Frauen-WM: Diese fünf Spielerinnen sorgen für Schlagzeilen
Seit einer Woche läuft nun in Frankreich die Fußball-WM der Frauen. Bestmarken gab es schon einige (USA – Thailand 13:0), die Spannung steigt allmählich auch, denn das Ende der Vorrunde ist nah. Die Abwesenheit der Weltfußballerin – Ada Hegerberg verzichtete nach einem Prämienstreit mit dem norwegischen Verband auf eine Teilnahme – fällt qualitativ nicht ins Gewicht, wie diese fünf Beispiele beweisen.
- Lieke Martens (NED)
Aller Anfang ist schwer, aber die ersten Schritte der Niederländerin in der Fußball-Welt scheinen noch ein wenig härter gewesen zu sein – aus emotionaler Sicht. Bis zum Alter von 16 Jahren kickte Martens in ihrer Heimatstadt Bergen Seite an Seite mit den Burschen.
Die Sache hatte nur einen Haken: Nach jedem Spiel musste sie in ihre eigene kleine Kabine, die Gesänge der Mitspieler nach Siegen hörte sie durch die Wand. Wenn niemand da war, schoss sie den Ball stundenlang gegen eine Mauer. „Wenn du niemanden zum Spielen findest, hast du trotzdem eine Wand, die dich nie in Stich lässt“, schrieb sie in einem Gastbeitrag für The Players’ Tribune (hier geht's zum Artikel).
Über die Internetplattform haben schon viele Sportler ihre Gedanken mit der Welt geteilt. „Ich denke, es war gut für mich, diese Erfahrungen zu machen. Dadurch lernte ich weiterzukämpfen, auch, wenn ich alleine war“, schrieb Martens. Längst ist die 26-Jährige in guter Gesellschaft. Mit den Niederlanden feierte die Offensivspielerin 2017 den EM-Titel, sie selbst wurde zur Weltfußballerin gewählt. Der Lohn war ein Vertrag beim FC Barcelona, der allmählich auch im Frauen-Fußball stilprägend ist. Mit 15 Spielerinnen stellt der Klub die meisten bei der WM.
- Alex Morgan (USA)
Die 29-Jährige hat es auf die Times-Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt geschafft. Ihr Wirken auf Mädchen, vor allem in den USA, ist enorm. Mit 6,2 Millionen Abonnenten alleine auf Instagram ist die Olympiasiegerin (2012) und Weltmeisterin (2015) klar die Nummer eins in Sachen Selbstvermarktung. Dabei wechselt die Stürmerin, die beim 13:0-Kantersieg zum Auftakt gegen Thailand fünf Tore erzielte, oft und gerne die Spielwiese.
In dem Hollywood-Film „Alex and me“ war sie ebenso erfolgreich wie als Autorin von Kinderbüchern. In der Bestsellerliste der New York Times schaffte sie es in die Top 10. Dennoch ist Alex Morgan, deren Ehemann bei LA Galaxy spielt, eine Spielerfrau – nur eben keine nach dem gängigen Klischee.
- Fran Kirby (ENG)
Bei der WM 2015 bekam die Engländerin vom damaligen Teamchef den Spitznamen „Mini-Messi“ verpasst. Anders als der Argentinier sorgt die 25-Jährige aber auch abseits des Fußballplatzes für Schlagzeilen – als Stimme ihrer Kolleginnen.
In der laufenden Debatte um die ungleiche Entlohnung von Männern und Frauen im Fußball forderte die Spielerin des FC Chelsea Realismus ein. „Wir machen den gleichen Job, klar, aber wir füllen in England noch nicht die Stadien.“ Man müsse einfach in allen Bereichen noch professioneller werden – und: „Wenn wir die WM gewinnen, können wir noch einmal genau über die Bezahlung reden.“
- Chanel Hudson-Marks (JAM)
Usain Bolt wollte es unbedingt: Profi-Fußballer werden und auf der größten Bühne der Welt seine Ballsicherheit unter Beweis stellen. In die prominenten Fußstapfen des schnellsten Mannes der Welt tritt nun seine Cousine. Chanel Hudson-Marks ist Teil der jamaikanischen Auswahl, die sich zum ersten Mal für eine WM-Endrunde qualifiziert hat. Nach dem 0:3 zum Auftakt gegen Brasilien wartet auf die Reggae Girlz, wie sie sich selbst nennen, am Freitag Italien.
Italien nennt auch die 21-jährige Hudson-Marks als eine ihrer künftigen Lieblingsdestinationen, zusammen mit Norwegen und den USA, wo sie derzeit am College spielt. Aufgewachsen ist sie in Kanada, erst bei einem Besuch in der Heimat ihrer Eltern wurde sie auf die Auswahlcamps des jamaikanischen Verbandes aufmerksam – und prompt als tauglich eingestuft.
Mit der Hilfe der Reggae-Familie Marley
Ihre Stärke: „Ich trage die Geschwindigkeit in den Genen“, sagt die Angreiferin, die sich der gesellschaftlichen Bedeutung für Jamaika bewusst ist: „Es geht nicht um Sport, es geht viel weiter, es geht darum, dass die jüngeren Mädchen in Jamaika zeigen, was sie wert sind.“
Das erkannte auch Cedella Marley, die Tochter von Reggae-Legende Bob. Auf dem Weg zur WM ging dem kleinen jamaikanischen Verband das Geld aus, Marley sammelte 50.000 Dollar an Spenden, um Reisen und Betreuung zu finanzieren, und um den WM-Traum am Leben zu erhalten. „Wir sind ein kleines Land, hier gibt es viel mehr zu kämpfen“, weiß auch Hudson-Marks, „ich werde Teil der Geschichte Jamaikas sein.“ Auch das liegt offenbar in der Familie.
- Cristiane (BRA)
Sie hat derzeit die wohl größte Aufgabe dieser Endrunde zu schultern. Die 34-Jährige muss ihre derzeit noch verletzte Landsfrau Marta, die wohl beste (sechsfache Weltfußballerin) und bekannteste Fußballerin der Welt, vertreten.
Die 34-Jährige hatte die bisher wohl größte Aufgabe der WM zu schultern. Sie musste im Eröffnungsspiel ihre verletzte Landsfrau Marta, die wohl beste (sechsfache Weltfußballerin) und bekannteste Fußballerin der Welt, vertreten. Das gelang ihr durchaus mit Bravour. Beim 3:0 der Seleção über Jamaika erzielte Cristiane alle drei Treffer und avancierte damit zur ältesten Fußballerin, der drei Tore in einem WM-Spiel gelangen. Diese Bestmarke hielt davor Portugals Cristiano Ronaldo, der beim 3:3 bei der WM 2018 gegen Spanien zur Hochform aufgelaufen war. An der Seite von Marta klappte es am Donnerstag im zweiten Gruppenspiel gegen Australien nicht so gut. Es setzte eine 2:3-Niederlage. Braslien muss nun um den Aufstieg zittern.