Sport/Fußball

David und der liebe Gott

Meine Kraft liegt in Jesus! Dieses Lebensmotto ist auf David Alabas Spielerprofil auf der offiziellen Homepage des FC Bayern Münchens zu lesen. Aus seinem tiefen religiösen Glauben hat der 19-jährige Shootingstar noch nie einen Hehl gemacht.

Er und seine Familie gehören der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten an. Eine christliche Bewegung, die weltweit rund 16 Millionen Glaubensmitglieder hat. Erziehung spielt im adventistischen Glauben eine große Rolle. Sie beruht auf den Prinzipien des Alten und Neuen Testaments. Mäßigung und Enthaltsamkeit in vielerlei Hinsicht zählen zu den wesentlichen Punkten. David Alaba gilt als bescheidener Mensch, der trotz seines Erfolgs nicht abhebt.

Wie wichtig der religiöse Glauben oder schlicht und einfach Rituale im Leistungssport sind, erklärt der Sportpsychologe Christopher Willis im KURIER-Gespräch. Er ist beratend am sportphysiologischen Kompetenzzentrum in Innsbruck tätig und arbeitet sowohl mit Sommer- als auch mit Wintersportlern. "Wenn Athleten wirklich von ihrem Glauben überzeugt sind, tun sie sich in der Regel leichter, mit dem Erwartungsdruck umzugehen." Vor allem hilft er Sportlern, kritische Situationen besser anzunehmen: "Der Glaube gibt Orientierung und erleichtert den Umgang mit der momentanen Wettbewerbs-Situation. Selbst mit Fehlschlägen können gläubige Sportler besser umgehen und diese akzeptieren, weil sie es durch ihren Glauben als Prüfung sehen."

Rituale

Sportler, die wie Alaba so stark durch ihre Religion geprägt sind, sieht Willis als Ausnahmeerscheinung: "Richtig gläubige Athleten gibt es wenige, gerade im Fußball ist das nur ein kleiner Prozentsatz. Aber es gibt viele, die Rituale haben, die nicht unbedingt religiös sind."

Laut Experten erleichtern Rituale den Alltag und die Stressbewältigung. Das reicht vom kurzen Selbstgespräch bis zum Mitbringen von Talismanen. Im Fall des ehemaligen französischen Nationaltrainers Raymond Domenech – bekennender Astrologie-Fan – waren es die Himmelskräfte. Er stellte sich bei der Präsentation seines Kaders mit folgenden Worten vor: "Mein Name ist Raymond Domenech. Ich trainiere ab sofort unsere Nationalmannschaft und bin Wassermann, Aszendent Jungfrau." Seinen Kader erstellte er schließlich nach den Tierkreiszeichen seiner Spieler. Beim Anpfiff des Finales standen dann vier Krebse nebeneinander, die als sehr mannschaftsdienlich gelten. Ob die Franzosen alleine deshalb 2006 Vize-Weltmeister wurden, ist eine andere Frage.

Psychologe Willis sieht im Profi-Fußball einige Faktoren, die auf die Spieler starken Druck ausüben: "Es ist kein gesicherter Beruf, da das Fortkommen der Spieler immer von den Ergebnissen abhängt. Fußball ist ein dynamischer, stressbedingter Arbeitsbereich. Die Spieler müssen sich ständig hinterfragen, beweisen und sich mit Kritik und Zweifel auseinandersetzen. Dafür braucht man ein hohes Selbstwertgefühl." Und davon hat David Alaba genug.