Sport/Fußball

London ist bereit für deutsches Finale

Die Deutschen kommen. Der englische Fußballverband „FA“ hatte sich zum 150-Jahr-Jubiläum das Champions- League-Finale im Londoner Wembley-Stadion gewünscht, und dann das: Bayern gegen Dortmund am 25. Mai. Das Massenblatt Sun findet sogar etwas Familiäres am deutsch-deutschen Finale: „Die Deutschen kommen! Und so bereitet sich Wembley auf die große Invasion des angelsächsischen Cousins am 25. Mai vor.“ Der Daily Telegraph lobte: „Das war ein Statement der deutschen Macht, des steilen Aufstiegs der Bundesliga. Die derzeitige Liebesbezeugung für den deutschen Fußball ist völlig verständlich.“ Und die französische Sporttageszeitung L’Equipe titelte nicht in Französisch. „Sprechen Sie Deutsch?“, wurde der Leser plakativ gefragt. Deutsch ist derzeit die Sprache der Königsklasse.

Lobgesänge

Auch die spanischen Medien verneigten sich vor der Leistung der Bayern beim 3:0 am Mittwochabend im Nou Camp gegen Barcelona. „Die Münchner sind das, was bislang Barça war“, gestand El Periódico ein. Die Landsleute mussten mit Häme leben. „Barça hisste vor dem Anpfiff der Partie die weiße Flagge“, titelte El País und schrieb weiter: „Die Katalanen gehen in das Spiel gegen den FC Bayern, als wäre es eine sommerliche Kickerei, und scheiden auf schandhafte Weise aus.“ El Mundo setzte nach: „Wo einst Fußball war, gibt es nur noch Impotenz.“

Auch die Barcelona-Stars applaudierten den Bayern, es blieb ihnen auch nichts anderes übrig nach einem Gesamtscore von 0:7 in zwei Spielen. „Unsere Mannschaft hat alles gegeben, um die Bayern zu schlagen, aber aus zahlreichen Gründen – ihre physische Kraft, ihr Stellungsspiel und andere Dinge – haben sie uns verdient besiegt“, meinte Stratege Andrés Iniesta. „Wir sind nicht mehr die Besten. Auch mit Messi wäre das Ergebnis kaum anders ausgefallen“, meinte Innenverteidiger Gerard Piqué.

Pep Guardiola, ehemaliger Trainer von Barcelona und künftiger von Bayern, will keine Wachablöse des spanischen durch den deutschen Fußball sehen. Aber er sagt: „Bayern spielt eine großartige Saison.“ Guardiola hielt am Dienstag in Bogota und in der Nacht auf heute in Buenos Aires seinen Vortrag: „Leidenschaft, Führungsqualitäten und Teamarbeit.“

Finale am Samstag

Zum Aufwärmen für das finale Duell in London spielen sich Dortmund und die Bayern am Samstag auf Bundesliga-Ebene ein. Drei Wochen vor dem großen Endspiel werden die zwei Trainer, Jürgen Klopp und Jupp Heynckes, ihre Karten nicht auf den Tisch legen, ihre Stars schonen und mit „B-Teams“ auflaufen. „Samstag? Ich glaube, das hat nicht so viel mit dem Finale zu tun“, meinte Bayerns Arjen Robben. Dortmund-Coach Klopp verkündete gleich nach dem Aufstieg über Real Madrid: „Sollten wir dieses Spiel gegen die Bayern am Samstag wirklich verlieren, werden sich darüber in Dortmund so wenige wie nie aufregen.“

Spielen beide Teams auf Sieg, um sich für London einen psychologischen Vorteil zu verschaffen? Oder ist den Trainern wichtiger, die Kräfte für das weitaus wichtigere Spiel zu bündeln?

Eine gewisse Brisanz versprechen allenfalls die Reaktionen der BVB-Fans auf die Verpflichtung von Mario Götze, der gegen eine Ablösesumme von 37 Millionen Euro von der neuen Saison an für die Münchner wirbeln wird. Da aber Götze verletzt und nur Zuschauer ist, werden sich die Gemüter nicht allzu sehr erhitzen. Es kann sogar sein, dass er durch die Oberschenkel-Zerrung auch für das Londoner Endspiel ausfällt.

Deutschlands Bundestrainer Joachim Löw sprach von einer Sternstunde für den deutschen Fußball: „Wir alle sind sehr glücklich mit dieser Konstellation, die den gesamten deutschen Fußball, aber auch jeden einzelnen Spieler in seiner Entwicklung weiter voranbringt.“