Didi Kühbauer: Zwischen Traum und Herausforderung
Von Alexander Huber
Nur zwei Minuten dauerte die Ansprache von Didi Kühbauer zu Beginn seines ersten Trainings als Chefcoach bei Rapid. Am Ende schmunzelten die Spieler – Übung gelungen, der Djuricin-Nachfolger will vor dem heiklen Start am Donnerstag in Glasgow gegen die Rangers möglichst viel Druck von den verunsicherten Spielern nehmen.
Kühbauers Marschroute; „Bei den Rangers nicht verlieren, am Sonntag müssen wir dann Mattersburg schlagen.“ Das oberste Ziel sind die Top-6 in der Meisterschaft, Überwintern in der Europa League würde der Neue gerne. Und wenn es irgendwie geht, den Cup gewinnen.
Zoran Barisic traut das seinem engen Freund zu: „Ich freue mich sehr, weil sich der Didi das Amt verdient hat.“ Barisic hätte nach seiner Aussöhnung mit Präsident Krammer selbst große Chancen auf den Job gehabt, unterschrieb aber davor in Ljubljana. „Auf den Rauswurf eines Kollegen hoffen, oder sich gar selbst anbieten – nein, das mache ich nicht. Das kommt alles im Leben zurück.“
Private Treffen
Sportdirektor Fredy Bickel gab in einer „kurzen Zusammenfassung“, die aber zehn Minuten dauerte, für Fußball-Österreich ungewöhnlich ehrlichen Einblick in die Trainersuche. Er verriet nicht nur, dass er eine umfangreiche Trainer-Liste führt, sondern auch regelmäßig zu privaten Treffen bittet: „Gogo wurde aber immer informiert, wenn ich Didi und andere zu einem Austausch in meine Wohnung geladen habe.“ Mit Kühbauer gab es vor den Verhandlungen „in zwölf Monaten zwei bis drei lange Gespräche“.
Der Schweizer wollte „unbedingt eine schnelle Lösung, innerhalb von 48 Stunden“ nach der Djuricin-Beurlaubung. Eine Einbahn war das Auswahlverfahren aber nicht. „Am Sonntag hat sich das Blatt gewendet“, erklärte der Sportdirektor. Das hat nicht nur an der Absage von LASK-Trainer Glasner gelegen. Auch ein ernsthafter Kandidat aus dem Ausland dürfte abgesprungen sein.
„Mit Blick auf die Ergebnisse und die Tabelle“ war für Bickel dann klar: „Es kann nur einer helfen, der die Liga und Rapid gut kennt. Sonntagabend war ich mir sicher: Es muss Didi sein!“
In St. Pölten wurde das anders gesehen. Vor allem die aggressive Verhandlungsweise Montagnachmittag sorgte für Unruhe, dazu ein Trainer, der keinen Zweifel ließ, unbedingt wegzuwollen: „Das ist mein Herzensverein, das war mein Traum. Ich will mich aber auch beim SKN und den Spielern bedanken. Sie haben mit ihren Leistungen ermöglicht, dass ich jetzt da sitze.“ Die Ablöse an den SKN wurde über mehrere Stunden laut Bickel „richtig hart“ verhandelt, bis sie auf rund 400.000 Euro gedrückt war. Dass in der Aussendung kein Wort das Dankes an den Tabellenzweiten gerichtet war, bezeichnet Bickel als „Fehler. Dafür will ich mich beim SKN entschuldigen“.
Konter für Krankl
Kühbauer redete sich im Lauf der 45-minütigen Pressekonferenz warm, das lag nicht nur am ungewohnten Outfit mit Rapid-Logo: „Dieser Hoodie ist zu warm, das ist eine Fehlbesetzung.“ Zur Kritik von Hans Krankl auf Sky, er hätte das Angebot nicht annehmen dürfen, weil er zwei Mal nicht zum Zug gekommen war, antwortete der Burgenländer: „Ich glaube, er hätte ein Angebot von Rapid auch angenommen.“
Kapitän Stefan Schwab, der von allen Rapidlern den engsten Draht zum neuen Trainer hat, meint: „Wir haben jetzt den starken Mann an der Front, den wir auch brauchen.“ Kühbauer kündigt an, „beim Training etwas anzuziehen.“ Denn: „Schwitzen hat noch keinem geschadet.“
Die durchaus vorhandenen Sorgen, dass er wie bisher reaktiv spielen lassen will, versucht Kühbauer zu zerstreuen: „Ich werde das spielen, was der Mannschaft am besten tut. Rapid muss offensiv auftreten.“ Unterstützung kommt von Barisic: „Jetzt hat Didi den Kader, um dominant zu spielen.“
Kritik gab es am Rasen („Nicht in einem Zustand, der einer spielstarken Mannschaft hilft“) und auch den Fans: „So wie ich es am Samstag mit St. Pölten erlebt habe, war das nicht hilfreich. Unglaublich, dass jede Aktion bekrittelt wird und nach 15 Minuten Pfiffe kommen.“ Kühbauers Appell: „Es geht um Rapid. Wir brauchen die Unterstützung aller Fans.“