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Die Briten haben ein Ballsport-Problem

Inspire a generation" steht auf dem Transparent, das in der Copper Box hängt, wo das britische Handball-Nationalteam gegen Frankreich spielen muss. Auf Englisch. Also können die Franzosen nicht gemeint sein. Es sind viele Jugendliche gekommen. Und sie gehen mit der Inspiration, dass auch Dilettantismus applaudiert und bejubelt werden kann. Die Briten führen zwar 1:0 und 2:1, kommen aber gegen das Weltklasse-Team arg unter die Räder – 15:44 (7:21).

Nur um einen Treffer verpasste Frankreich in diesem Spiel den olympischen Tor-Rekord. Der bleibt den österreichischen Handball-Damen, die im Jahr 2000 in Sydney beim 45:26 um ein Bummerl mehr erzielt haben.

Britische Vorfahren

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Das Debakel in der Copper Hall passierte mit Ansage. Nachdem Großbritannien erfahren hatte, dass es die Olympischen Spiele 2012 ausrichten darf, musste binnen fünf Jahren ein Handball-Team auf die Beine gestellt werden – es gab ja keines, und als Veranstalterland ist man in jeder Ballsportart fix qualifiziert. 4,3 Millionen Euro durften ausgegeben werden, um auf der Insel Talente zu sichten bzw. um sich weltweit auf die Suche nach britischstämmigen Sportlern zu machen. Vermutlich ist es leichter, in Uganda brauchbare Eisstockschützen zu finden. Das hat dort bestimmt mehr Tradition.

Die Anforderungen: 1,89 Meter Mindestgröße, jünger als 25 und eine sportliche Vergangenheit auf semi-professioneller Ebene.

Robert White erfüllte alle Punkte. Der Sportstudent hatte als Fußball-Goalie in einer englischen Amateur-Liga gespielt. Er erinnert sich nicht ohne charmanten Schmunzler auf den Lippen: "Ich musste erst bei Google nachschauen, wie Handball funktioniert. Dann bin ich zum Casting gegangen." Dort matchte er sich mit 4000 Kandidaten um 20 Plätze.

Fünf Jahre später kassierte White in der ersten Halbzeit 21 Tore. Die Stange wehrte mehr Bälle ab als der 27-Jährige, er wurde in der Pause durch Jesper Parker ersetzt. Der Schwede, dessen Vater Engländer ist, war noch schlechter – 23 Treffer.

17:35 gegen Färöer

Schon die ersten Gehversuche des britischen Handball-Teams auf internationalem Parkett waren bemerkenswert. 2007 verlor das Team GB gegen Luxemburg 13:41 und gegen die Färöer Inseln 17:35. Passend hiezu wäre es gewesen, hätten die Briten ihren ersten Sieg gegen Österreich gefeiert. Spielt’s nicht, die Herren des ÖHB sind im Vergleich top, heuer schlugen sie die Briten in der WM-Qualifikation 37:22 und 40:24.

"Professioneller Sport war immer mein Ziel. Und Olympia mein Traum", sagt Robert White, der das halbe 2008er-Jahr in Bregenz trainierte. "Manchmal hatten wir Angst, dass er mit dem Fuß ausschießt", sagt Bregenz-Chef Roland Frühstück. White hatte kein Leiberl bei den Vorarlbergern.

Noch ein Österreich-Bezug lässt sich herstellen. Der britische Handball-Verband fragte bei William McLachlan an, ob er denn als halber Schotte nicht Interesse hätte, das Team GB zu verstärken. Der ehemalige Krems-Spieler, der in der Wiener Karl-Kaserne die Grundausbildung absolvierte, sagte nach zwei Probetrainings ab.

Das Hirn ist weg

Bei den Briten gibt es nur einen Spieler, der für Handball tatsächlich Verständnis aufbringt. Er heißt Steven Larsson, besitzt den schwedischen sowie norwegischen Pass und hat wie Reserve-Tormann Parker einen englischen Vater. Er wurde im ersten Gruppenspiel nach einem Foul an Karabatic ausgeschlossen, obwohl er den französischen Star gar nicht berührt hatte. Das Hirn der Mannschaft war weg, gerade so, als verstecke man den Ugandern die Eisstöcke. So müssen Hühner aussehen, wenn sie aufgescheucht werden. Arm, irgendwie. Und trotzdem wurde jede gelungene Aktion von den Zuschauern bejubelt, gerade so, als hätten die Fußballer soeben 3:1 gegen die Vereinigten Arabischen Emirate gewonnen.

Der Ball, der Feind

Überhaupt schaut es auf der Insel ballsportmäßig – abgesehen vom Fußball – trist aus. Beim olympischen Erstauftritt verloren die Basketball-Herren gegen Russland 75:95, die Damen gegen Australien 58:74. Die Handball-Damen sind unwesentlich besser als die Herren (nur 19:31 gegen Montenegro). Im Volleyball setzte es zwei 0:3-Pleiten: Die Herren machten gegen Bulgarien 18, 20 und 24 Punkte, die Damen gegen Russland 19, 10 und 16.

Im Wasserball gingen die Damen gegen Rumänien mit 4:13 baden – dagegen ist sogar das 15:44 der Handball-Herren in der Copper Hall gegen Frankreich ein Ergebnis, das Mut macht.