Sport/Fußball

Austria: Leuchtende Augen, große Träume

Geduld zahlt sich aus: Das lange Warten hat sich für die Austria gelohnt, am Mittwoch (20.45 Uhr, live Puls4 und Sky) ist es so weit: In Zagreb bestreitet der österreichische Meister das Hinspiel im Play-off der Champions League und ist nur zwei Matches von der großen internationalen Bühne entfernt.

Am Dienstag setzte man sich um 9.00 Uhr in der Früh in den Bus und reiste in die Heimat von Trainer Nenad Bjelica, der den Gegner Dinamo kennt wie seine eigene Westentasche. Grund genug, die Kroaten einzusacken?

Es ist das erste von zwei Spielen, auf die der Verein seit dem Erringen des Meistertitels gewartet hat. „Wir wollen wieder ein Europacup-Flair erleben“, sagte Manager Markus Kraetschmer mit leuchtenden Augen, in denen die Euro-Zeichen rotierten. Der Einzug in die Gruppenphase der Königsklasse würde bis zu 13 Millionen Euro einbringen.

Lebenszeichen

Nach dem durchwachsenen Start in die neue Saison hat die Austria gerade rechtzeitig vor dem Duell mit Zagreb bewiesen, dass sie das Fußballspielen nicht verlernt hat und Wr. Neustadt nicht nur 5:0 besiegt, sondern dabei wieder alte Tugenden offenbart. „Von hinten betrachtet hat das schon ganz gut ausgesehen, was die Mannschaft vor mir gespielt hat“, kann Tormann Heinz Lindner berichten, der am Mittwoch nicht hinter sich greifen und den Ball aus dem Netz holen möchte. „Noch wichtiger wird vielleicht sein, dass wir nächste Woche beim Rückspiel daheim zu null spielen.“

Viele Kleinigkeiten

Die Austria hat sich mit fünf Treffern am Samstag nicht nur das notwendige Selbstvertrauen zurückgeholt, sondern auch die Selbstverständlichkeit in manchen Bewegungsabläufen wieder gefunden. Kapitän Manuel Ortlechner: „Es war nicht alles schlecht in den vergangenen Wochen. Nur die Ergebnisse haben nicht ganz so gestimmt. Im Vorjahr haben wir zu diesem Zeitpunkt auch nicht die tollen Spiele abgeliefert. Es braucht eben Zeit, und es entscheiden viele Kleinigkeiten.“

Zum Beispiel, dass Torschützenkönig Philipp Hosiner wieder trifft. „Das ist der Hosiner, den wir brauchen“, meinte Bjelica nach dem Doppelpack seines Stürmers.

Oder dass der Tscheche Tomas Jun, das Um und Auf im Offensivspiel der Violetten, plötzlich wieder frisch wirkte und mit dem Ball am Fuß an Gegenspielern unfallfrei vorbeikam und dazu noch ein Traumtor erzielte. Oder dass James Holland, der aufgrund der WM-Qualifikation mit Australien in der Vorbereitung erst spät zur Mannschaft stieß, schön langsam seinen gewohnten Rhythmus findet.

Die Austria bewies gegen Wr. Neustadt jene Ballsicherheit, auf der ihr Spiel aufgebaut ist. Und mit der Sicherheit kommt der Glaube an sich selbst. „Natürlich ist es gut, wenn man mit Selbstvertrauen in so ein wichtiges Spiel geht. Wir wollen kompakt stehen und unsere Chancen nützen. Wenn wir in Zagreb ein gutes Ergebnis erzielen, dann ist sicher einiges möglich“, ist Torjäger Hosiner überzeugt.

Hexenkessel

Marko Stankovic sieht die Austria zwar als Außenseiter, aber keinesfalls chancenlos. „Dinamo Zagreb ist die Mannschaft Kroatiens und qualitativ natürlich über uns zu stellen. Aber in einem Duell mit zwei Spielen kann alles passieren“, meint der Steirer mit serbischen Wurzeln, der in der laufenden Saison schon vier Mal getroffen und sich somit einen Stammplatz beim Meister erarbeitet hat.

Das Match im Stadion Maksimir (so heißt der Zagreber Stadtteil, in dem es steht) wird zum Hexenkessel, 35.000 Fans werden erwartet – auch, weil die Karten nur 1,50 Euro kosten.

Die Champions League und die österreichischen Klubs – eine Liebesbeziehung ist das sicher nicht. Seit 2005, seit Rapid vor acht Jahren, hat sich kein Bundesliga-Klub mehr für die Gruppenphase qualifiziert. Mit dabei waren mit dem Rekordmeister, Salzburg und Sturm Graz in über 20 Jahren Champions League nur drei Vereine. Ein Rückblick mit wenigen Höhen und vielen Tiefen ...