Bundesliga-Anpfiffzeiten immer später
Zunächst drehte sich alles um den Sonntagstermin. Der ORF, der im Zuge des Sparpaketes nun auch auf die Samstagszusammenfassung der Bundesliga verzichten wird, wollte den Anpfiff von 16 Uhr auf 16.30 Uhr verschieben. Der Grund: In der Vergangenheit erlebte Kollisionen mit anderen Sportarten wie Formel 1 und Skispringen sollen vermieden werden. Soweit logisch und vernünftig.
Da Österreichs Liga aber um einheitliche Anpfiffzeiten bemüht ist, wurden im Handumdrehen die drei anderen Wochenend-Termine auch nach hinten verrückt. Die Folge: Die Spiele starten ab sofort Samstag wie Sonntag um 16.30 Uhr und 19 Uhr, ein weiterer Rückgang der Zuschauerzahlen in den Stadien ist damit zu erwarten. In der abgelaufenen Saison betrug der allgemeine Liga-Schnitt 6821 Zuschauer pro Spiel, was ein Minus von 4,3 Prozentpunkten im Vergleich zum Jahr davor bedeutet. In der Saison 2010/’11 zog es gar noch 8072 Zuschauer im Schnitt zu den Ligaspielen.
Dass die späteren Beginnzeiten dem Rückgang entgegenwirken, ist unwahrscheinlich: Aus Sicht der Freizeit-Gestaltung ist der Samstag nach einem Stadionbesuch ohnehin gelaufen, zudem sind die Termine alles, nur nicht kinderfreundlich – kein Konzept, um den Fan-Nachwuchs zu pflegen.
Pragmatisch
Bundesliga-Vorstand Georg Pangl sieht die Entscheidung pragmatischer: „Es geht ja nur um eine halbe Stunde.“ Allerdings wurde eine Vorverlegung des Ankicks nie angedacht, auch nicht in den Verhandlungen mit den Klubs. Laut Pangl hätten sich die Vereinsfunktionäre über die neuen Termine nicht aufgeregt, im Gegenteil erteilten sie der Liga grünes Licht für die Verhandlungen mit den TV-Partnern Sky und ORF, die beide je 20 Millionen Euro pro Saison zahlen.
„Es geht um eine Einheitlichkeit bei den Terminen. Vor Jahren wurden uns die verschiedenen Anpfiffzeiten als mangelnde Professionalität vorgehalten, jetzt fahren wir eine Schiene. Wochenrunden werden daher auch um 19 Uhr und nicht um 18.30 Uhr gestartet.“ Damit die Spiele nicht mit der Berufstätigkeit der Fans kollidieren. Ein Argument, das vernünftig klingt.
Im Sommer mag der spätere Termin für Spieler wie Fans noch ein Segen sein. Es ist lange hell und am Abend freilich weniger heiß. Ab Mitte September wird das Motto in den meisten Stadien aber wieder lauten: Ziehen Sie sich bitte warm an!
Auch international scheint ein Patentrezept für ideale Beginnzeiten zu fehlen. Die Deutsche Bundesliga hält seit Jahrzehnten am 15.30-Uhr-Termin an Samstagen fest. In Spanien werden die Spiele über den Tag filetiert. Von 12 bis 22 Uhr werden die Matches im Zwei-Stunden-Takt angepfiffen, damit vor allem die asiatischen Zuseher hellwach und im Bilde sind. Allerdings geht es bei diesen TV-Verträgen um ganz andere Summen als in Österreich.
Die Schweiz, oft zum Vergleich hergezogen, hat ähnlich Ankick-Zeiten wie hierzulande – bis auf eine interessante Ausnahme: An Sonntagen werden Spiele schon um 13.45 Uhr begonnen.
Nachgefragt. Im Rahmen des 80 Millionen Euro schweren Sparpaketes verzichtet der ORF künftig auf die Bundesliga-Zusammenfassung am Samstagabend. „Selbstverständlich werden die Zuschauer in Wort und Bild über die Ergebnisse informiert“, sagt Hans Peter Trost. Der ORF-Sportchef über ...
... verärgerte Fans„Grundsätzlich kann ich die Aufregung verstehen. Aber es ist ja nicht so, dass wir am Samstag gar nicht mehr über die Bundesliga informieren werden. Es wird Kurzberichte geben, in denen wir alle Tore zeigen. So zirka um 22 Uhr soll das stattfinden, aber bitte nageln Sie mich nicht darauf fest, das ist noch alles in Planung.“
... die Umstrukturierung „Natürlich war das auch eine finanzielle Entscheidung, die Einschaltquoten hatten damit nichts zu tun. Sky wollte einen Tag als exklusiver Partner haben. Wir haben uns dann dazu entschlossen, auf den Samstag zu verzichten und dafür den Sonntag neu zu strukturieren.“
... den neuen Sonntag „Die spätere Beginnzeit der Bundesliga um 16.30 Uhr hat uns interessante Möglichkeiten eröffnet. Früher war es mit der Formel 1 oder Skirennen davor immer ein Problem. Jetzt ist es uns möglich, mehr Vorberichte und Hintergrundinformationen zu liefern und dem Fußball so eigentlich mehr Fläche zu bieten.“