Das Rezept gegen die Ernüchterung
Teamchef Marcel Koller will keine Zeit verlieren. Daher sah er sich gestern Früh auf dem Weg zum Flughafen Cardiff 35 Minuten des 1:2 gegen Wales vom Vortag auf DVD an. Der Test ist schiefgegangen, dennoch versuchte Koller das Positive herauszufiltern und ortete eine Steigerung zum 0:3 gegen die Elfenbeinküste. Das ist relativ, denn damals klappte so gut wie gar nichts.
Im Hinblick auf das WM-Qualifikationsspiel in Dublin am 26. März gegen Irland bedarf es in manchen Punkten einer raschen Verbesserung, wie auch Koller weiß. Wenngleich die generelle Richtung stimmt, so muss an Kleinigkeiten gedreht und geschraubt werden:
Die Chancenverwertung
Einmal mehr fand Österreich vor allem in der ersten Hälfte in Swansea einige gute Chancen vor, bei der Verwertung haperte es erneut. „Mir ist schon vor einem Jahr aufgefallen, dass die Möglichkeiten zu wenig genützt werden“, gestand Koller gestern. „Das gilt auch für die Nachwuchs-Mannschaften.“ Ein künftiger Torjäger ist derzeit nicht in Sicht. „Wir haben einige Spieler, die für Torgefahr sorgen, aber wir machen zu wenig daraus.“ Ivanschitz, Arnautovic, Jantscher, Leitgeb oder Junuzovic – sie alle sind gute Techniker und Fußballer, treffen aber zu selten in des Gegners Tor. Im Team wie beim Klub. Nur Marc Janko jubelt im Teamdress noch mit einer gewissen Regelmäßigkeit.
Der Stil
Die Ausrichtung stimmt. Ähnlich wie einst Josef Hickersberger lässt Marcel Koller sein Team den Gegner früh mit Pressing attackieren. „Diesmal war es nicht so aggressiv wie letztes Jahr gegen die Türkei und Deutschland.“ Ebenso präsentierten sich die Formationen zueinander nicht geschlossen, weshalb sich für Wales Räume auftaten, die zu den Gegentoren führten. Koller verzichtete auf eine Begutachtung von Austria-Torjäger Philipp Hosiner auf internationaler Bühne, setzt mit Janko auf einen großen Solo-Stürmer. Dementsprechend sollte das Spiel zugeschnitten sein, die Anzahl der auf Janko geschlagenen Flanken war überschaubar.
Individuelle Fehler
Diese werden auf internationaler Bühne selbst von Wales, wahrlich keine Weltklasse-Mannschaft, bestraft. Österreichs Teamkicker begehen davon noch zu viele. Seien es Abspielfehler, die den Spielfluss stoppen oder Unkonzentriertheiten, die dem Gegner Chancen ermöglichen. „Es handelt sich nur um Kleinigkeiten. Auf diesem Level werden sie jedoch ausgenützt.“
Die Spielpraxis
Koller wird weiterhin auch auf Spieler mit wenig Spielpraxis setzen. „Wir sind Österreich und können es uns oft nicht aussuchen.“ Bei dem Innenverteidiger-Duo Prödl/Pogatetz offenbarte sich das Manko viel zu deutlich.
Die Entschlossenheit
Optische Überlegenheit und Ballbesitz lassen hoffen, doch unmittelbar vor dem gegnerischen Tor fehlt es an Nachdruck, dem Biss, den Ivanschitz eingefordert hat. Wer in einer Qualifikation auch in der Fremde gewinnen will, muss mit mehr Zug zum Tor agieren.
Die Anführer
Das Team funktioniert im Kollektiv gut. Sucht man im Notfall wie in Wales einen Führungsspieler, der entscheidend die Ärmel aufkrempelt, dann wird man auf den ersten Blick nicht fündig. Ivanschitz ist nicht der Typ für diese Rolle, von Alaba darf man dies aufgrund seiner Jugend noch nicht verlangen. Noch dazu spielt er bei den Bayern eine andere Position als im Team. Arnautovic, von dem der Fan noch am ehesten Geniestreiche erwarten darf, spielte in Wales 60 Minuten lang sein eigenes Spiel, in dem sich Licht und Schatten fast im Minutentakt abwechselten. Wäre er ein Hund und der Teamchef sein Herrl, Koller könnte den Gegner beruhigen: „Er beißt nicht, er will ja nur spielen.“ In den kommenden zwei Spielen gegen die Färöer in Wien (22. März) und in Irland vier Tage später muss Österreich aber zubeißen.
2007
Malta – Österreich 1:1
Frankreich – Österreich 1:0
Schweiz – Österreich 3:1
2008
Italien – Österreich 2:2
Das Spiel fand in Nizza (F) statt
Litauen – Österreich 2:0
Färöer – Österreich 1:1
2009
Serbien– Österreich 1:0
Rumänien – Österreich 1:1
Frankreich – Österreich 3:1
2010
Belgien – Österreich 4:4
2011
Niederlande – Österreich 3:1
Türkei – Österreich 2:0
Deutschland – Österreich 6:2
Aserbaidschan – Österreich 1:4
Kasachstan – Österreich 0:0
Ukraine – Österreich 2:1
2012
Kasachstan – Österreich 0:0
2013
Wales – Österreich 2:1