Sport/Fußball

Austrias Fragen in der Millionenshow

Hin und wieder ist doch alles Gold, was glänzt. Wenn der Austria am kommenden Dienstagabend das Kunststück gelingt, in die Gruppenphase der Champions League einzuziehen, dann wird Ausrüster Nike für die Violetten ein goldenes Königsklassen-Trikot (mit schwarzen Hosen und schwarzen Stutzen) maßschneidern. Für einen glänzenden Auftritt wäre somit vorgesorgt. Weit mehr als das Gold wiegt aber das Geld, das die Austria in dieser Saison mit dem Europacup einnehmen kann. Fünf Millionen Euro im schlechtesten Fall, wenn man gegen Dinamo Zagreb ausscheidet und in der Europa League weiterkickt. Bis zu 14 Millionen Euro im positiven Fall in der Champions League. Finanzvorstand Markus Kraetschmer reibt sich genüsslich die Hände.

Konservativ

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Was aber gedenkt die Austria mit den nicht unerheblichen Einnahmen zu tun? Vielleicht einen monetären Wechselpass auf die Cayman Islands spielen? Oder die Millionen doch nach bayrischem Vorbild in der Schweiz bunkern? Uli Kraetschmer, Markus Hoeneß? Kraetschmer sitzt entspannt im Maksimir-Stadion von Zagreb und grinst über das ganze Gesicht. „Keinesfalls. Wir legen unser Geld immer konservativ an, da gibt es keine Spekulationen.“ Aus Kraetschmer spricht der ehemalige Banker: „In der Geschäftsordnung gibt es klare Veranlagungsrichtlinien.“

Planspiele

Man will sich jedenfalls für die Zukunft einen Polster anlegen. Und in geplante Projekte investieren. Gelingt der Sprung in die Champions League, dann kann man sie früher realisieren. Kraetschmer: „Wir wollen den Klub weiterentwickeln.“ Einerseits sportlich mit einem Team, das sich Jahr für Jahr für den Europacup qualifizieren und somit Fixeinnahmen garantieren soll.

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Auf der anderen Seite soll die Infrastruktur in der Generali-Arena adaptiert werden, die Ecke zwischen Süd- und Westtribüne geschlossen werden. Die Nordtribüne möchte man auf die Höhe der Osttribüne aufstocken und das Fassungsvermögen des Stadions deutlich anheben. „Die Tribüne ist schon 30 Jahre alt. Wir müssten etwas tun. Vor allem die VIP-Bereiche müssen wir ausbauen, denn da sind wir an die Grenzen gestoßen.“

Gleichzeitig bedeutet dieser Plan aber auch eine Optimierung der schlechten Verkehrssituation. Es dauert Jahre, bis die U-Bahn am Verteilerkreis haltmacht. „Es müssen die aktuellen Zufahrten entlastet werden.“ Vor allem das Nadelöhr Fischhofgasse. Zudem ist der Viola-Park hinter der Osttribüne geplant. Dabei handelt es sich um ein Projekt für 800 bis 900 Wohnungen, Schul- und Bildungseinrichtungen.

Prämiert

Einen Teil der eingespielten Prämien gibt die Klubführung an die Mannschaft weiter. „Das haben sich die Spieler auch verdient.“ Nur in den aktuellen Kader möchte man nicht mehr investieren. „Die Mannschaft ist gut aufgestellt, da gibt es keinen Handlungsbedarf.“ Es sei denn, ein Spieler wird noch vor dem 2. September (Ende der Transferzeit) abgeworben. Heißester Kandidat ist Stürmer Philipp Hosiner. „Wir haben ihm gesagt, dass wir ihn gehen lassen, wenn ein akzeptables Angebot kommt.“

Geht einer, dann darf ein Neuer kommen. „Aber dann würden wir die Transfer-Erlöse investieren. Und nicht das Europacup-Geld anrühren.“ Noch finden die Planspiele nur im Kopf statt. Und noch ist nicht alles Gold, was glänzt.

