EM in zwölf Nationen - das Werk eines Gesperrten
Von Wolfgang Winheim
Erstmals konnten Sportfans im Patschenkino hin und her schalten, um zugleich bei Dominic Thiems erstmaligem Semifinalauftritt in den Londoner ATP Finals und beim Fußball-EM-Qualifikationsspiel Österreich - Nordmazedonien im Bilde zu sein.
Erstmals bei so einem Entscheidungsmatch schien kein einziger Spieler von Austria und Rapid Wien im 24-Mann-Teamkader auf.
Vielleicht waren das Mitgründe, weshalb erstmals ein Länderspiel im Prater, in dem ein Endrunden-Start Österreichs fixiert werden konnte, nicht ausverkauft war.
Zu einer Premiere kommt es auch bei der EM im Juni, wenn die Endrundenspiele erstmals in zwölf verschiedenen Ländern ausgetragen werden. Der ÖFB zeigte sich – konträr zu Stadtpolitikern, die das Happel-Stadion immer noch für international konkurrenzfähig halten – realistisch genug, indem er sich mit einer Bewerbung Wiens gar nicht erst blamierte. Dafür wird Baku europäischer EM-Schauplatz sein. Obwohl die ölreiche Hauptstadt Aserbaidschans jenseits Europas liegt.
Wenn sich finanziell potente Gastgeber großzügig anbieten, kennen wahlberechtigte Funktionäre keine geografischen Grenzen. Wie auch die Vergabe der spanischen Super-Cup-Endspiele 2020, 2021, 2022 (für ein „Entgelt“ von 120 Millionen Euro) an Saudi-Arabien beweist.
Dass die EM 2020 die meisten der 24 Nationalteams und deren zig-tausend Fans zu einer unzumutbaren Vielfliegerei zwingen wird, ist einem Mann zu verdanken, dessen vierjährige Sperre (wegen des Verdachts aktiver und passiver Korruption) soeben geendet hat: Michel Platini, 64.
Europas dreifacher ehemaliger Fußballer des Jahres hatte eine EM im Erdogan-Land (die Türkei war zähester Bewerber gewesen) verhindern und sich dafür seinen Traum von der ersten paneuropäischen EM erfüllen wollen. Das war 2012 ...
als sich Platini als Präsident der UEFA (=Europäischen Fußball-Union) noch unantastbar mächtig fühlte;
als ihn auch Österreichs Fußballbund unterstützte;
und als Klimawandel noch nicht das alles dominierende Thema war.
Ab dem 30. November aber, wenn in Bukarest die EM-Auslosung erfolgt ist, wird’s von Umweltschützern für die UEFA kalt und warm geben.