Sport/Fußball

Austria müht sich zum Cup-Sieg

Es ist ja nicht so, dass Thomas Parits am Mittwoch zum ersten Mal einen Fußballplatz betreten hätte. In fünfzig Jahren im Fußball ist dem Generalmanager der Wiener Austria schon so einiges untergekommen.

Aber was er am Nationalfeiertag im Innsbrucker Stadtteil Reichenau zu Gesicht bekam, das war dann selbst für den erfahrenen Funktionär ein Aha-Erlebnis. "Wahnsinn", meinte Parits und aus seiner Stimme sprachen Entsetzen und Verwunderung. "So was habe ich noch nie gesehen. Wie kann man bloß auf so einem Platz Fußball spielen?"

Den anderen Austrianern ist es nicht viel anders ergangen, als sie gestern zu früher Stunde den eigenwilligen Schauplatz ihres Cup-Achtelfinales inspizierten. Dieses rechteckige Etwas aus Grasbüscheln und Sandhaufen, aus Löchern und Dreck, in Fachkreisen auch Fußballplatz genannt, überstieg selbst die Vorstellungskraft von Karl Daxbacher ("so schlimm hab' ich mir das nicht vorgestellt").

Und in den Augen von Roland Linz taugt die Tiroler Spielwiese nicht einmal zum Gassigehen. "Wenn ich auf diesem Platz mit meinem Hund spazieren gehen würde, müsste ich ihm die Gelenke tapen."

Komplikationen

So schlimm kam's dann freilich doch nicht. Weder verletzte sich ein Spieler bei diesem Match in freier Wildbahn, noch kam der Favorit gegen den ambitionierten Viertligisten ins Stolpern, sondern erfüllten die Pflicht (2:0). Aber die Wiener hatten so ihre liebe Not mit dem ungewöhnlichen Ambiente auf der engen Reichenauer Sportanlage, die mehr Besucher fasste als tags zuvor das Tivolistadion bei der 0:1-Pleite von Wacker gegen Grödig.

Auf dem holprigen, löchrigen Innsbrucker Acker entwickelte der Ball ein Eigenleben. Und plötzlich wurden selbst die einfachsten Dinge des Fußballs zur komplizierten Angelegenheit. Flankenbälle, die in Bausch und Bogen in die benachbarten Schrebergärten flogen; Ballstafetten, bei denen die Kugel partout nicht mitspielen wollte; Doppelpässe, die im wahrsten Sinne des Wortes versandeten.

Pannen

Eine Szene von Marin Leovac stand sinnbildlich für die seltsame Szenerie: Leovac setzte gerade an, alleine Richtung Reichenauer Tor zu laufen, als ihm der Platz übel mitspielte: Der Ball sprang dem Austrianer plötzlich ans Knie und von dort direkt 20 Meter ins Out. Zum Gelächter der über 1000 Besucher, die beherzte Gastgeber sahen, die ihr Heil in Weitschüssen suchten. In der ersten Stunde musste Austria-Torhüter Lindner sein Team zwei Mal vor einem Rückstand bewahren.

Doch im Gegensatz zu den Kapfenbergern, die vor wenigen Wochen in der Reichenau die Nerven verloren hatten, blieben die Wiener gelassen und lauerten auf ihre Chance. Als die Kräfte des Viertligisten nachließen, schlug die Austria durch Liendl (77.) und Linz (79.) im Doppelpack zu. "Wichtig ist, dass wir drüber gekommen sind", weiß Roland Linz.

Sprachs und suchte sofort das Weite. Einmal und nie wieder, hörte man die Austrianer sagen. "Wir haben uns gut verkauft", meinte Reichenau-Trainer Thomas Lenninger und schickte noch einen Gruß nach Favoriten hinterher. "Vielleicht bis nächstes Jahr."

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