Alaba: Vom Schnäppchen zur bayrischen Wertanlage
150.000 Euro. Viel Geld für einen kleinen Mann. Peanuts für den FC Bayern München. Es handelt sich um jenen Betrag, den der deutsche Rekordmeister im Sommer 2008 an die Wiener Austria überwies. Um das größte Talent der Violetten, den 16-jährigen David Alaba, für sich zu gewinnen. Fünf Jahre später beträgt der Marktwert des Profis, der aus der ersten Mannschaft des aktuellen Champions-League-Siegers nicht mehr wegzudenken ist, 28 Millionen Euro. Zum Vergleich: Martin Harnik (Stuttgart) bringt es laut transfermarkt.at gerade einmal auf neun Millionen.
Heiß begehrt
Zahlen und Statistiken lügen nicht, sagt man. Tatsächlich sagt die Entwicklung des Marktwerts viel aus über den mittlerweile 21-jährigen Wiener. Über ihn, über sein Leben und gleichsam über seinen Stellenwert in der heutigen Gesellschaft.
Liebling der Massen
Alaba ist in aller Munde. Alaba begeistert die Massen. Mit seinen außergewöhnlichen Leistungen die einen, mit seinem Wesen und seiner Ausstrahlung die anderen. 466.000 Fans hat er auf seiner offiziellen Facebook-Seite. 223.000 folgen ihm auf Twitter.
Und das zwei Tage nachdem der Fußballstar der Nation ein Millionenpublikum mit einem Siegestor gegen Irland verzückt hat.
Alaba selbst blendet den Hype um seine Person aus, soweit es geht. Er hat ohnehin alle Hände voll zu tun. Keine 15 Stunden nach dem Schlusspfiff am Dienstag Abend im Wiener Ernst-Happel-Stadion wurde er in München von der Hypo Vereinsbank als neues Testimonial präsentiert. Schon zuvor hatte er Verträge mit dem TV-Sender Puls4 und EA Sports unter Vertrag. Er ist das Gesicht des Brot-Herstellers „Eat the Ball“ und des begehrten Computerspiels „FIFA 14“, auf dessen Cover er neben Lionel Messi zu finden ist. Ob es Zufall ist, dass Alaba so wie der argentinische Weltstar des FC Barcelona am 24. Juni Geburtstag hat?
Wer gut Fußball spielt, verdient in der Regel auch dementsprechend. Darum wird eifrig gerätselt über das Gehalt des jungen Mannes, der noch bis 2015 bei den Bayern unter Vertrag steht und der in naher Zukunft noch länger an den Klub gebunden werden soll.
Auch Alabas Umgang mit dem Baren trägt bei zu seinen Sympathiewerten. Er hält sich strikt an den Grundsatz, nicht über Geld zu sprechen. Auch die Tatsache, dass die Bild-Zeitung am Samstag seinen Lohnzettel vom April 2012 veröffentlichte, beunruhigt ihn nicht sonderlich. „Kein Kommentar“, sagt er auf KURIER-Nachfrage nach dem Spiel der Bayern gegen Hannover am Samstag. Wie der (mit geschwärzten Beträgen versehene) Gehaltszettel ins Internet kam, wird den Bayern wohl in den kommenden Tagen beschäftigen. Ein schwacher Trost: Die Aufregung um die Geschichte bestätigt zumindest Alabas Stellenwert im deutschen Profifußball.
Mit seinem Geld zu protzen, liegt ihm fern. Vielmehr legt er es zukunftsträchtig an. Zum Beispiel in zwei Dachgeschoßwohnungen in Wien.
Der Stress wird jedenfalls immer größer. Zwischen Fotoshootings und Pressekonferenzen muss freilich auch noch trainiert werden. Denn die nächsten Highlights mit Klub und Nationalmannschaft stehen bereits vor der Tür. Am Dienstag startet Alaba mit den Bayern als Titelverteidiger in die Champions League, am 11. Oktober soll er Österreich in Schweden erneut den wichtigen Sieg ermöglichen.
Der Weg des unaufhaltsamen David Alaba
Es war die Woche des David Alaba. Ihm, konkret seinem präzisen Schuss ins irische Tor, ist es zu verdanken, dass er Österreichs WM-Chancen am Leben gehalten hat. Alaba ist auf dem besten Weg, ein Fußballer mit Weltformat zu werden. Eine Karriere, die die ganze Familie in den Bann zieht und die davon naturgemäß profitiert.
So auch Vater George, der seinen Spross heute gut berät. Er kommt 1984 mit 24 Jahren von Nigeria nach Österreich. Er spricht kein Wort Deutsch. Absolviert Deutschkurse und wird zum ersten dunkelhäutigen Gardesoldaten beim österreichischen Bundesheer. Später inskribiert er sogar an die Universität. Aber schon bald schmeißt er seine universitäre Karriere hin und steigt ins Show-Business ein.
Als Rapper landet er mit der Gruppe „Two in One“ im Jahr 1999 den Sommerhit „Indian Song“. „Nur Mambo No. 5 von Lou Bega nahm uns den Platz eins in den Charts weg“, erinnert sich der Vater. Wer es nicht weiß, würde den gebürtigen Nigerianer nicht unbedingt für Davids Vater halten – so jung schaut der 52-Jährige aus. „In Bayern glauben auch alle, dass ich Davids älterer Bruder bin“, lacht der ehemalige Nachtklub-DJ. Und meint weiter: „Die Leistung, die David derzeit jede Woche abruft, ist selbst für mich erstaunlich. Das habe ich mit meiner Musikkarriere nicht erreicht.“
Mama Gina stammt von den Philippinen. Auf einer Party lernen sich die beiden kennen. „Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich George Alaba. Am 24. Juni 1992, kam David Olatukunbo zur Welt. Der zweite Vorname bedeutet „Reichtum und Freude, die aus einem fernen Land kommen.“
Zwei Jahre später kommt Schwester Rose zur Welt, die nun an einer Karriere als Pop-Sängerin bastelt. Geheiratet wird erst 1995.
Das erste Mal fiel George Alaba das Talent seines Sohnes mit drei Jahren auf. „Ich bin damals regelmäßig laufen gegangen. David wollte immer mitlaufen. Ich war selber erstaunt, wie lange er laufen konnte, ohne müde zu werden. Mit neun Jahren kam er zum SV Aspern. Er räumte sofort bei Turnieren die Pokale ab, wurde Torschützenkönig. Mit zehn oder elf war er dann schon bei der Austria.“
Stotternder Motor
Das erste Probetraining für die Fußballakademie in Hollabrunn wäre aber fast ins Wasser gefallen. „Wir hatten nie neue Autos. Als wir zum Probetraining eingeladen waren, stiegen David und ich in meinen neun Jahre alten Ford Escort, und er sprang nicht an.“
Der Sprung gelang dann aber dennoch. Mit 16 wechselt er in die Akademie des FC Bayern. Und das, obwohl England das Traumziel und Arsenal der Lieblingsklub des Jünglings waren.
Das Vertrauen in Gott ist das Erfolgsgeheimnis von Alaba, der seit fast vier Jahren mit Freundin Katja zusammen ist. Sein Glaube lässt den 21-Jährigen, der jeden Tag betet, nicht abheben. Die ganze Familie ist Mitglied der Adventisten-Kirche. Jesus Christus ist für sie die Mitte ihres Lebens. Der Beweis dafür: Als Bayern im Mai Champions League Sieger im Londoner Wembley-Stadion wurde, enthüllt David das T-Shirt mit dem Aufdruck „Meine Kraft liegt in Jesus.“