145 Spieler suchen den Kick
Neidisch blicken heimische Fußballer via Fernsehen derzeit nach Brasilien. Nicht nur, weil Österreich nicht an der WM teilnimmt, sondern auch, weil die WM-Kicker sich um ihren Arbeitsplatz keine allzu großen Sorgen machen müssen.
In Österreich sind Anfang Juni so viele Fußballer wie nie zuvor arbeitslos gemeldet: 145. Gernot Zirngast, Vorsitzender der Fußballer-Gewerkschaft VdF, ist alarmiert: "Auch wenn einige vielleicht und hoffentlich nur für kurze Zeit ohne Arbeitgeber sind, die Zahl ist natürlich erschreckend." 114 Spieler waren es zuletzt gewesen. Einer, der kurz stempeln ging, hat in der Zwischenzeit einen Verein gefunden: Roman Wallner wechselte nach zweiwöchiger Arbeitslosigkeit von Innsbruck nach Grödig.
Andere aber müssen weiter in der Warteschleife verharren, weil sie vom AMS genau genommen nicht vermittelbar sind. Wiederum andere beziehen Arbeitslosengeld – und schnüren in unteren Ligen dennoch ihre Schussstiefel. Zirngast nennt bewusst keine Namen, kennt aber die fragwürdigen Umstände: "Man muss endlich mit diversen Missständen aufräumen. Dem muss man auf den Grund gehen. Die VdF hat dieses Thema nie aus den Augen verloren, aber allein kann man nicht so viel bewirken wie gemeinsam." Dies sei als Einladung zur Mitarbeit gedacht. Die Adressaten: Bundesliga und ÖFB.
Vorbereitungscamps
Der Doppelpass mit dem AMS gelingt der Gewerkschaft schon durchaus gut, im Sommer hält man in Kooperation im burgenländischen Steinbrunn (VIVA-Landessportzentrum) Trainingscamps für arbeitslose Fußballer ab – Übungsleiter ist kein Geringerer als der ehemalige Bundesliga- und ÖFB-Trainer Paul Gludovatz.
Das Camp wird in drei zweiwöchigen Blöcken angeboten und bezweckt die Erhaltung und Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Kicker. Zirngast: "Diese Spieler sehen ihre Zukunft weiterhin im Profifußball. Und wir wollen sie in diesen Camps auf die neue Saison dermaßen vorbereiten, dass sie jederzeit in das Training eines neuen Vereins einsteigen können." Gearbeitet wird im physischen, aber auch im taktisch-technischen Bereich im Mannschaftstraining. Kost und Logis sind dabei für die Spieler gratis.
Zirngast sieht generell derzeit drei Gruppen an arbeitslosen Fußballern: Jene, die auch neben dem AMS aktiv, aber doch nicht offiziell gemeldet sind; die kurzfristigen Arbeitslosen, die sofort wieder den Weg zurück in den Profi-Fußball suchen und – siehe Roman Wallner – auch finden; und schließlich die Langzeit-Arbeitslosen, die schon seit Jahren vergeblich nach dem Kick suchen. "Von denen gibt es leider viele", weiß Zirngast.
Die Anzahl der Klubsuchenden wird sich in den kommenden Wochen während der Transferzeit freilich wieder reduzieren. Aber sehr viele Spieler werden auch nach dem 31. August (Transferende) übrig bleiben.