Sport/Fußball

Ein Punkt trennt Österreich von der EM-Endrunde

Die Schweden servierten den Österreichern das EM-Ticket nicht auf dem Silbertablett. Kein Wunder, hat doch Ikea bestenfalls ein Edelstahl-Tablett im Sortiment. Getreu dem Motto des schwedischen Selbstbaumöblers ließ das schwedische Nationalteam wissen: Macht es euch selber, baut euch den Schleuderstuhl nach Frankreich doch selber zusammen, wir schrauben nicht mit.

Also brauchte Teamchef Marcel Koller vor dem Spiel nicht sagen: "Jungs, haut alles rein. Schlagt die Moldawier, dann haben wir im September und Oktober noch drei Vorbereitungsspiele auf die EM." Die österreichischen Teamspieler wussten aber, dass ihnen mit einem Sieg gegen Moldawien nur noch ein einziger Punkt aus den letzten drei Spielen für die erstmalige Qualifikation für eine EM-Endrunde fehlt.

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Treuer Schweizer

Zwei Änderungen gab es gegenüber dem letzten Spiel, dem Sieg in Moskau. David Alaba ist wieder gesundet und somit natürlich Fixstarter. Stefan Ilsanker, sein Ersatz in Moskau, durfte auf die Bank. Und Sebastian Prödl war in der Innenverteidigung der Nutznießer der Verletzung von Martin Hinteregger. Wie sehr der Schweizer Teamchef seinen Stammspielern vertraut, zeigt sich, dass es gegenüber dem knappen Sieg in Moldawien nur eine Änderung gab. Damals, vor elf Monaten, durfte Sabitzer beginnen, aber nach 45 Minuten Harnik weichen.

Schon damals tat man sich schwer. Und gleich nach Anpfiff war klar, dass da ein moldawischer Riegel angerichtet ist, der bitter schmeckt. Den durfte schon nach einer Minute Zlatko Junuzovic in Form eines Fouls von hinten auskosten. Diesen Riegel wollten die Österreicher knacken, das merkte man von der ersten Minute an. Wie in einem Powerplay im Eishockey wurde der Ball um den Strafraum der Moldawier gespielt, immer auf der Suche nach einer Lücke. Die tat sich erstmals nach einer schnellen Kombination auf, doch Junuzovic köpfelte den Ball in die Hände von Ilie Cebanu (16.).

Der moldawische Tormann wurde von Beginn an verhaltensauffällig, weil er jeden Abstoß ausgiebig zelebrierte – weshalb ihn der Schiedsrichter schon nach einer Viertelstunde die gelbe Karte wegen unsportlichen Zeitschindens androhte. Die bekam er in der 39. Minute dann auch vor die Nase gehalten.

Die Zeit verstrich, der Riegel hielt. Der nächste erfolgversprechende Versuch war eine weite Flanke von Fuchs, wieder war Junuzovic mit dem Kopf zu Stelle, diesmal aber verfehlte er das Tor (30.). Nur kurz später wurde Robert Almer auf der Anzeigetafel für 500 Minute ohne Gegentor in Bewerbsspielen gratuliert. Was zumindest in diesem Spiel keine Kunst war, hatte er seine Kunst bis dahin kein einziges Mal unter Beweis stellen müssen.

KURIER-Noten für die Teamspieler:

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Falscher Alarm

Das wichtige Tor vor der Pause erzielte Arnautovic in der 42. Minute. Aber wieder nichts. Denn der schwache Schiedsrichter gab Abseits, obwohl der Ball von einem Moldawier zum Österreicher gekommen war.

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Nur zehn Sekunden nach Wiederbeginn zeigte sich der Wille dieses Tor zu machen, diesen Riegel zu brechen, doch Cebanu hielt den Schuss von Harnik. Aber es war Junuzovic, der im Stadion Begeisterung entfachte. Alaba schoss nach Doppelpass mit Janko aufs Tor, der Goalie ließ den Ball nach vorne abspringen, und Junzovic staubte ab (52.).

Dass man auf der Hut sein musste, zeigte sich in der 71. Minute, als Milinceanu nach einem Einwurf allein aufs Tor zog, doch Almer verhinderte mit seiner ersten Rettungstat den Ausgleich. Daher kann Österreich schon am Dienstag in Schweden das EM-Ticket lösen. Oder im Oktober in Montenegro. Oder dann daheim gegegen Liechtenstein. Es genügt ein einziger Punkt.

