Sport/Fußball

Confed-Cup der guten Hoffnung

Ein Anruf bei Ottmar Hitzfeld könnte Luiz Felipe Scolari möglicherweise weiterhelfen. Denn wenn einer weiß, wie die Spanier tatsächlich zu bezwingen sind, dann der deutsche Teamchef der Schweizer Nationalmannschaft. Es war im Jahr 2010, in der Vorrunde der Weltmeisterschaft in Südafrika, als die Schweizer No-Names den berühmten Spaniern ein Hax’l gestellt hatten (0:1).

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Seither haben die Spanier nicht nur jeweils einen WM- und EM-Titel gewonnen, sie haben seit diesem Ausrutscher und Wachrüttler von Südafrika auch kein einziges Pflichtspiel mehr verloren. Jetzt noch ein Sieg im Endspiel des Confederations-Cups im Maracanã-Stadion gegen Brasilien (24 Uhr, live inORF eins, ZDF), und die imposante Erfolgsserie würde auf 30 (!) Partien anwachsen.

Nichts als theoretische Zahlenspiele, behaupten die Brasilianer, praktisch werde es nie und nimmer so weit kommen. „Es ist Zeit“, meint Carlos Alberto Parreira, der Technische Leiter der Seleção, „und es wird diesmal passieren.“

Siegesserie hin, Kampfansagen her – eines steht jedenfalls schon vor dem Prestige-Duell der Fußball-Großmächte fest: Der Confed-Cup hat sein Traumfinale. Der Gastgeber trifft auf den Weltmeister, brasilianische Ballkunst auf spanische Souveränität, Jungstar Neymar auf seine Teamkollegen von morgen. „Ich freue mich darauf, gegen sie zu spielen“, meint der neue brasilianische Fußball-Liebling, der um 57 Millionen Euro zu Barcelona wechselt, „ich wünsche ihnen alles Gute in allen Spielen – aber nicht in diesem.“

Zuckerhut ab

Ganz egal, wie das Finale auch ausgehen mag, die Brasilianer sind jetzt schon ein Gewinner. Denn die begeisterungsfähigen Fans haben bei diesem Turnier ihre Liebe zur Seleção wieder entdeckt. Im vergangenen Jahr hatten die Brasilianer viel Häme, Spott und sogar Mitleid ertragen müssen. Vom faulen Ballzauber war da die Rede, weil die Mannschaft monatelang kein Spiel gewinnen konnte; ein Fiasko war dem Team bereits prophezeit worden, nachdem die einstige Nummer 1 in der Weltrangliste aus den Top Ten gerutscht war.

Aber nach diesem Confed-Cup sind nun auf einmal wieder Optimismus und Aufbruchstimmung am Ball. „Die Mannschaft hat ihre Identität und ihren Spielstil gefunden“, schwärmt Carlos Alberto Parreira bereits, der Spindoktor von Teamchef Scolari. Mehr noch: Parreira zieht den Zuckerhut vor dieser Seleção, er spüre eine neue Leichtigkeit des Beins, und die Performance sei schlicht „sensationell“.

Nebengeräusche

Sportlich mag diese Begeisterung ja durchaus ihre Berechtigung haben, die Nebengeräusche des Confed-Cups abseits der Partien waren aber nicht zu überhören. Die Proteste der Bevölkerung gegen Korruption, soziale Missstände und die hohen Kosten der WM mündeten in einen Sturmlauf gegen die FIFA. Da kann der brasilianische Sportminister Aldo Rebelo seinem Land noch so viele Bestnoten für die Organisation geben.

Und dann ist da noch diese Sache mit dem Fluch. Beim Confed-Cup werden die ungeschriebenen Gesetze umgeschrieben. Verpatzte Generalprobe, gelungene Premiere – das spielt’s in diesem Bewerb nicht, weshalb der Titel mit Vorsicht zu genießen ist. Bislang hat ein Sieger des Confederations-Cups nämlich nie im nächsten Jahr auch die WM gewonnen.