Corona zum Trotz: Österreichs Klubs als ohnmächtige Zaungäste
Von Wolfgang Winheim
Krank: Salzburg muss zur Champions-League-Qualifikation nach Israel, obwohl sich das Land im Lockdown befindet. Grotesk: Bereits 97 Transfers, bei denen pro Spieler mindestens zehn Millionen Euro (oder viel, viel mehr) den Besitzer wechselten, wurden in dieser Übertrittszeit in Europa vollzogen, obwohl die wirtschaftliche Situation immer bedrohlicher wird.
Österreichische Klubverantwortliche sind in diesem von Briten (dank extrem hoher TV-Gelder) dominierten Millionenspiel ohnmächtige Zaungäste, die sich verzweifelt fragen:
Wie lange noch darf hierzulande nur vor maximal 3.000 Besuchern (oder vor gar keinen) gespielt werden? Wie lange noch kann ein Konkurs vermieden werden? Wie können Spieler fünf vor zwölf der Transferzeit (endet am 5.10.) noch ins Ausland verkauft werden für eine Summe, mit der sich das Budget bis 2021 sichern lässt?
Das Dilemma: Zehn Millionen werden für Österreicher meist erst dann gezahlt, wenn sich der Spieler bereits bei einem ausländischen Klub bewährte. Für einen, der bislang nur in Österreich kickte, sind (selbst wenn das Objekt der Begierde so viel Talent hat wie der 17-jährige Rapidler Yusuf Demir) zehn Mille normalerweise Utopie. Zumal der nationalen Liga der internationale Stellenwert fehlt, über den nur Red Bull Salzburg verfügt. Just der Verein, der auch ohne Fans keine Existenzsorgen hat. Und der im Ausland unter Spielern wie Managern den Ruf eines freigiebigen Klubs und Karriere-Sprungbretts genießt.
Einmal wurde von Salzburg schon das Finale der UEFA Youth League gewonnen, zuletzt das Semifinale (1:2 gegen Real Madrid) erreicht. Gleiches würde vielleicht auch bei den Großen gelingen, wären die folgenden, um gutes Geld verkauften Herren alle noch für eine Salzburger Traumelf verfügbar: Gulacsi (Leipzig); Lainer (Gladbach), Upamecano (Leipzig), Hinteregger(Frankfurt); Laimer (Leipzig), Schlager (Wolfsburg), Sabitzer (Leipzig), Keita; Mané (beide Liverpool, Haaland (Dortmund), Minamino (Liverpool).