Olympia-Hoffnung Weißhaidinger: Der Mann mit dem Tunnelblick
Von Florian Plavec
Eines muss man Lukas Weißhaidinger lassen. Den Diskuswerfer aus Oberösterreich scheint nichts so schnell aus der Ruhe zu bringen. In der Qualifikation am Freitag bewies der 29-Jährige in Tokio ein ruhiges Händchen und schleuderte den Diskus im dritten Anlauf auf 64,77 Meter, nachdem seine ersten beiden Versuche noch ungültig gewesen waren.
"So geht das", kommentierte der WM-Dritte von 2019 den gelungenen Wurf. Zuvor hatte Weißhaidinger, wie viele andere Diskuswerfer, so seine liebe Not. Sein erster Wurfversuch war im Out gelandet, im zweiten Versuch war er ausgerutscht und hatte damit für großes Nervenflattern gesorgt.
Lukas Weißhaidinger scheint diesmal bereit zu sein: „Ich weiß, wie viele Schritte es vom Callroom zum Ring sind; ich weiß, wie sich der Diskus bei dieser hohen Luftfeuchtigkeit anfühlt; ich habe in Österreich schon mitten in der Nacht trainiert, um die andere Zeitzone zu simulieren; ich kenne die Situation mit den wenigen Zuschauern im Stadion.“
Der WM-Dritte von Doha 2019 hat das Projekt Olympia akribisch geplant. Da die Regenwahrscheinlichkeit in Tokio hoch ist, wurden ähnliche Verhältnisse noch in Österreich trainiert. „Wir haben mit dem Gartenschlauch einen Starkregen simuliert“, sagte Weißhaidinger am Tag vor seinem ersten Auftritt. „Ich war waschelnass.“
Kurztrip
Während sich andere Athleten vor ihrem Bewerb wochenlang in Japan akklimatisieren, reiste Weißhaidinger erst am Mittwoch nach Tokio an. „Das war der Plan vom Gregor (Trainer Högler; Anm.). Wir haben uns intensiv mit dem Thema Zeitumstellung beschäftigt, ich bin oft extra in der Nacht aufgestanden.“
Gewohnt sei er eine kurzfristige Anreise schon von den Leichtathletik-Meetings. Außerdem: „Wenn ich zwei Wochen vor dem Bewerb hier gewesen wäre, wäre das schon zäh geworden. Daheim konnte ich viel mehr machen.“ Auf dem Flug konnte er ausgiebig schlafen und hat jetzt „sehr frische Beine“.
Auf eine Prognose wollte sich Weißhaidinger vor seinem Auftritt im Olympiastadion nicht einlassen. „Ich habe den Tunnelblick auf mich selber. Ich konzentriere mich nur auf meine Würfe.“
Sein Ziel war vorerst „nur“ die Qualifikation für das Finale am Samstag. Nur so viel: Für eine Medaille wird womöglich eine Weite von 70 Metern notwendig sein. „Ich traue mir diese 70 Meter zu.“
Dass Österreich schon drei Medaillen geholt hat, nehme auch ihm den Druck: „Da ist ein echter Spirit durchs Team gegangen.“