Sport/Fußball

Übermacht Borussia: 11 Dortmunder und 80.000 Fans gegen Sturm Graz

Nein, leicht waren die Gegner bisher nicht für Sturm. Nach knappen, aber aufgrund des Klasseunterschieds durchaus verdienten Niederlagen gegen Brest (1:2), Brügge (0:1) und Sporting (0:2), wartet am Dienstag (21 Uhr/Sky) wirklich das „Gelbe vom Ei“: Die Grazer müssen im vierten Spiel der neuen Liga-Phase der Champions League nach Dortmund, zum Finalisten der Vorsaison. Was es zu wissen gibt vor dem Duell Schwarz-Gelb gegen Schwarz-Weiß.

Die Fans 

„Es ist für uns eine ungewohnte Situation, wenn 80.000 gegen uns sind“, sagt Sturm-Trainer Christian Ilzer. „Da wird man von unseren Fans kaum etwas hören.“ Der Heimvorteil von Dortmund ist tatsächlich ein Heimvorteil, der Signal Iduna Park ist Deutschlands größtes Fußballstadion mit der größten Stehplatz-Tribüne Europas für 24.454 Fans. Die Deutschen hoffen im Tempel, wie das Stadion von den Fans genannt wird, auf Beistand von oben. Den es kaum braucht – in der Liga wurden alle fünf Heimspiele gewonnen. In der Champions League wurde Celtic Glasgow mit einer 7:1-Packung nach Hause geschickt.

Die Form

 Für Sturm kommt der Zeitpunkt nicht ganz gelegen, immerhin spielte sich der BVB (Ballspielverein Borussia) ausgerechnet vor dem Duell am Dienstag etwas aus der Krise. Beim 2:1-Heimsieg fügte man Leipzig die erste Niederlage in der laufenden Liga-Saison zu. Die Tore für die Schwarz-Gelben erzielten mit Maximilian Baier und Serhou Guirassy zwei Neue. Auf der Tribüne fielen einander Sportchef Lars Ricken und Berater Matthias Sammer erleichtert in die Arme.

Die Saison 

Nach zuvor drei Pflichtspiel-Niederlagen in Folge war der Sieg für das Team ein Befreiungsschlag. „Wenn ich ehrlich sein darf, das ist Balsam für die Seele“, sagt Kapitän Emre Can. „Ich bin auch nur ein Mensch. Es ist nicht schön, Kritik zu bekommen. Ich versuche nur, mein Herz auf dem Platz zu lassen“, so Can weiter, der hart im Netz attackiert worden war. Gegen die teils überharte Kritik hatte BVB-Boss Lars Ricken Can bereits die volle Rückendeckung versprochen: „Sportliche Kritik ist ok. Aber wie dieser tolle Mensch über Social Media teilweise verunglimpft wird – das geht gar nicht.“

Der Trainer 

In diesem schnelllebigen Geschäft ist es unseriös, von gesicherten Arbeitsplätzen der Trainer zu berichten. Doch Nuri Sahin sitzt nun wieder etwas bequemer im Trainerstuhl. Selbst Leipzig-Trainer Marco Rose gestand: „Dortmund war in allen Belangen besser. Da hat der Nuri gut geblättert ...“ und spielte darauf an, dass der Dortmund-Trainer auf alte Notizen aus der Zeit von Ex-BVB-Coach Thomas Tuchel zurückgegriffen hatte.

Der Österreicher 

„Wir gehen auf dem Zahnfleisch“, sagt Sahin. Während der vergangenen Woche mussten zwei Trainings abgesagt werden, weil zehn Spieler angeschlagen waren. Gegen Leipzig musste auch Marcel Sabitzer vom Platz – der Muskel machte zu. Gestern meldete sich der Steirer fit: „Ich werde auf die Zähne beißen. Es ist nichts Ungewöhnliches, dass es zwickt.“

Die Bilanz 

Selten begegnet Sturm deutschen Klubs. 1975/1976 kamen die Steirer erstmals ins Viertelfinale eines Bewerbs. Im Cup der Cupsieger, in dem Sturm als Cupfinalist einzog, unterlag man Frankfurt 0:2 daheim und 0:1 in Hessen. 1978 war in der ersten Runde Schluss – 1:5 bei Mönchengladbach und 1:2 in Graz. Und gegen Wolfsburg schied man 2005 in der 2. Runde des Intertoto-Cups aus (2:2 in Wolfsburg und 1:3 zu Hause). Ein Erfolgserlebnis gab es aber gegen eine damalige ostdeutsche Mannschaft: 1983/1984 eliminierte Sturm Lok Leipzig und stieg unter Trainer Gernot Fraydl ins Viertelfinale auf. Einem 2:0 in Graz, bei dem Gernot Jurtin beide Treffer erzielte, folgte ein 0:1 in Leipzig.

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