0:1 gegen Rapid: Sturm zittert sich zum Europacup-Ticket
Von Alexander Huber
Verkehrte Welt in Graz: Pfiffe nach der geglückten Europacup-Qualifikation für Sturm. Obwohl mit einem glücklichen 0:1 gegen Rapid das Minimalziel erreicht wurde, tobten die Fans angesichts der schwachen Vorstellung der Hausherren.
Die Rapidler haben den Europacup aufgrund der Auswärtstorregel verpasst und fanden im ersten Frust im Schiedsrichterteam um Robert Schörgenhofer die Schuldigen.
Der weiter umstrittene Sturm-Coach Roman Mählich brachte wie erwartet Jakob Jantscher, nachdem der Ex-Teamspieler in Hütteldorf für die Wende gesorgte hatte. Weil Dario Maresic erkrankt ist und (der vom Play-off offensichtlich überraschte) Anastasios Avlonitis in Griechenland geheiratet hat, musste Edeljoker Markus Lackner in der Innenverteidigung aushelfen.
Didi Kühbauer setzte auf Max Hofmann statt Mario Sonnleitner (verletzt) und auf zwei freiwillige Änderungen: Für die müden Christoph Knasmüllner und Philipp Schobesberger kamen Stephan Auer und (mit seinem letzten Einsatz für Rapid) Andrei Ivan. Boli Bolingoli rutschte links um eine Position nach vorne.
Stummer Protest
Die Sturm-Fans waren auch nach dem 2:1-Sieg in Hütteldorf „fertig mit dieser Scheißsaison“ und schwiegen grimmig. Einzige Aktion: Ein Transparent des Danks nach der Spende des Block West von Rapid für die Hinterbliebenen eines Sturm-Fans.
Wie beim Hinspiel war Rapid überlegen und hatte nach einem Corner die erste große Chance durch Aliou Badji (15.). Als Ivan Ljubic nach 23 Minuten seinen dritten Rückpass spielte, pfiffen die Grazer auf ihr Team. Nur Jörg Siebenhandl verteidigte noch den Vorsprung. Sowohl gegen Bolingoli (30.) als auch gegen Thomas Murg (32.) hielt der Sturm-Tormann stark.
In der 42. Minute hatten die behäbigen Hausherren den ersten (!) Angriff, Omar Kiteishvilis Schuss fiel zu zart aus. Eine Minute später gab es den zweiten Abschluss – allerdings ins falsche Tor. Lukas Spendlhofer beförderte an seinem Geburtstag eine Flanke des starken Stefan Schwab mit der Schulter ins eigene Tor – 0:1.
In Minute 57 hatte Sturm großes Glück. Einen Schwab-Schuss klärte Emeka Eze vor der Linie mit der Hand. Das Schiedsrichterteam um Robert Schörgenhofer sah es nicht. Mit Videobeweis hätte es Elfmeter und Rot für den Joker geben müssen.
Nachdem im Konter Kiteishvili die erste Sturm-Chance hatte, zog wieder Schwab ab. Diesmal war Siebenhandl zur Stelle (72.). Richard Strebinger legte noch einen drauf und parierte aus vier Metern sensationell gegen Eze (75.).
Heißes Finish
Plötzlich ging es hin und her, Rapid-Joker Andrija Pavlovic verfehlte am Fünfer das Spielgerät (78.). Im Finish schleppten sich beide Teams über den Rasen, gefährlicher war weiterhin Rapid – ein selbst geschossener Treffer wurde aber nicht geschafft.
Und: Für das Play-off 2020 wurden die Lehren aus den beiden Rapid-Spielen innerhalb von nur 46 Stunden gezogen. Nach der nächsten Saison wird Ende Mai am Mittwoch, Samstag und Dienstag gespielt.
- Stimmen zum Spiel:
Roman Mählich (Trainer Sturm): "Ende gut, alles ist nicht gut. Wir können insgesamt nicht zufrieden sein. Aber wir haben ein Entscheidungsduell für uns entscheiden. Die mentale Belastung war enorm. Das war das einzige, was zählt. Die Mannschaft hat es von der Einstellung, vom Willen gut gemacht. Spielerisch war es nicht gut. Aber es zählt nur das Weiterkommen."
Zur vermeintlichen Elfmeter-Situation: "Es wird wahrscheinlich Elfmeter gewesen sein. Wir hätten in der Meistergruppe aber auch den einen oder anderen Elfer bekommen können."
Lukas Spendlhofer (Eigentorschütze Sturm): "Es war ein Grottenkick wieder. Eine Mannschaft wollte nicht, die andere hat nicht mehr können. Wir haben sicher Glück gehabt, das brauchen wir nicht schönreden. Die Ziele waren sicherlich andere. Das Minimalziel ist der Europacup gewesen, das haben wir zumindest erreicht. Aber das Wie, das war Sturm nicht würdig. Wir wollten, aber wir können nicht anscheinend. Wir waren ganz weit weg von irgendeiner Form."
Dietmar Kühbauer (Trainer Rapid): "Hier geht es um Geld, unglaublich, dass er das (Elfer-Situation, Anm.) nicht sieht. Bei 2:0 wären wir zu hundert Prozent drüber gekommen. Das wäre Rot und Elfmeter gewesen. Ganz nüchtern betrachtet war Sturm in 90 Minuten klar unterlegen. Sie hatten das nötige Glück mit Hilfe des Schiedsrichters. Dafür, dass wir das dritte Spiel seit Dienstag hatten, war es eine große Leistung der Burschen. Das waren zwei richtig gute Spiele, obwohl du auf der Felge rennst. Dann wird das nicht von uns entschieden, sondern von anderen Herren. Das tut weh."
Stefan Schwab (Kapitän Rapid): "Wir waren ganz nah dran. Wenn man die zwei Spiele sieht, hätte es sich einer verdient, dass er nächstes Jahr international spielt - und das war Rapid. Die Saison ist jetzt vorbei. Wir spielen nächste Saison nicht international. Natürlich muss sich etwas ändern. Wir müssen jetzt kontinuierlich etwas aufbauen. Jeder, der bei diesem Verein ist, muss besser werden."