Sport/Fußball

Ein Fußball-Drama für die Ewigkeit

Es erinnerte an 1999. An das längst zur Legende gewordene Champions-League-Finale zwischen Bayern und Manchester United in Barcelona. Die Münchner führten 1:0, doch Manchester schlug in der Nachspielzeit gleich doppelt zu und holte in letzter Sekunde den Titel.

In Dortmund gab es am Dienstag ein Déjà-vu: Malaga führte 2:1 und stand praktisch schon im Halbfinale, als die Deutschen mit Toren in der 91. und 93. Minute alles auf den Kopf stellten. Am Ende regierte schwarz-gelber Wahnsinn. Man spricht von einem Fußball-Wunder, von einer unvergesslichen Nacht und von der Hilfe eines Fußball-Gottes. So es ihn gibt.

„Wir waren alle kurz vorm Herzinfarkt“, kommentierte Trainer Jürgen Klopp die historische Aufholjagd. Das Spiel für die Ewigkeit erlebte auch Sportdirektor Michael Zorc wie im Rausch: „Das waren die aufregendsten 120 Sekunden meines Lebens.“

Ungläubig schüttelte Nuri Sahin den Kopf. „Jeder Einzelne von uns wird diese Partie niemals vergessen.“ Zorc pflichtete bei: „Dieses Spiel wird in der Vereinsgeschichte einen festen Platz einnehmen. Es gibt nicht viel Vergleichbares.“

Die Dramaturgie der magischen Nacht erinnerte an Barcelona 1999, nur ging diesmal die deutsche Mannschaft als Sieger vom Platz. Klopp: „Die größten Spiele in der Geschichte des Fußballs sind nicht in Erinnerung geblieben, weil sie so fantastisch waren und der eine Gegner unterlegen war, sondern weil es eng war und es am Ende eine Wendung gab, die man nicht mehr für möglich gehalten hätte.“

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Noch dazu leistete sich der Unparteiische Craig Thomson mit seinen Kollegen einige gravierende Schnitzer, übersah sowohl beim 2:1 für Málaga als auch beim 3:2 für Dortmund Abseitsstellungen. Bei den Spaniern regierte freilich der Frust. Trainer Manuel Pellegrini, der wegen des Begräbnisses seines Vaters erst wenige Stunden vor Anpfiff aus Chile nach Dortmund eingeflogen war, sah in Thomson den Hauptschuldigen für die Niederlage: „In den letzten sieben, acht Minuten war kein Schiedsrichter mehr auf dem Platz.“
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Vorwürfe

Die spanische Zeitung Marca wurde noch deutlicher: „Zu einer solchen Ungerechtigkeit, wie sie den Andalusiern in Dortmund widerfuhr, fehlen die Worte. Ganz Spanien drängt sich der Eindruck auf, dass UEFA-Boss Platini etwas gegen diesen Klub hat.“

Jürgen Klopp äußerte Verständnis für die harsche Kritik seines Kollegen: „Ich kann jede Regung des enttäuschten Verlierers nachvollziehen. Wir haben auch schon große Spiele verloren, man fühlt sich danach häufig ungerecht behandelt.“

Auch der Besitzer des FC Málaga hat schwere Vorwürfe erhoben: „Das ist kein Fußball, sondern Rassismus“, twitterte Scheich Abdullah Al-Thani. Er hoffe, dass die Europäische Fußball-Union eine gründliche Untersuchung aufnehmen werde. „Es tut mir leid, dass wir so ausgeschieden sind“, meinte das Mitglied der Königsfamilie von Katar. Seinen Spielern dankte er unterdessen: „Ihr seid Champions auf dem Platz gewesen.“

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Erstmals in der Geschichte von Real Madrid stand am Mittwoch gegen Galatasaray Istanbul nur ein Spanier in der Startelf. Das war aber nicht Iker Casillas, der Tormann, der bei Trainer José Mourinho in Ungnade gefallen ist, sondern sein Ersatz Diego Lopez. Die zehn Feldspieler kamen aus Argentinien (Di Maria, Higuain), Deutschland (Khedira, Özil), Frankreich (Varane), Ghana (Essien), Kroatien (Modric) und Portugal (Pepe, Coentrao, Ronaldo).

Real hatte das Heimspiel 3:0 gewonnen und ging in Istanbul durch ein Tor von Ronaldo früh in Führung. Dadurch hätte Galatasaray fünf Treffer erzielen müssen. Real fühlte sich daher sehr sicher, die Türken kamen bis auf 3:1 heran. Ronaldo erzielte im Finish noch den zweiten Treffer. Der 28-Jährige führt nun die Torschützenliste der Champions League mit elf Toren souverän an und hält in der Königsklasse bereits bei 49 Treffern – um 22 weniger als Rekordler Raul.

"50.000 unglaubliche Fans"


Trainer José Mourinho schwärmte danach von der Begeisterungsfähigkeit der türkischen Anhänger: „Galatasaray hat nicht mit elf Spielern, sondern mit 50.000 unglaublichen Fans gespielt. Galatasaray ist mit Herz und Stolz ausgeschieden.“ Und ging nach dem Schlusspfiff in die Galatasaray-Kabine, um seinem Kollegen Fatih Terim und dessen Spielern zu gratulieren. „Dafür sind wir ihm sehr dankbar. Jetzt hoffen wir, dass Real die Champions League gewinnt. Dann können wir sagen, wir sind gegen den späteren Sieger ausgeschieden“, meinte Terim.