Sport/Fußball

Anpfiff zur EURO-Vorbereitung

Kicken unter Palmen. Österreichs Teamspieler schwitzen bei 25 Grad, die Palmen entlang des Feldes spenden ihnen nicht wirklich Schatten. Es gibt freilich schlimmere Arbeitstage und Arbeitsbedingungen als jene des Nationalteams in dieser Woche in Orihuela. Aber genau deswegen hat man abermals den Ort in der Provinz Alicante gewählt, um sich auf das bevorstehende Länderspiel gegen die Schweiz am 17. November in Wien und auf die EURO 2016 vorzubereiten.

Für Teamchef Marcel Koller ist das Real Club de Golf Campoamor Resort eine bevorzugte Reisedestination, seit er sich einst mit Bochum hier einquartierte. „Wir sind aber nicht hier, um Golf zu spielen“, möchte Stuttgart-Legionär Florian Klein sogleich feststellen.

Dabei dürfte das spanische Luxus-Hotel dem Team jedenfalls Glück bringen. Seit dem letzten Camp im November 2013 hat die Koller-Elf lediglich ein Länderspiel verloren – in Wien gegen Brasilien. Danach gab es nur noch Siege oder Remis. „Wir sollten öfter hierherkommen“, meint folglich Klein.

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Aufgalopp

Der Dienstagvormittag war ein wenig intensiver Aufgalopp ins Trainingslager. Alles war wie gewohnt: Fitness-Guru Roger Spry wärmte mit den Spielern auf, danach teilte man sich in zwei Trainingsgruppen. Jene, die noch etwas Schonung brauchten, arbeiteten mit Sportwissenschafter Gerhard Zallinger, die anderen absolvierten technische Übungen und Spielformen. Nur Marc Janko musste wegen eines zwickenden Rückens passen.

Einige Spieler sind zum ersten Mal in Orihuela, wie die Debütanten Onisiwo (für Harnik), Lukse (für Almer), Kainz (für Junuzovic) oder Frosinone-Kapitän Gucher, den Koller mit der Einberufung endlich persönlich kennenlernen möchte. Gucher strahlte nach der ersten Einheit mit der Sonne um die Wette: „Ich freue mich, dabei sein zu dürfen. Ich bin super aufgenommen worden und möchte mich in dieser Woche empfehlen.“ Auch Julian Baumgartlinger, bei Koller ein Fixstarter im Mittelfeld, machte erstmals Bekanntschaft mit dem Teamquartier. Vor zwei Jahren fehlte er wegen einer Knieoperation, auch jetzt plagen ihn Schmerzen im Sprunggelenk. Er nimmt es mit Humor: „Der November dürfte nicht mein Monat sein. Spätestens am Mittwoch sollte ich fit genug sein, um in das Mannschaftstraining einzusteigen.“ Gedanklich ist die EURO für ihn zwar noch weit weg, „dennoch beginnt hier und jetzt die Vorbereitung. Die Quali ist geschafft, daher fühlt sich das jetzt wie ein Neustart an.“

Treue Fans

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Die Stimmung im Team geht jedenfalls Hand in Hand mit dem Wetter. Sogar drei rot-weiß-rote Fans schauten den Teamkickern auf die Beine und sahen, wie Marko Arnautovic noch vor Trainingsbeginn „Tormann“ Marcel Sabitzer mit Fernschüssen prüfte und dann sich selbst als Goalie versuchte.

Zwei österreichische Studenten sind mit dem Bus 550 Kilometer aus Sevilla angereist, Manfred Auer vom Fanklub „Mostibären“ aus St. Valentin im Mostviertel entrollte ein Transparent, um den Stolz auf das Team auszudrücken. „Unser Fanklub umfasst 50 Leute, ich bin als Einziger hier mit dabei und bleibe bis Donnerstag.“ Am Mittwoch kann er die Spieler gleich zwei Mal bewundern, da bittet Koller zu einer Doppelschicht.

Eine Sonderschicht hatte auch Stefan Kutsenits, der Busfahrer des ÖFB, absolviert. Mit seinem Kleinbus samt Anhänger hatte er sich auf eine 34-stündige Reise begeben, um am Sonntag, einen Tag vor dem Team, mit dem kompletten Equipment anzukommen. „Bus und Anhänger waren komplett voll. Es waren rund 50 Kisten mit an Bord“, sagte der Steuermann aus dem Burgenland.

Während das Team am Sonntag in wenigen Stunden wieder in Wien sein wird, muss Kutsenits in seinem Bus wieder eine Sonderschicht einlegen.