Wien, Ernst-Happel-Stadion, 48.500 (ausverkauft), SR Aleksandar Stavrev (MKD)

Tor: 1:0 (52.) Junuzovic

Österreich: Almer - Klein, Prödl, Dragovic, Fuchs - Baumgartlinger, Alaba (92. Ilsanker) - Harnik (76. Jantscher), Junuzovic, Arnautovic - Janko (84. Okotie)

Moldawien: Cebanu - I. Jardan, Golovatenco, Erhan, Armas, - Dedov, Cebotaru (79. Ginsari), Cojocari, Andronic (55. Racu), Patras - Milinceanu (87. Carp)

Gelbe Karten: Prödl bzw. Cebotaru, Cebanu

Marcel Koller (ÖFB-Teamchef): "Wir sind der Zielgerade noch ein wenig näher gerückt. Ich denke, es müsste doch möglich sein, in den verbleibenden drei Spielen noch diesen einen Punkt zu holen. Sie haben ein bisschen anders gespielt, waren aggressiver und haben auch nach vorne versucht, das eine oder andere umzusetzen. Wir waren vielleicht erste Halbzeit noch ein wenig ungeduldig, auch die Außenspieler zu weit hinten. Ich habe ihnen in der Pause gesagt, weiter geduldig zu sein. Es hat dann in der zweiten Halbzeit besser geklappt, den Gegner ein wenig auseinanderzureißen."

Zum fünften Sieg in der laufenden EM-Quali mit einem Tor Differenz meinte der Schweizer: "Heute war es eng, so viele gute Möglichkeiten gab es nicht, weil der Gegner auch nicht groß geöffnet hat. Es spielt keine Rolle, ob man jetzt 2:0 oder 3:0 gewinnt. Es ist zwar schön fürs Torverhältnis, aber 1:0 reicht."

Zlatko Junuzovic: (ÖFB-Torschütze): "Natürlich muss man nach so einem zähen Spieler erst einmal runterkommen um das Ganze zu realisieren. Es war einfach sehr, sehr schwer. Du rennst hin und her, versucht die Lücke zu finden - das ist einfach schwer. Ich glaube, wir werden es erst nach dem Spiel realisieren können, dass wir mit großem Abstand Tabellenführer sind. Uns fehlt jetzt nicht mehr viel auf die Qualifikation."

Über sein sechstes Länderspiel-Tor: "In der ersten Hälfte war ich schon knapp dran. Ich bin vom Gefühl her bei Davids (Alaba, Anm.) Schuss einfach weitergerannt. Es war irgendwie auch klar, dass dann so ein Tor fällt. Es war das Geduldsspiel, wie wir es im Vorhinein auch gesagt haben."

Christian Fuchs (ÖFB-Teamkapitän): "Wir haben bereits vor dem Spiel gesagt, dass es kein einfaches werden wird. Es war wirklich ein Abwehrriegel, den die Moldawier hier aufgestellt haben. Du läufst und läufst und trotzdem sind dann noch zehn Mann vor dir. Das ist dann schon irgendwann einmal frustrierend. Wir haben aber Ruhe bewahrt, das war sehr wichtig. Das Tor war dann eine Erlösung."

Robert Almer (ÖFB-Torhüter): "Spiele wie gegen Moldawien sind auch als Torhüter besonders schwierig, man muss schauen, dass die Konzentration ständig hoch bleibt. Aber man hat es auch im Spiel nach vorne gesehen, sie sind sehr tief gestanden, da ist es schwierig, schön zu kombinieren. In den Köpfen ist die Qualifikation noch gar nicht drinnen. Man sieht ja, wie eng das zusammen ist. Wenn wir heute nicht gewonnen hätten, wäre es schon wieder knapp geworden. Von daher heißt es volle Konzentration aufs Spiel gegen Schweden. Wir haben noch eine Rechnung mit den Schweden offen, es wäre ein schöner Moment, die Qualifikation dort zu fixieren."

Zu seinem Rekord (513 Minuten in ÖFB-Pflichtspielen ohne Gegentreffer) meinte Almer: "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass er mir nichts bedeuten würde. Es ist natürlich eine schöne Auszeichnung, auch eine für die ganze Mannschaft für die Arbeit, die wir im letzten Jahr geleistet haben. Schauen wir, dass wir das möglichst lange so weiterführen können."