Sport/Fußball

„Diese moderne Sklaverei muss beendet werden“

32 Nationalteams werden bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar antreten. Und wenn nicht schnell Gegenmaßnahmen ergriffen werden, werden bis dahin für jedes Team 130 Gastarbeiter vor allem aus Asien ihr Leben lassen müssen. Das errechnete der Internationale Gewerkschaftsbund. Der Grund: Die Migranten, die Stadien, Hotels und andere Infrastrukturen aus dem Wüstenboden stampfen, arbeiten unter unmenschlichen Bedingungen.

„Die offiziellen Zahlen meiner Regierung belegen, dass allein in den vergangenen 20 Monaten 427 meiner Landsleute in Katar gestorben sind“, sagt der nepalesische Anwalt Ramesh Badal, der die Interessen der Gastarbeiter aus dem Himalaja-Land in dem Golfstaat vertritt und auf Einladung des ÖGB am Montag in Wien war.

Als Gründe nennt der Jurist im KURIER-Gespräch mangelnde Sicherheitsvorkehrungen und -instruktionen seitens der Firmen und Herzattacken infolge von Arbeitsüberlastung. „Zwölf- bis 14-Stunden-Tage sind keine Seltenheit. Und bei Temperaturen von bis zu 50 Grad im Sommer erhalten die Arbeiter kein Trinkwasser, viele nehmen zu wenig Flüssigkeit zu sich.“

Spätabends kämen sie völlig erschöpft in ihre schäbigen Quartiere. Zwölf Mann zusammengepfercht in einem kleinen Zimmer mit Stockbetten ohne Klimaanlage oder Ventilator. 40 bis 50 müssten sich eine Toilette teilen, 200 bis 300 die enge Küche. Klopapier gebe es meistens keines.

Und die Bezahlung? Auch dabei würden die Gastarbeiter über den Tisch gezogen. „Wenn sie in Nepal den Kontrakt abschließen, wird ihnen ein Mindestlohn von umgerechnet 243 Euro pro Monat versprochen, in Katar müssen sie nochmals bei der Firma unterschreiben – und plötzlich beträgt der Lohn nur noch 182 Euro. Das heißt, sie arbeiten etwas mehr als vier Monate nur für das Flugticket – denn sie müssen der nepalesischen Vermittlungsagentur 760 Euro für den Transfer zahlen“, so Badal.

Ganz schlimm sei auch das „Kafala-System“. Denn Neuankömmlinge brauchen für eine Arbeitserlaubnis einen Bürgen, in diesem Fall das Unternehmen, dem die Migranten dann ausgeliefert seien. Oft würden ihnen die Pässe abgenommen. Selbst wenn dies nicht geschähe, könnten sie das Land nicht verlassen, weil sie auf einen Stempel des Arbeitgebers angewiesen seien, der diesen mitunter verweigere.

Badals Resümee: „Diese Art der modernen Sklaverei muss beendet werden.“ Dazu müsse der Weltfußballverband FIFA Druck auf Katar ausüben, und das Emirat müsse für ordentliche Verhältnisse sorgen: „Das reichste Land der Welt sollte das doch schaffen.“