Sport/Fußball

Eine Baustelle kommt selten allein

Wenn die Vereinten Nationen normaler Weise um Hilfe gebeten werden, dann geht es in den meisten Fällen um Menschenrechte, Krisenherde, Hungersnöte. Kurz: um Leben und Tod. Dass sich Bauarbeiter in ihrer Verzweiflung an die UNO wenden, hat da eher Seltenheitswert.

Das ungewöhnliche Hilfegesuch aus der brasilianischen Hauptstadt Brasilia lässt schon erahnen, wie groß die Sorgen und Schwierigkeiten sein müssen im Land der kommenden Fußball-Weltmeisterschaften. 15 Monate vor der Eröffnung präsentieren sich die meisten Stadien noch als Großbaustellen, das Mane-Garrincha-Stadion in Brasilia gilt dabei als besonderer Problemfall. Die akute Zeitnot – die Arena muss am 21. April dem Weltverband übergeben werden, damit im Sommer der Confederations Cup planmäßig über die Bühne gehen kann – haben auch die Vereinten Nationen erkannt: Zwei UN-Agenturen kümmern sich dank einer großzügigen Vereinbarung mit der Stadt Brasilia um die Probleme und stellen Arbeitsgeräte und Ausstattung (Generatoren, Zelte und anderes) im Wert von 13 Millionen Euro zur Verfügung.

Niederlagenserie

Wenn das bloß die einzige Baustelle im Gastgeberland wäre.

Auch die brasilianische Nationalmannschaft präsentiert sich 15 Monate vor dem Turnier noch alles andere als in weltmeisterlicher Verfassung. Mit fünf Titeln sind die Südamerikaner zwar offiziell immer noch der Rekordweltmeister, aber von Ruhm und Glanz ist wenig übrig. Bei den letzten beiden Weltmeisterschaften in Deutschland und Südamerika war für die Brasilianer jeweils schon im Viertelfinale Endstation, und in der FIFA-Weltrangliste ist die einstige Nummer 1 mittlerweile an die 18. Position abgerutscht.

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Besserung scheint nicht in Sicht, wie das jüngsteVorbereitungsspiel gegen Italienbewies (2:2), bei dem die Selecão innerhalb von drei Minuten einen 2:0-Vorsprung verspielte. Da scheint sich eine Mannschaft seit Jahren in der Selbstfindungsphase zu befinden, da scheint ein Teamchef nach dem anderen an dem Überangebot an Einzelkönnern zu scheitern.

Im Konzert der Großen spielen die brasilianischen Primgeiger derzeit zumindest nicht mehr die erste Geige: Seit 2010 haben die Südamerikaner gegen kein Topteam mehr gewonnen. Frankreich (0:1), Deutschland (2:3) und zuletzt auch England (1:2) haben die einst übermächtigen Brasilianer in die Schranken gewiesen. Angesichts dieser grauenvollen Bilanz können selbst Kantersiege gegen China (8:0) oder den Irak (6:0) die Volksseele nicht beruhigen.

Hoffnungsträger

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Der Mann, der es nun noch richten soll, der die Selecão im verbleibenden Jahr noch WM-fit machen muss, ist der letzte Strohhalm der Fußball-Nation: Luis Felipe Scolari, der im vergangenen November den glücklosen und unbeliebten Mano Menezes ablöste, genießt in seiner Heimat Heldenstatus, seit er Brasilien 2002 zum fünften und bisher letzten WM-Titel geführt hat. Scolari weiß, was von ihm erwartet wird, und predigt deshalb auch unermüdlich: „Wir wollen 2014 Weltmeister und Hexacampeão (Sechsfach-Champion) werden“

Ein hehrer Wunsch, und ein schwieriges Unterfangen zugleich. Aber möglicherweise helfen die Vereinten Nationen neuerdings auch bei Formkrisen von Fußballteams weiter.