer Nenad Bjelica pflichtete dem mit eigener Wortwahl bei: „Wir müssen öfter solche Spiele abliefern und weiter hart arbeiten.“ Die Austria hat durch die Pleiten gelernt, Erfolge im Stillen zu genießen, wohl wissend, wie schnell der Ball in die andere Richtung rollen kann.

Die Austria gleicht momentan einer Wundertüte, sie macht, was Fans und Experten eben nicht erwarten. In zwei Spielen der Gruppenphase haben die Wiener lediglich ein Gegentor kassiert, umgekehrt aber noch keinen Treffer erzielt. „Das ist eines unserer nächsten Ziele“, gesteht Ortlechner, der an die Fans appelliert: „Jetzt wäre es schön, wenn noch mehr Zuschauer am 22. Oktober gegen Atletico Madrid ins Stadion kommen würden.“ Zumal es die Tickets im Einzelverkauf gibt.

Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt den Violetten nicht, schon am Sonntag empfangen sie im Schlager der Liga Salzburg in der Generali-Arena. Ob die defensive Taktik auch gegen den derzeitigen Klassenprimus Salzburg ein adäquates Mittel wäre? Bjelica räumt jedenfalls ein: „Vielleicht nicht so defensiv wie gegen Zenit, aber es ist eine Überlegung wert.“

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