Sport/Formel-1

Rosberg: Rücktritt "falsch verstanden"

Der Rücktritt von Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg hat die Motorsport-Welt tief gespalten. Während ihm viele aktive und frühere Fahrer, darunter etwa Ex-Weltmeister Damon Hill, zu seiner Entscheidung gratulieren, stößt der Entschluss anderen sauer auf. Allen voran Mercedes-F1-Aufsichtsratschef Niki Lauda. Der dreifache Weltmeister kann weder die Entscheidung noch den Zeitpunkt gutheißen.

"Ich verstehe nicht, was Niki da geritten hat", gab der Weltmeister zu Protokoll. "Irgendwas muss er falsch verstanden haben." Rosberg hatte seinen Rücktritt vor allem mit seiner Familie, vor allem seiner Frau Vivian, begründet. "Sie hat mir den Rücken komplett freigehalten, damit ich mich hundert Prozent erholen, alles für meinen Titel geben konnte", betonte Rosberg.

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Nachdem seine Frau für ihn "alles weg organisiert" und "all die Nächte mit unserer kleinen Tochter übernommen" habe, will er nun ein richtiger Familienmensch werden. Seinen Rücktritt versteht er durchaus als Zeichen seiner Liebe: "Ich folge meinem Herzen. Ich bin kein Typ, der immer sagt - mehr, mehr, mehr. Wir müssen auch mal Nein sagen und wissen, was uns gut tut."

"Hat es zu meiner Zeit nicht gegeben"

Der dreifache Champion Lauda war verärgert, dass Rosberg das Team nicht früher über seine Abschiedspläne informiert hatte. Rosberg habe Mercedes mit seinem späten Rücktritt "voll im Regen" stehen lassen, wetterte Lauda. Rosberg konterte, dass er sich mit seiner Entscheidung lieber noch mehr Zeit gelassen hätte, aus Respekt vor dem Team aber nur wenige Tage nach dem WM-Titelgewinn in Abu Dhabi bereits seinen Rücktritt verkündet habe. Rosbergs Vertrag bei Mercedes wäre noch bis Ende 2018 gelaufen, dennoch hatte der 31-Jährige Deutsche seine Karriere nur fünf Tage nach dem Titelgewinn beendet.

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Lauda hatte darauf mit Unverständnis reagiert. Dass ein Rennfahrer seiner Familie wegen die Karriere beende, habe es "zu meiner Zeit nicht gegeben", schimpfte der Österreicher. Rosbergs Argument, dass ihn der Kampf gegen Hamilton ausgelaugt habe, ließ er nicht gelten. Als Weltmeister müsse man "auf höchstem Level fahren können", so Lauda. "Das braucht Kraft. Nico wäre nie so weit gekommen, wenn er diese nicht hätte. Er kann mir auf keinen Fall einreden, dass ihm diese Kraft ausgeht."

Rosbergs Rücktritt hat Mercedes in eine Personalkrise gestürzt. Die Top-Piloten der Formel 1 sind durch wasserdichte Verträge an ihre Teams gebunden, einen gleichwertigen Ersatz wird man schwerlich finden. Hoffnungen macht sich Teamchef Toto Wolff vor allem bei Ex-Weltmeister Fernando Alonso, der wegen McLarens schlechter Leistung möglicherweise eine Ausstiegsklausel besitzt. Als Top-Favoriten auf das frei gewordene Weltmeister-Cockpit gelten aber Williams-Pilot Valtteri Bottas und Mercedes-Nachwuchsfahrer Pascal Wehrlein.