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Deutschland ist der große EM-Favorit

Nicht immer ist der Vergleich mit China ein wünschenswerter, in Sachen Demokratie etwa. Im Tischtennis hingegen ist der Verweis auf das Mutterland der schlagfertigen Ballkünstler die größte Auszeichnung.

"Europas Chinesen" werden die deutschen Spieler genannt. In den vergangenen vier Jahren ging die Auswahl bei Europameisterschaften immer mit der Goldmedaille um den Hals aus der Arena, alles andere als der fünfte Titel in Folge beim derzeit in Danzig laufenden Turnier gliche einer Sensation. Leicht ging den Deutschen auch die Vorrunde von der Hand: drei Duelle, drei Siege, kein Matchverlust.

Ohrfeige

Dabei musste die Auswahl den achtfachen Europameister Christian Süß verletzt vorgeben, dabei wurde im dritten Vorrundenspiel den Topstars Owtscharow und Boll eine Pause gegönnt. Letzterer, mit 13 EM-Goldmedaillen der erfolgreichste Spieler des Kontinents, konnte in Ruhe seine Facebook-Seite auf den neuesten Stand bringen, während seine jungen Kollegen die Slowaken mit 3:0 aus der Halle schossen. "War kurz und schmerzlos", ließ Timo Boll seine Fangemeinde wissen.

Auch in der Einzelkonkurrenz, die am Donnerstag beginnt, ist Boll der ganz große Favorit, obwohl der 30-Jährige weiß: "Es gibt viele, die gierig sind, mich zu schlagen." Erst recht nach seiner Bronzemedaille bei der WM im Mai - der ersten für einen Europäer seit sechs Jahren. Ab dem Viertelfinale war er in Rotterdam als Europäer der letzte seiner Art.

Freilich gibt es auch Momente, in denen Technik-Freak Boll (er nennt stets das neueste Handy sein eigen) glücklich sein wird, dass nicht alles wie bei den Chinesen abläuft: Einst kassierte ein Spieler aus der Volksrepublik eine Ohrfeige, weil beim gemeinsamen Abendessen sein Handy geklingelt hatte.