Die Austria gedachte eines ihrer Größten
Von Florian Plavec
Mit einer Kranzniederlegung an seinem Grab gedachte die Wiener Austria des am 23. Jänner 1939 in Wien verstorbenen Matthias Sindelar.
Genannt wurde er der "Papierene". Weil er groß, schmächtig und nicht zu greifen war, wenn er in den 1920er- und 30er-Jahren auf dem Spielfeld durch die Reihen seiner Gegner tänzelte und die Massen begeisterte. Als Kapitän des „Wunderteams“ war er das Synonym für die Glanzzeit der Wiener Fußballschule.
Geboren wurde Sindelar am 10. Februar 1903 im mährischen Dorf Kozlov. Er übersiedelte nach Wien und lebte wie Zehntausende andere zugewanderte Tschechen im Arbeiterbezirk Favoriten. Dort begann Sindelar bei der „Hertha“ seine Karriere. 1924 wechselte er zu den „Amateuren“, die zwei Jahre später in „Austria“ umbenannt wurden. Mit dem Verein gewann er unter anderem zwei Mal den Mitropacup, einen Vorläufer des Europacups.
27 Tore für Österreich
43 Mal spielte Sindelar für das Nationalteam, dabei erzielte er 27 Tore. Die Wunderteam-Ära währte von 1931 bis 1933, in denen das Team von 15 Länderspielen zwölf gewann und nur ein einziges Mal verlor: am 7. Dezember 1932 mit 3:4 an der Londoner Stamford Bridge gegen England.
Sindelar starb 35-jährig unter mysteriösen Umständen, vermutlich an einer Kohlenoxidvergiftung wegen eines schadhaften Ofens. Am 23. Jänner 1939 fand man seine Leiche, Sindelar überlebte den „Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland also nicht einmal um ein Jahr.
Lange Zeit galt Sindelar als Gegner der Nazis. Doch dieses Image bekam zu Sindelars 100. Geburtstag Kratzer. Im Gedenkjahr 2018 betrieb die Austria wissenschaftliche Aufarbeitung und präsentierte das Buch: „Ein Fußballverein aus Wien - Der FK Austria im Nationalsozialismus 1938-1945“.
Mitautor Bernhard Hachleitner sagte, dass es keine Belege dafür gebe, dass Sindelar sich geweigert hätte, für die reichsdeutsche Auswahl zu spielen. Außerdem hätte er (so wie auch andere Spieler) auch von Arisierungen profitiert.