"Kein Spielraum für Fehler": Mercedes will in China die Wende
Die Formel-1-Saison hat für Mercedes nicht so begonnen wie gewünscht. In den ersten beiden Rennen blieb der dominante Formel-1-Rennstall der vergangenen Jahre durch eigene Fehler ohne Sieg. Chef Toto Wolff will in Schanghai beim dritten WM-Lauf sein Team endlich in Bestform sehen, Weltmeister Lewis Hamilton ist mit fünf Siegen der erfolgreichste Pilot auf der Strecke in China.
Die Zeiten des Hätte-Wenn-und-Aber-Sagens sollen für Wolff deshalb nun vorbei sein. Nach den Niederlagen in Australien und Bahrain fordert der Österreicher von dem Weltmeister-Team am Sonntag (08.10 Uhr MESZ/live ORF 1, RTL) in Schanghai die Wende im Titelkampf gegen Ferrari und den zweimaligen Sieger Sebastian Vettel. "Um in diesem Jahr zu gewinnen, müssen wir in Bestform sein", sagte Wolff vor dem dritten Grand Prix des Jahres in der ostchinesischen Mega-Metropole.
Erstmals seit 2013 hat keiner der Silberpfeile bei einem der ersten beiden Rennen des Jahres triumphiert. "Das war nicht der Saisonstart, den wir uns erhofft hatten", stellte Wolff fest. "Wir haben nun bei zwei Rennen in Folge mit einem Auto Schadensbegrenzung betrieben und mit dem anderen den Sieg knapp verpasst."
Frustration
Zweimal schenkte Mercedes die Siege an Vettel und Ferrari. In Australien hätte Weltmeister Lewis Hamilton gewinnen müssen, doch ein fehlerhaftes Computer-Programm führte zu einer folgenschweren Strategie-Panne. Am Ende wurde der Brite Zweiter. In Bahrain hätte Mercedes zumindest gewinnen können. Doch erneut verpassten Valtteri Bottas und Hamilton in dem Strategie-Spiel als Zweiter und Dritter den möglichen Erfolg.
Beide Rennen seien durch kleinste Details entschieden worden, "aber das macht es nicht besser. Genau genommen ist es dadurch sogar noch frustrierender", gestand Wolff. In diesem Jahr gebe es "im Titelkampf absolut keinen Spielraum für Fehler".
Doch der 46-jährige Wiener ist zuversichtlich, dass das Team, das in den vergangenen vier Jahren jeweils den Fahrer-Weltmeister stellte und den Konstrukteurs-Titel gewann, sich der Aufgabe bewusst ist. "Ich denke, dass unser Team nach der Zielankunft in Bahrain die richtige Reaktion gezeigt hat: Anstatt mit dem Doppelpodium zufrieden zu sein, hat jeder bemerkt, dass die Plätze zwei und drei das Minimum waren", berichtete Wolff. Man habe sich noch in Bahrain "auf Fehlersuche begeben, um uns für China zu verbessern und dort gestärkt zurückzuschlagen".
Immerhin kommt Mercedes mit der Gewissheit zum ersten Fernost-Rennen des Jahres, das schnellste Auto im Feld zu haben. Zudem erwies sich der in einem Sumpfgebiet erbaute Schanghai International Circuit (SIC) in den vergangenen Jahren als Silberpfeil-Terrain. Nach den vergangenen sechs China-Grand-Prix standen fünfmal Stern-Piloten ganz oben auf dem Podest. Allein der viermalige Champion Hamilton triumphierte 2014, 2015 und 2017. Insgesamt gewann er im Reich der Mitte sogar fünfmal, weil er 2008 und 2011 dort auch schon im McLaren Erster gewesen war.
"Generell ist das eine gute Strecke für mich", sagte der 33-Jährige. Er hoffe, an diesem Wochenende den Spieß "ein wenig umzudrehen". Auch er mahnte wie sein Vorgesetzter Wolff an, "dass wir bessere Arbeit leisten müssen". Hamiltons Dauerrivale Vettel weist nach zwei von 21 Grand Prix die perfekte Punkteausbeute von 50 auf, Hamilton liegt schon 17 Zähler zurück. "Es wird hart. Die Ferraris haben in den letzten Rennen ein unglaubliches Tempo gezeigt", betonte Hamilton.
Jubilar Vettel?
Vettel kommt mit gehörig viel Selbstvertrauen, gepaart mit einer gesunden Selbsteinschätzung nach Schanghai. Sein Wagen ist schneller als erwartet, sein Team hat die Probleme aus den Testfahrten rasch gelöst. "Auch wenn jetzt für uns die ersten beiden Rennen erstaunlich verlaufen sind, es gibt noch einen langen Weg und eine lange Saison, viele Rennen, viele Dinge, die passieren können", warnte der 30-jährige Deutsche.
Ein weiterer Sieg am Sonntag wäre in jedem Fall etwas Besonderes für ihn: Es wäre sein 50. im 201. Rennen. Mercedes würde liebend gern seine Jubiläumsfeier aufschieben.