Superliga-Klubs pfeifen auf den Fußball: "Das ist ein Atomkrieg"
Die Eigentümer der sechs englischen Fußball-Topklubs, die in die Pläne einer Super League involviert sind, machen sich offenbar keine Sorgen über mögliche negative Folgen ihres Ausscherens. Die Besitzer hätten einen Gegenschlag einkalkuliert, zitierte der britische Sender Sky News am Montag ein Vorstandsmitglied eines der Vereine, das namentlich nicht genannt werden wollte. Das Wohl des Spiels sei für sie zweitrangig. Die Fans der sechs Vereine laufen unterdessen Sturm.
"Um ehrlich zu sein, waren sie nicht sehr besorgt über (negative) PR", sagte der involvierte Funktionär gegenüber Sky News. Das Wohl des Spiels sei für die Eigentümer zweitrangig. Im Geheimen seien sie über die Möglichkeit, dass ihre Spieler für Europa- und Weltmeisterschaft gesperrt werden könnten, sogar erfreut. "Sie mögen es nicht, ihr spielendes Vermögen für eine sehr geringe finanzielle Belohnung an Länder weiterzugeben."
Fußballer als Druckmittel
UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hatte gedroht, "die Spieler, die in diesen Teams spielen, die vielleicht in einer geschlossenen Liga spielen" von den EM- und WM-Bewerben auszuschließen. Wann dies geschehen werde, ließ der Slowene allerdings noch offen. Es sei "zu früh", um über rechtliche Konsequenzen zu sprechen. Es solle aber "so früh wie möglich" geschehen.
Was wiederum die Spielervereinigung Fifpro dazu veranlasste, davor zu warnen, Fußballer als Druckmittel zu nutzen. "Wir werden uns energisch gegen Maßnahmen beider Seiten aussprechen, die die Rechte der Spieler beeinträchtigen würden, beispielsweise den Ausschluss aus ihren Nationalmannschaften", teilte die Fifpro am Montag mit.
Sechs aus zwölf
Sechs der zwölf an der Super League beteiligten Klubs kommen aus England. Es gebe zwar auch bei Manchester United, Manchester City, Liverpool, Arsenal, Chelsea und Tottenham einige Vorstandsmitglieder, die gegen die Pläne seien. "Aber sie haben den Eindruck, dass sie keine Macht haben, sie zu stoppen", meinte der anonyme Manager. Mit Blick auf die Situation im Fußball sagte er: "Dies ist kein Bürgerkrieg, sondern ein Atomkrieg."
Ausgetragen wird er mitunter auf dem Rücken der Fans. Fast alle wesentlichen Fan-Organisationen der sechs Klubs melden sich daher am Montag zu Wort. Der Chelsea Supporters' Trust sprach von "unverzeihlichen" Plänen, die von Gier getrieben seien. "Unsere Mitglieder und Fußballfans weltweit haben den ultimativen Verrat erlebt." Auch die Dachorganisation der Tottenham-Anhänger sprach von einem "Verrat am Verein".
"Der Fußball gehört uns Fans"
Der Spirit of Shankly, eine Fangruppe des entthronten Meistes Liverpool, betonte, die Klubeigentümer der Fenway Sports Group hätten die Fans in ihrem "unerbittlichen und gierigen Streben nach Geld" ignoriert. "Fußball gehört uns, nicht ihnen." Zudem kündigte man an, alle Flaggen aus dem Stadion in der Anfield Road abzuziehen. "Wir haben das Gefühl, das wir einen Klub nicht länger unterstützen können, der finanzielle Gier über die Integrität des Spiels stellt."
Die Dachorganisation der Anhänger von Rekordmeister Manchester United forderte den Verein auf, die Pläne aufzugeben. "Eine 'Super League', die eine geschlossene Veranstaltung selbst gewählter reicher Klubs ist, steht gegen alles, das Fußball und Manchester United ausmachen sollte." Das Pendant von Arsenal, der Arsenal Supporters' Trust, schrieb: "Das bedeutet den Tod all dessen, um das es beim Fußball gehen sollte."
Auch Anhänger von Tabellenführer und Fast-Meister Manchester City, der sich mit Millionen aus Abu Dhabi wieder ins Rampenlicht gespielt hat, machten ihrem Ärger Luft. Die Super League besitze keinen sportlichen Wert. "Diese Klubbesitzer, egal woher, scheinen zu denken, dass der Fußball ihnen gehört. Das tut er nicht. Er gehört uns, den Fans - unabhängig davon, wen wir unterstützen."
Angesichts Forderungen nach einem Ausschluss der Teilnehmer aus der englischen Liga wollen jedenfalls die übrigen Mitglieder der Premier League ihr weiteres Vorgehen diskutieren. Für Dienstagmorgen habe die Liga eine Sitzung der 14 restlichen Klubs einberufen, meldete die Nachrichtenagentur PA am Montag unter Berufung auf nicht genannte Quellen.
"Egoistisches Vorhaben"
Ebenfalls in der Superliga mit dabei sind die Spitzenvereine Real Madrid, FC Barcelona und Atletico Madrid. Die spanisch Liga sprach von einem "egoistischen Vorhaben, das darauf zielt, die Reichen noch reicher zu machen", klagte am Montag La Liga. Es handele sich um ein "elitäres und sezessionistisches" Projekt, das sich "negativ auf das gesamte Fußball-Ökosystem auswirken" werde. Man verurteile daher das Vorhaben der zwölf Topklubs aufs Schärfste und werde es mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen.
"Heutzutage können die Fußballfans in ganz Europa noch davon träumen, dass ihr Klub - ganz gleich, wie groß er ist - sich in einem Wettbewerb auszeichnen und den Gipfel erreichen kann", heißt es. Die Super League zerstöre diesen Traum, weil "nur noch eine Elite Zugang haben soll".