Thiem zu Final-Siegeschancen: "Ich bin sicher Außenseiter"
Dominic Thiem äußerte sich im Interview nach seinem zweiten Finaleinzug bei den French Open in Paris über seine Gefühlswelt während der Regenunterbrechungen, die Ausgangslage vor dem Finale gegen Rafael Nadal und auch darüber, was es ihm bedeutet, der erste Österreicher mit zwei Einzel-Major-Finali zu sein.
Sie haben die Nummer 1 der Welt geschlagen und stehen wie im Vorjahr wieder im Finale der French Open. Wie sieht es in Ihnen aus?
Dominic Thiem: Das sind genau die Momente, für die ich so hart trainiere das ganze Jahr. Die ganzen Emotionen sind unvergleichlich. Es war ein sensationelles Match mit allem, was im Tennis dazu gehört mit Regenunterbrechungen über zwei Tage. Es war sicher eines der schönsten Erlebnisse, die ich gehabt habe. Aber es geht morgen weiter. Ich genieße das schöne Gefühl jetzt für ein, zwei Stunden, dann gilt die Konzentration dem Finale.
Wie schwierig war es mental für Sie in den vergangenen beiden Tagen mit den Unterbrechungen?
Einerseits war es schon schwierig, weil das Zurückgehen in die Umkleide, wieder den ganzen Körper runterfahren, dann wieder von einer Minute auf die andere voll da sein, das war schon schwierig. Auf der anderen Seite bin ich in beide längeren Regenpausen mit einer Führung gegangen. In die erste richtig positiv, weil ich ihn gerade zum 3:1 gebreakt hatte im dritten Satz. In die zweite auch mit einer 4:1-Führung, da war es ein bisserl anders, weil ich gerade den Breakball zum 5:1 vergeben habe. Das wäre wahrscheinlich die Vorentscheidung gewesen.
Sehen Sie sich mit Blick auf das Finale gegen einen ausgerasteten Rafael Nadal sehr benachteiligt?
Es ist so im Tennis, das sind wir alle gewohnt, dass der Zeitplan meistens nicht so ist wie er geplant ist. Ich fühle mich gut, morgen ist ein spezieller Tag, weil es einfach ein Grand-Slam-Finale ist. Müde sein kann ich dann am Montag.
Wie können Sie Rafael Nadal in seinem zwölften Finale hier schlagen?
Ich habe hier sehr viele Sachen letztes Jahr gelernt, aber spielerisch werde ich es so angehen wie in Barcelona. Das war wirklich gut, dort ist es von den Bedingungen her auch ähnlich wie hier. Ich werde das Match noch einmal ein bisserl anschauen. Eine andere Sache ist, dass Nadal sicher um einiges besser spielen wird als in Barcelona. Der spielt sein zwölftes Finale, hat noch nie eines verloren. Ich bin sicher Außenseiter. Das Wichtigste ist, dass ich reingehe und an einen Sieg glaube.
Sind Sie darauf eingestellt, dass das Finale auch am Montag gespielt werden könnte? Die Vorhersagen sind ja erneut nicht gut.
Ich habe in den vergangenen drei Tagen alles erlebt. Volles Match gespielt, dann gestern auf und ab. Wenn es wieder so sein wird, werde ich es akzeptieren.
Wie können Sie die Ausgangslage vor dem Finale mit jener vor einem Jahr vergleichen?
Letztes Jahr war alles komplettes Neuland für mich. Ich war müde am Ende, es waren lange zwei Wochen und das erste Grand-Slam-Finale ist nicht zu unterschätzen. Ich fühle mich dieses Jahr definitiv besser. Aber Nadal spielt sicher nicht schlechter als letztes Jahr, spielt sein zwölftes Finale. So eine Serie gibt es, glaube ich, in keinem anderen Sport.
Sie sind der erste Österreicher, der im Einzel ein zweites Grand-Slam-Finale erreicht hat. Was bedeutet Ihnen das?
Nix, weil wenn ich es nicht gewinne...(lacht). Finale und Sieg sind noch einmal zwei komplett unterschiedliche Welten, aber es ist trotzdem extrem schwer, bei so einem Turnier ins Finale zu kommen. Deshalb ist das schon einmal eine Riesensache, aber ich will natürlich auch den letzten Schritt gehen.
Ihre Freundin ist ab Montag Nummer 1 bei den Doppel-Damen. Sind Sie ein bisschen stolz auf Kiki Mladenovic?
Nicht ein bisserl - sehr, sehr stolz. Egal, ob Einzel oder Doppel, das ist eine unglaubliche Leistung. Da sieht man wie gut sie Doppel spielt. Ich habe immer gesagt, da kann ich mir sehr viel abschauen.