Das Spiel in Zagreb in Bildern:

Ausgerechnet Notnagel Marin Leovac hat am Mittwochabend für die Austria die Tür zur Gruppenphase der Königsklasse weit aufgestoßen. Leovac rückte nur aufgrund der Sperre von Markus Suttner als Linksverteidiger in die Startelf und ebnete mit dem Tor zum 1:0 den Weg zum Sieg in Zagreb. "Dieser Abend war einfach nur geil, unbeschreiblich. Und das in meiner zweiten Heimat Zagreb“, konnte es der 25-Jährige nach dem Schlusspfiff im Maksimir-Stadion kaum fassen.

Als zusätzliche Erinnerung an den wohl ohnehin unvergesslichen Abend schnappte sich Leovac nach Spielende vom englischen Starschiedsrichter Howard Webb den Spielball und nahm ihn mit nach Hause. Für Leovac, der in der kroatischen Liga Dinamo die Daumen drückt, war es der erste Pflichtspieltreffer im Trikot der Violetten. "Einen besseren Ort und Zeitpunkt dafür hätte ich mir nicht aussuchen können. Das war schon ein kleines Fußballmärchen“, wusste Leovac über die Bedeutung seines Debüt-Tores in der 68. Minute bestens Bescheid.

Frau aus Zagreb

Leovac wurde in Jajce in Bosnien-Herzegowina geboren, ist aber in Aschbach in Niederösterreich aufgewachsen und seit März 2011 österreichischer Staatsbürger. Leovac hat jede Menge Verwandte in der kroatischen Hauptstadt, außerdem ist seine Frau Anita aus Zagreb. Deren Elternhaus steht nur zwei Kilometer vom Zagreber Stadion entfernt. "Jedes Mal, wenn wir ein paar Tage freihaben, fahren wir nach Zagreb", berichtete Leovac.

Für die Partie am Mittwoch, sein erstes Pflichtspiel in der laufenden Saison, hatte Leovac gleich 40 Tickets für Freunde und Verwandte besorgen müssen. Trotz aller Euphorie warnte Leovac vor dem Rückmatch in der Generali Arena: "Uns ist ein gutes Ergebnis gelungen. Aber es warten noch harte 90 Minuten auf uns."

Vorbildliches Verhalten

In der vergangenen Saison hatte Leovac unter Trainer Peter Stöger fast keine Rolle gespielt, gerade einmal 135 Minuten durfte er auf dem Weg zum Meistertitel mitwirken. "Unter Stöger habe ich eine Saison zum Vergessen erlebt, darüber will ich gar nicht mehr sprechen", meinte Leovac. Aber auch unter Stögers Nachfolger Nenad Bjelica hat Leovac mit Suttner einen scheinbar übermächtigen Rivalen auf seiner Position vor sich.

Doch Bjelica unterstrich nach dem Sieg in Zagreb, dass sich Leovac trotz seiner Reservistenrolle vorbildlich verhält. "Ich freue mich für Leovac wirklich ganz besonders. Mit Suttner hat er einen der besten Linksverteidiger Österreichs vor sich. Trotzdem trainiert er fleißig und verhält sich sehr positiv. Und jetzt hat er seine Chance perfekt genützt", erklärte Bjelica.

Beliebte Interviewpartner

Leovac scheint trotz Suttner seine nähere Zukunft bei der Austria zu sehen, sein Vertrag wurde im vergangenen Mai um drei Jahre bis 2016 verlängert. Schließlich ist es bei der Austria kein Geheimnis, dass Suttner über kurz oder lang den Sprung ins Ausland wagen wird. Mit Marko Stankovic erzielte auch das 2:0 (75.) ein Spieler, der vergangene Saison unter Stöger nicht allererste Wahl gewesen war. "In Zagreb haben sie beide bewiesen, wie wichtig sie für diese Mannschaft sind“, stellte der Kroate Bjelica klar.

Und wie Leovac und Bjelica hat auch Stankovic seine Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien, alle drei waren daher logischerweise auch beliebte Interviewpartner für die kroatischen Medienvertreter. Der Steirer mit teilweise serbischem Stammbaum überließ die Rolle des Helden des Abends dabei gerne seinem Teamkollegen Leovac: "Er hatte als Ersatz von Suttner wirklich einen schweren Stand. Ich gönne ihm dieses Tor sehr."