0:7 bei Barcelona: Eine Lehrstunde auf höchstem Niveau für St. Pölten
Von Alexander Huber
Ein Donnerwetter ging am Dienstag über Barcelona nieder. Stundenlang regnete es. Aber mit dem Einlauf des besten Frauen-Teams der Welt im Estadi Johan Cruyff, direkt neben der Talenteschmiede La Masia, war alles vorbei.
Ganz so, als sollte der doppelten Weltfußballerin Aitana Bonmati und ihren Kolleginnen der passende Rahmen für die Partie in der Champions League gegen den SKN geboten werden.
Die Abfuhr der arg dezimierten St. Pöltnerinnen erinnerte an das 9:0 von Barça gegen Hammarby. Es wurde am Ende ein 0:7 (0:5) für Österreichs Serienmeister.
Systemumstellung
Trainerin Liese Brancao hatte ihr an sich geliebtes 4-3-3 aufgegeben, um nach dem Ausfall von drei Stammverteidigerinnen kompakter und tiefer verteidigen zu können. „Und weil uns sonst die Kraft ausgehen würde.“
Denn auf der Bank saßen nur zwei, auch nicht ganz fitte Ersatzkräfte. Alle zehn verletzte oder rekonvaleszente St. Pöltnerinnen – fünf davon wären in der Startelf gestanden – waren mitgereist und litten auf der Tribüne.
Wie schlimm die Verletzungsmisere ist, zeigte auch die Kapitänsbinde am Arm von Maria Mikolajova, die normal nur Nr. 3 im internen Ranking ist. Auch sie musste zur Pause w. o. geben. Dabei verlief die erste halbe Stunde noch höchst erfolgreich, weil ohne Tore und sogar mit einem guten Weitschuss von Stürmerin Schumacher, die als Außenverteidigerin aushelfen musste.
Warmgespielt
Im 5-3-2 wurde viel abgeblockt, den Rest hielt SKN-Schlussfrau Schlüter. Barcelona, das rotiert hatte, weil in der Liga der Clasico ansteht, spielte sich geduldig zusammen – und warm. Über links wurde das 1:0 herauskombiniert. Liga-Toptorschützin Pajor verwertete den Stanglpass (32.). Die Polin wird auch für das ÖFB-Frauen-Team im EM-Play-off eine harte Gegnerin.
Über rechts kam der Ball zu Nazareth, die abstaubte – 2:0 (38.). Dann ging es im Zwei-Minuten-Rhythmus dahin. Bonmati verwertete einen Abpraller (40.). Walsh traf stark per Weitschuss (42.). Pina verwertete eine Flanke akrobatisch (45.).
Wie bei Toni Pfeffer
0:5 stand es auch zur Pause einer historischen Pleite in Spanien. „Hoch werma’s nimma gwinnen“, erkannte Toni Pfeffer zur Hälfte des 0:9-Debakels der Österreicher 1999 in Valencia mit legendärem Weitblick.
Weit nach vorne blickt auch das ebenfalls mitgereiste Ehepaar Pichler. Andrea ist seit April die Präsidentin des SKN, Gatte Franz Gründer und Chef von Hauptsponsor spusu, dem Mobilfunkunternehmen aus dem Weinviertel. Das Ziel ist, „in den nächsten fünf Jahren jedes halbe Jahr einen Schritt nach vorne“ zu machen. Als großes, äußerst mutiges Ziel wird auch der Traum vom „Sieg in der Champions League“ ausgesprochen.
Wie der Sieger der vergangenen beiden Jahre spielt, war auch nach der Pause zu bestaunen. Es folgte der erste Doppelpack, Pina traf per Elfmeter (52.).
Nach 57 Minuten ersetzte die Weltfußballerin von 2021 und 2022 jene von 2023 und 2024: Alexia Putellas kam zur Freude des Publikums für Bonmati, spielte aber nicht ganz so grandios. Latte und Stange retteten danach für Österreichs Top-Team. Für das finale 7:0 sorgte Graham Hansen (88.).
Wer mit der fast sicheren Heimniederlage kein Problem hat, kann das beste Frauen-Team der Welt nächsten Donnerstag live im Viola Park beim Wiedersehen mit dem SKN bestaunen.