Warum Sporting Lissabon der bislang beste Gegner von Sturm Graz ist
Von Harald Ottawa
Dass Sturm beim 5:2-Sieg gegen den GAK innerhalb einer Minute zwei Tore kassierte, darf man als jugendlichen Leichtsinn einstufen. Dass dieser gegen Sporting Lissabon am Dienstag in der Champions League (21 Uhr, live Sky) abgestellt werden muss, liegt auf der Hand. „Das können wir uns sowieso nicht leisten. Aber gegen Sporting gibt es auch andere Themen, immerhin zählt der Klub in Europa zur absoluten Spitzenklasse“, sagt Trainer Christian Ilzer. „Wer in Portugal Meister wird und auch in dieser Saison die Topklubs Porto und Benfica erneut abhängt, muss große Qualität haben.“
Alles gewonnen
Sporting hat in dieser Saison alle acht Partien in der Primeira Liga gewonnen und ist auch in Klagenfurt gegen die Grazer klarer Favorit. Erst in der Vorsaison in der Europa League gewannen die Portugiesen in Graz 2:1 und fuhren im Heimspiel beim 3:0 so richtig drüber. „Sie sind noch stärker geworden. Aber auch wir haben uns mit zehn Toren in zwei Partien in einen Flow gespielt. Die Mannschaft spürt sich gut“, sagt Ilzer.
Und Sporting ist einem ähnlichen Problem ausgesetzt, wie es zuletzt die Steirer hatten. Während der Abgang des erfolgreichen Sportchefs Andreas Schicker nach Hoffenheim rasch über die Bühne ging, müssen die Portugiesen um ihren Trainer zittern. Ruben Amorim steht auf der Wunschliste beider Manchester-Klubs. Die Citizens wollen ihn nach der Saison als Nachfolger von Pep Guardiola holen, United unter Umständen schon früher.
Zuerst Kritik
Dass ausgerechnet der mittlerweile 39-Jährige, der von 2008 bis 2017 beim Stadtrivalen Benfica spielte, vor vier Jahren bei Sporting anheuerte, gefiel freilich vielen Fans nicht. Mittlerweile hat er auch die letzten Kritiker mit Erfolgen überzeugt, heuer gab es erst einen Punkteverlust – beim 1:1 in Eindhoven in der Champions League, in der man zum Auftakt Lille daheim 2:0 schlug (die Franzosen schlugen wiederum zuletzt Real Madrid).
Die Qualität der Spieler ist mehr als nur erlesen. Beim Fanpotenzial steht Sporting hingegen meist im Schatten des Stadtrivalen Benfica.
Der Klub, der Stars wie Luis Figo oder Cristiano Ronaldo hervorbrachte, zählt heute vor allem auf den Schweden Viktor Gyökeres, der Sturm im Vorjahr schon Probleme bereitete. Der Guardian stellte den 26-jährigen Goalgetter bereits auf eine Stufe mit Harry Kane, Erling Haaland und Kylian Mbappé. In der portugiesischen Liga traf er bereits elf Mal. Die Vorlagen kamen meist vom Rechtsaußen Trincão. In der Innenverteidigung ist der Ivorer Ousmane Diomandé Gold wert, dieser fehlt aber am Dienstag – gut für Sturm. Im Vorjahr gelang dem Jungstar in der Schlussphase in Graz der Siegestreffer. Dennoch glänzt Sporting durch mannschaftliche Geschlossenheit.
Sturms Chance liegt darin, dass man keine Chance hat. Aber auch gegen Brest und Brügge waren die Grazer nicht weit vom Punktegewinn weg.