Sport/Fußball-EM

Überlegene Kroaten besiegen die Türkei

Kroatien konnte sich im Auftaktspiel der EURO-Gruppe D für die schmerzhafte Niederlage im EM-Viertelfinale 2008 in Wien revanchieren. Die Balkan-Truppe kam im Pariser Prinzenparkstadion zu einem knappen 1:0-Sieg gegen die Türkei, der aufgrund der vielen Chancen viel höher hätte ausfallen müssen.

Das Siegestor für die Kroaten, die von einigen Experten als Geheimtipp gehandelt werden, erzielte Real-Madrid-Star Luka Modric in der 41. Spielminute mit einem Distanzschuss.

Das zweite Spiel der Gruppe D zwischen Titelverteidiger Spanien und Tschechien geht erst am Montag (15.00 Uhr) über die Bühne. Kommenden Freitag trifft Kroatien dann auf Tschechien, die Türkei auf Spanien.

Türkei - Kroatien in Bildern:

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Türkische Spielgestalter blieben blass

Acht Jahre nach dem dramatischen EM-Viertelfinale von Wien - die Türkei siegte schlussendlich im Elferschießen - führte Kroatien von Beginn an die feinere Klinge. Bereits nach 75 Sekunden tauchte Ivan Rakitic gefährlich im türkischen Strafraum auf. Es dauerte dennoch bis kurz vor der Pause, ehe die von Ante Cacic betreuten Kroaten ihre Feldüberlegenheit auch umgemünzt hatten.

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Nach einer Kopfballabwehr der türkischen Defensive rauschte Taktgeber Modric heran und traf aus der Distanz mit dem Vollrist volley zum 1:0. Der türkische Torhüter Volkan Babacan ließ sich vom Schuss überraschen. Mit dem Torschützen und seinen Teamkollegen freute sich auch ein rot-weiß bemalter kroatischer Fan, der es in die Jubeltraube geschafft hatte.

Die Türken - sie hatten vor der Partie von ihren jüngsten 15 Spielen nur eines verloren - kamen trotz lautstarker Unterstützung von den Rängen nicht wirklich in die Partie. Ihre Spielgestalter Arda Turan und Hakan Calhanoglu konnten kaum Akzente setzen. Dennoch hatte die Elf von Fatih Terim eine große Möglichkeit auf die Führung. Nach einer Hereingabe von rechts kam Ozan Tufan aus sechs Metern zum Kopfball, platzierte den Ball aber zu zentral auf das gegnerische Gehäuse (29.).

Kroatische Ineffizienz

Kroatien blieb auch nach dem Seitenwechsel bestimmend, einzig die Chancenverwertung ließ zu wünschen übrig. Kapitän Darijo Srna traf per Freistoß die Lattenoberkante (52.), zwei Minuten später vergab der Rechtsverteidiger aus aussichtsreicher Position. Ivan Perisic klopfte nach Mandzukic-Flanke per Kopf noch einmal am Metall (72.) an.

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Die dank ihres starken Finishs in der Qualifikation zur EM gereisten Türken blieben weiter viel schuldig. Terim nahm nach einer Stunde seinen wenig sichtbaren Barcelona-Star Arda Turan vom Feld und brachte mit Burak Yilmaz einen neuen Stürmer. In einer nun härteren, aber nie gehässig geführten Partie brachte die Einwechslung des erst 18-jährigen künftigen Dortmunders Emre Mor dann etwas frischen Schwung. Eine nennenswerte Ausgleichschance konnten sich die Türken dennoch nicht mehr erarbeiten.

Schock für kroatischen Kapitän

Eine traurige Nachricht erreichte Kroatiens Kapitän Darijo Srna nach dem Auftaktsieg. Der Donezk-Profi erfuhr, dass sein Vater nach dem Schlusspfiff verstorben ist.

Ivan Rakitic (Kroatien-Mittelfeldspieler/via ARD): "Ich glaube, es war ein tolles Spiel. Die bessere Mannschaft hat am Ende die Punkte eingefahren. Gutes Spiel, guter Start, drei Punkte. Wir hätten vielleicht zwei oder drei Tore mehr schießen müssen. Aber im Großen und Ganzen können wir zufrieden sein. Das ist die Europameisterschaft, da ist ein bisschen auch die Nervosität mit dabei. Wir müssen so weitermachen, dann bin ich überzeugt, dass wir in Europa bestehen können. Aber wir genießen jetzt einmal den Sieg."

Fatih Terim (Türkei-Teamchef): "Ich möchte Kroatien gratulieren. In der ersten Hälfte haben wir gut gespielt, aber Kroatien war besser als wir in der zweiten, das müssen wir uns eingestehen. Wenn sie den Aufstieg schaffen, können sie sehr weit kommen. Wir haben noch zwei Partien zu spielen gegen Spanien und die Tschechische Republik. Leider haben wir das Turnier schlecht begonnen. Ich bin enttäuscht, aber wir können von diesem Match einige Lektionen mitnehmen. Wir dürfen den Ball nicht mehr so einfach verlieren, müssen mehr laufen und kämpfen."

Ante Cacic (Kroatien-Teamchef): "Ich habe ein sehr intensives Spiel erwartet, weil die ersten Spiele immer die schwierigsten sind. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis und der Leistung, die meine Mannschaft gezeigt hat. Ich habe die richtigen Wechsel vorgenommen und ich glaube, wir haben das Spiel 90 Minuten kontrolliert. Ich habe meinen Spielern gesagt, dass ich mehr Angst vor Tschechien habe als vor der Türkei. Ich möchte den Sieg jetzt so schnell wie möglich vergessen. Es ist wichtig, sich auf die nächsten Spiele zu konzentrieren."

Über den Torschützen Luka Modric: "Ich denke, das war eines seiner besten Spiele. Sein Tor war wunderschön und vor allem war es das einzige des Spiels. Wir brauchen Luka, damit unser Spiel aggressiver wird."

Arda Turan (Türkei-Mittelfeldspieler): "Ich möchte mich beim türkischen Volk entschuldigen. Ich habe nicht gut gespielt, aber meine Mitspieler haben einen guten Kampf geliefert. Kroatien ist eine sehr gute Mannschaft, wir haben alles Mögliche getan, und hätten ein Unentschieden erreichen können."