Sport/Fußball

Die Qual der Wahl für den Ernstfall

Marcel Koller ist nicht der Genießer vor dem Herrn. Anstatt sich bei einem Glas Wein nach dem 6:0 über die Färöer zurückzulehnen, führte der Teamchef mit seinem Trainerteam lieber bis spät in die Nacht Gespräche. Ein Heimsieg gegen die Färöer ist ja auch kein Grund zum Lockerlassen. Und Zeit dafür wäre ebenso wenig, immerhin gastiert man schon am Dienstag in Dublin, um Irland in der WM-Qualifikation zu schlagen. Diese Aufgabe wird schwer genug.

Auch die Erkenntnisse nach dem Kantersieg halten sich in Grenzen. Man hat Selbstvertrauen getankt, dem Publikum spielerisch schöne Aktionen präsentiert und vor allem realisiert, dass die Sache mit dem Toreschießen doch noch funktioniert. Ansonsten wird alles anders, weil auch der nächste Gegner viel mehr Qualität ins Spiel mitbringt. „Sie haben ein starkes Kollektiv, aber auch gute Einzelspieler, die nach vorne etwas Entscheidendes bewirken können“, weiß Koller nach fünf Spiel-Beobachtungen der Iren.

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Die Organisation, die im Spiel der Österreicher in der zweiten Hälfte gegen die Färöer ein wenig abhanden gekommen ist, wird in Dublin umso wichtiger sein. „Passieren uns dort Nachlässigkeiten, dann beißt der Gegner zu“, appelliert der Teamchef an die Disziplin der Spieler, ihre Positionen einzuhalten.

Trotz allem ist zu erwarten, dass der Schweizer zumindest nominell nicht viel verändern wird. Zum einen, weil er generell auf bewährte Kräfte setzt, und zum anderen, weil sich auch die wenigen Veränderungen bewährt haben. Selbst wenn sie unfreiwillig waren wie jene in Person des Philipp Hosiner. Nach seinem Doppelpack könnte man davon ausgehen, dass der Austrianer auch in Dublin erste Wahl ist. Doch so sicher dürfte das nicht sein, wenn man Kollers Worten lauscht. „Er hat seine Sache gut gemacht, wenngleich Irland sicher ein anderer Maßstab ist, mit anderen Innenverteidigern. Man muss sich bewusst sein, dass man da nicht so leicht durchkombinieren kann.“

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Genesung

Marc Janko, der sich am Freitag noch verletzt meldete, nahm dank der intensiven Behandlung der medizinischen Abteilung am Samstagvormittag schon wieder das Training auf. Koller schätzt Jankos körperliche Präsenz und internationale Erfahrung. „Er hätte wohl auch seine Tore gegen die Färöer erzielt.“

Der Schweizer hat jedenfalls vor dem Ausflug nach Irland in der Offensive die Qual der Wahl. Koller , der seinen Schützlingen am Samstag einen freien Nachmittag gönnte, wird Arnautovic nicht aus der Mannschaft stellen, wenngleich der sich das mit seiner Leistung gegen die Färöer verdient hätte. Viel zu sehr gilt das Prinzip Hoffnung, es könnte bei ihm ein Genieblitz einschlagen. Gefeit vor Kritik ist Arnautovic aber nicht. „Er hatte leichtsinnige Ballverluste und muss zeigen, dass er viel mehr kann“, betonte Koller.

Andreas Weimann hätte sich mit seinem Kurzauftritt und zwei Tor-Assists einen Platz in der Startformation verdient. Zudem müsste sich der England-Legionär nicht erst an die Gangart der irischen Abwehrpflöcke gewöhnen. Auch als Speerspitze wäre er eine Alternative zu Janko und könnte – so wie am Freitag Hosiner – mit Pässen in die Tiefe gut eingesetzt werden.

Harnik einsatzfähig

Und dann wäre da auch noch ein gewisser Martin Harnik, der nach seiner Grippe wieder einsatzfähig ist und – so lange er gesund war– stets zu Kollers Fixgrößen gehörte.

Auch Irland tankte Selbstvertrauen mit dem 0:0 in Schweden. Teamchef Giovanni Trapattoni: „Ich weiß nicht, ob Schweden Angst vor uns hatte, wir hatten jedenfalls keine Angst vor Schweden. “ Ein Arnautovic-Schicksal erlitt dessen Vorbild Zlatan Ibrahimovic – er wurde von den schwedischen Medien kritisiert: „Als es ernst wurde, blieb Zlatan anonym.“