Sport/Fußball

Derby-Videos: Warum wurde das Tor vom Austria-Sektor geöffnet?

Die Aufarbeitung des Derby-Skandals wird noch lange dauern. Die Vereine und ihre Fans haben einiges gutzumachen. In einer ersten Reaktion wurde beschlossen, vier Derbys ohne Auswärtsfans auszutragen.

Eine weitere dringende Frage lautet: Warum konnten die Radaubrüder von Grün - die sich für Pyrotechnikbeschuss Richtung Familiensektor "rächen" wollten und über einen Zaun geklettert waren - sowie Violett auf dem Rasen zum direkten Kampf Mann gegen Mann aufeinandertreffen?

Mehrere Minuten lang, bis ein Austria-Fan schwerverletzt auf dem Boden liegen geblieben war und die Polizei auf dem Feld aktiv wurde.

Eine erste Polizei-Bilanz sah keine Fehler, die vom Gastgeber (Rapid) gestellten Ordner hätten besser agieren müssen, heißt es.

Am Dienstag antwortete Rapid-Präsident Alexander Wrabetz auf die Frage, warum das Tor unter dem Austria-Sektor aufgegangen war und Fans von dort auf das Spielfeld stürmen konnten: „Das ist eigentlich eine Sicherheitsschleuse. Das lag nicht in unserem Bereich und ist noch zu analysieren.“

Eine mögliche Antwort liefert ein Video aus dem Stadioninneren, das zuerst der Falter veröffentlichte. Zuerst ist zu sehen, wie Ordner bemerkten, dass Chaoten aus dem Rapid-Sektor und Austrianer, die ebenfalls über einen Zaun geklettert waren, mittlerweile direkt aufeinander trafen.

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Das Tor wurde geöffnet, Ordner liefen nach draußen - sie waren auf dem Rasen wie später zu sehen war, in Unterzahl und überfordert.

Einige szenekundige Beamte ("SKB"), die üblicherweise lange bei und mit einem der Vereine samt ihren Fans zu tun haben, folgten durch das Tor. Sowohl die Polizei-Beamten, als auch die Ordner haben offenbar nicht mitbekommen, dass von hinten bereits Austria-Fans heranstürmten.

Tor wurde aufgedrückt

Noch bevor das Tor wieder verschlossen werden konnte, wurde es aufgedrückt. Ein folgenschwerer Fehler. Es kam zu den Kämpfen, die Tote zur Folge haben hätten können.

Der "Falter" kritisiert konkret einen szenekundigen Beamten, bei dem es in einem Video den Anschein macht, er würde gar nicht versuchen, das Tor wieder zu schließen. Dem KURIER liegen Videos aus einer anderen Perspektive vor - hier ist nicht klar auszumachen, ob der Druck von innen oder der fehlende Wille zur Torschließung ausschlaggebend war.

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Auf eine KURIER-Anfrage antwortete die Polizei Mittwochabend.

"Szenekundige Beamten der Wiener Polizei, zuständig für die Fans der FK Austria Wien, befanden sich einige Minuten vor dem Platzsturm neben dem Gästesektor im Sektor der „Familientribüne“, um seitlich auf die Austria Fans deeskalierend einzuwirken. Als dieser Versuch keine Wirkung zeigte und der Ordnerdienst die SKB ersuchten, auf das Spielfeld zu kommen, gingen szenekundige Beamte gemeinsam mit dem Ordnerdienst zum Tor, welches zum Platz führt. Der Ordnerdienst öffnete das Tor und sowohl der Ordnerdienst als auch die szenekundigen Beamten gingen durch das Tor. Einige Fans befanden sich ebenfalls in diesem Bereich."

Zu den entscheidenden Momenten heißt es: "Der Versuch der Beamten, das Tor rasch wieder zu schließen gelang aufgrund des Drucks der vielen Fans nicht. Die szenekundigen Beamten versuchten in weiterer Folge am Spielfeld deeskalierend auf die Fans einzuwirken."

Außerdem erklärt die Polizei: "Anzumerken ist, dass die SKB keine Schlüssel für Tore des Stadions besitzen und ein selbstständiges Öffnen nicht möglich ist."