Champions League: Kein Bayern-Wunder - nur 1:1 gegen Manchester City
Die Personalrochade von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel entwickelt sich für den FC Bayern München schön langsam zu einem sportlichen Fiasko. Der erhoffte Trainereffekt entpuppt sich tatsächlich als Trainer-Defekt.
Nach dem Aus im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Freiburg war für den deutschen Rekordmeister auch in der Champions League bereits in der Runde der letzten acht Endstation.
Nach der 0:3-Abfuhr im Viertelfinal-Hinspiel gegen Manchester City kam das Team von Thomas Tuchel im Retourmatch über ein 1:1 nicht hinaus und verabschiedete sich sang- und klanglos aus der Königsklasse.
Damit bleibt den erfolgsverwöhnten Bayern in dieser Saison nur mehr eine Chance auf einen Titel: Aber auch in der Liga beträgt der Vorsprung auf den Tabellenzweiten Borussia Dortmund nur zwei Pünktchen.
Verjuxte Chancen
Es gab viele Fragezeichen vor dem Rückspiel in München. Würden die Bayern auf Teufel komm raus stürmen? Schenkt Bayern-Trainer Thomas Tuchel Routinier Thomas Müller das Vertrauen? Würde sein Gegenüber Pep Guardiola wieder einmal ein wichtiges K.o.-Spiel vercoachen?
Tatsächlich rätselte dann alles über den Schiedsrichter. Pünktlich zum Anpfiff stürmte der Franzose Clement Turpin in die Katakomben und ward erst nach fünf Minuten wieder am Spielfeld gesehen – ein technischer Notfall mit dem Equipment.
Auch die Partie nahm erst mit Verzögerung richtig Fahrt auf. Nach einer Viertelstunde hätte Sané nach einem Konter die Aufholjagd einläuten können, der stärkste Bayern-Offensivmann schon den Ball aber am Tor vorbei. Wenig später entschärfte Citizens-Goalie Ederson einen Freistoß von Sané.
Die Bayern waren tonangebend, und trotzdem hatten die Gäste die größte Chance auf die Führung: Superstar Haaland donnerte einen Elfmeter – nach einem Handspiel von Upamecano – aber hoch über die Latte.
Haalands Kontertor
Kurz vor der Pause offenbarte sich dann das akute Mittelstürmer-Problem der Bayern: In einer Aktion hatten Musiala, Choupo-Moting und Goretzka den Führungstreffer auf dem Fuß, keiner der drei brachte den Ball im Tor unter.
Es war schon absehbar, was nach dem Seitenwechsel kommen würde. Die Bayern erhöhten notgedrungen das Risiko und Manchester City eröffneten sich Räume und Gelegenheiten für Konterangriffe. Haaland ließ sich nach 57 Minuten nicht zwei Mal bitten und sorgte mit seinem Treffer für die Vorentscheidung.
Tatsächlich war die Partie aber schon vor dem Anpfiff gelaufen. Die Spieler des FC Bayern erweckten von Beginn an nicht den Eindruck, als würden sie an die Aufholjagd und an das Wunder glauben.
Mehr als Resultatskosmetik sollte im Rückspiel auch nicht gelingen. Kimmich verhinderte mit seinem Elfmetertor (83.) eine Heimniederlage – das kann kein Trost sein für einen Klub, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Champions League zu gewinnen.
Mailänder Torfestival
Manchester City trifft nun im Semifinale auf Titelverteidiger Real Madrid. Seit Mittwoch steht auch fest, dass ein Mailänder Verein am 10. Juni im Endspiel in Istanbul stehen wird.
Nachdem sich AC Milan gegen Napoli für das Semifinale qualifiziert hatte, zog Stadtrivale Inter nach: Der letzte italienische Sieger der Champions League (2010) warf Benfica Lissabon aus dem Bewerb.
Nach dem 2:0-Erfolg im Hinspiel in Portugal kam Inter vor eigenem Publikum zu einem 3:3-Unentschieden. Die 3:2-Führung durch Barella, Martinez und Correa egalisierte Musa noch in der fünften Minute der Nachspielzeit.
Und bei den Bayern? Da liegen die Nerven blank. Trainer Thomas Tuchel flog am Mittwoch nach Kritik am Schiedsrichter vom Platz und wirkt schon früh entzaubert.