Sport/Fußball

Cup: Austrias Matinee auf dem Mini-Platz

Stell dir vor, wir schießen das 1:0. Was dann hier erst los sein wird." Patrick Steinkellner, Bankangestellter, ertappt sich in letzter Zeit immer öfter bei Tagträumen wie diesem. Ist ja auch verlockend: Cup-Achtelfinale gegen die berühmte Wiener Austria, große Bühne, Rampenlicht - welcher Hobbyfußballer malt sich da nicht in den kühnsten Fantasien eine Sensation aus?

Es ist das Spiel des Lebens für die Amateur-Kicker der SVG Reichenau, einem Viertligisten aus dem gleichnamigen Innsbrucker Stadtteil. Auf 50.000 Euro beläuft sich der Etat, die Spieler - Studenten und Angestellte, Buchbinder und Kindergärtner - verdienen 2500 Euro pro Jahr. Selten war ein David so winzig.

Stolpergefahr

"Zugabe", nennt Trainer Thomas Lenninger dieses denkwürdige Duell (Mittwoch, 10.30 Uhr) mit der Wiener Austria, "wir haben übers Ziel hinausgeschossen." Denn wer konnte in der letzten Runde schon damit rechnen, dass die Reichenauer Bundesligist Kapfenberg aus dem Cup werfen?

Tatsächlich herrscht im Osten von Innsbruck akute Stolpergefahr. Der Reichenauer Sportplatz ist so winzig, dass jeder Tormann-Ausschuss zur Gefahr wird; er ist so holprig, dass selbst Edeltechniker mitunter wie Anfänger aussehen. "Der Platz kommt uns entgegen", weiß Trainer Lenninger.

Es war lange unsicher, ob der Viertligist im größten Spiel der Klubhistorie überhaupt Heimvorteil haben würde. Die kleiner Reichenauer Sportanlage ist nicht für Partien dieser Größenordnung gemacht. Vor allem die Angst vor Ausschreitungen zwischen den rivalisierenden Anhängern von Austria und Wacker Innsbruck ließ die Klub-Verantwortlichen über eine Übersiedlung ins Tivolistadion nachdenken. "Aber es wäre schade gewesen, wenn wir den Höhepunkt schlechthin nicht auf dem eigenen Platz hätten feiern können", meint Helmut Hupfauf, der sportliche Leiter.

Matinee

Die Behörden gaben am Ende grünes Licht für das Cup-Match, das zum Hochrisikospiel erklärt wurde: Vorsorglich erfolgt der Anpfiff bereits um 10.30 Uhr, damit möglichst wenige Austria-Anhänger per Zug nach Tirol anreisen können. Für die 60 Fans, die dennoch aus Wien erwartet werden, wurde eine Zusatztribüne mit eigenem Eingang errichtet. 15 Security-Mitarbeiter und 25 Ordner sind im Einsatz, die limitierten Tickets (650 Stück) wurden nur an Freunde des Vereins und Verwandte der Spieler verteilt. Sicher ist sicher.

Nur einer hält nichts von dieser Devise - Reichenau-Coach Lenninger. Er hat gegen die Austria schon vorsorglich einmal das Motto ausgegeben: "Wir werden voll anpressen."

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