Diese Herren sollen Österreich in die WM-Hauptrunde führen
Auch die 26. Ausgabe der Handball-Weltmeisterschaft der Männer dürfte eine europäische Angelegenheit werden. In 81 Jahren ging nur einmal eine Medaille an ein Team außerhalb Europas (Katar, WM-Silber 2015).
Die Leistung des österreichischen Teams, das am Freitag im dänischen Herning gegen Saudi-Arabien in das Turnier einsteigt (18 Uhr/live ORF Sport+), soll diese Tatsache jedoch nicht schmälern.
Im Gegenteil. Die sechste Endrundenteilnahme seit 2010 – die dritte bei einer WM – ist das Produkt kontinuierlicher Planung und akribischer Arbeit. „Sich für ein Großereignis zu qualifizieren, ist für Österreich nicht selbstverständlich“, sagt auch Teamchef Patrekur Jóhannesson mit Blick auf die prominenten Abwesenden (Tschechien oder Slowenien, der WM-Dritte 2017).
Der Isländer Jóhannesson ist seit Ende 2011 im Amt und eine der Schlüsselpersonen des rot-weiß-roten Handball-Aufschwungs. Der 46-Jährige hat die Spieler nicht nur Taktik und Technik gelehrt, sondern auch Selbstvertrauen und Siegermentalität eingeimpft.
Das Überstehen der Vorrunde und der damit verbundene Einzug in die Hauptrunde der Top zwölf ist das erklärte Ziel der Auswahl. Wer sind die anderen Erfolgsgaranten im Team der Österreicher?
Das Treff-Ass
Die Nummer drei in Österreichs Rekordbüchern ist Robert Weber mit 706 Länderspieltreffern bereits, in Dänemark werden für den Flügelspieler weitere dazukommen. Der 33-Jährige hat nach der verkorksten EM 2018 (siegloses Vorrunden-Out) wieder Lust auf mehr. Bleibt der Vorarlberger am Ball, könnte er 2020 bei der Heim-EM als erster Österreicher zum siebenten Mal an einem Großereignis teilnehmen.
Weber ist nicht nur im Teamdress ein Torgarant. Beim traditionsreichen SC Magdeburg ist er der beste Werfer in der langen Klubgeschichte; acht Mal in Folge war er einer der besten drei Torjäger der deutschen Bundesliga; als erst neunter Spieler knackte Weber dabei die 2000-Tore-Marke.
Wer seit Teenager-Tagen „Jahrhunderttalent“ genannt wird, der hat große Erwartungen zu erfüllen. Nikola Bilyk hat das Versprechen in seine Person eindrucksvoll erfüllt. Mit 22 Jahren zählt der Rückraumspieler zu den Schlüsselspielern beim deutschen Rekordmeister THW Kiel. Bei der WM soll ausgerechnet er mehr entlastet werden, womit das Spiel der Österreicher automatisch unberechenbarer wird.
Der Oldie im Tor
Unverhofft kommt Nikola Marinovic zu einem Teamcomeback. Weil Thomas Bauer der Geburt seines Kindes beiwohnt, rückt Tormann Marinovic für die ersten Spiele nach, und wird so mit 42 Jahren zum ältesten Teilnehmer dieser WM. Die nötige Klasse hat der 165-fache Teamspieler alle Mal. Kurios: Marinovic bildet ein Torhütergespann mit Kristian Pilipovic, den er in Schaffhausen (SUI) trainiert.
Das Pendant zu Robert Weber ist Raul Santos auf der linken Seite. Beide sollen für viele schnelle Tore sorgen. Mit 26 Jahren ist der Leipzig-Profi im besten Alter und einer von zehn Legionären im 16-Mann-Kader. Keinen Teamspieler stellt übrigens Österreichs Tabellenführer Krems.
Es war im Jahr 2006, als Janko Bozovic von Wien auszog, um Handball-Europa zu erkunden. Seither stand der 33-Jährige in neun Ländern bei zwölf Vereinen unter Vertrag, aktuell wieder in Deutschland bei Emsdetten. Will Österreich bei der WM bestehen, ist man auch auf die Tore des 2,03 Meter großen Linkshänders angewiesen.
Der Europameister im Team
Es gibt einen im Team, der weiß, wie man eine Endrunde gewinnt: Mattias Andersson. 2000 wurde der ehemalige Weltklasse-Torhüter mit Schweden Europameister, 2012 kam Olympia-Silber dazu. Nun bildet er Österreichs Torhüter aus. Seine Verpflichtung gilt als weiterer Puzzlestein, der das Gesamtbild vervollständigen soll.