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Ein Ex-NBA-Profi malt für George Clooney

Einst galt er als Dunking-Künstler, der 196 cm große Mann aus dem texanischen Kleinstädtchen mit dem indianischen Namen Waxahachie. Dem Basketball hat Desmond Mason vor einigen Jahren den Rücken gekehrt, nach dem er in der Saison 2009/10 ganze fünf Mal aufs Parkett gelaufen war. Damals war er 32. Erst 32 muss man eigentlich sagen, denn in der besten Basketball-Liga der Welt, der NBA, erwägt man ein Karriereende erst in der zweiten Hälfte des vierten Jahrzehnts. Mason hatte aber einen Plan. Doch dazu kommen wir später.

Der für seine Sprunggewalt bekannte Small Forward/Shooting Guard wurde beim NBA-Draft 2000 an hoher 17. Stelle zu den Seattle SuperSonics gedraftet. Im kommenden Jahr wusste jeder Basketball-Fan, wer Desmond Mason ist. Beim alljährlichen All-Star-Game nahm er am prestigeträchtigen Dunking-Bewerb statt und gewann ihn auch auf spektakuläre Art und Weise. So ein Erfolg gibt einem den nötigen Auftrieb.

Bereits in seinem dritten Profijahr zählte der ehemalige Student der Oklahoma State University zu den Leistungsträgern der Sonics. Mit seinen Werten - 14,1 Punkte, 6,4 Rebounds und 2,4 Assists pro Partie - schnupperte er an der Beletage der Liga. Von Seattle ging es zu den Milwaukee Bucks, wo er in der Saison 2004/05 mit 17,2 Punkten pro Spiel seinen besten Karrierewert erreichte. In den Jahren darauf wechselte er mehrmals den Klub, an seine alte Form sollte er nicht mehr herankommen. Es schien so, als hätte er das in seiner Rookie-Saison mit NBA-Papst David Stern geführte Gespräch stets im Hinterkopf gehabt.

Desmond's Way

In seiner ersten NBA-Saison bekam Mason eine Einladung ins Büro des langjährigen NBA-Commissioners Stern. Wohl wissend, dass so etwas nicht oft vorkommt, begab sich der Liga-Neuling nervös zum Termin mit dem wichtigsten Mann im Basketball schlechthin. Es stellte sich heraus, dass der Grund für die Einladung ein während seines letzten Studienjahres veröffentlichter Artikel des Magazins Sports Illustrated über Kunststudent Mason war.

"Ich war damals tatsächlich der einzige Künstler in der Liga. Er fand das interessant", erinnert sich Mason. Stern fragte den frisch gebackenen Studiumabsolventen, ob er ihm eines der beiden im Artikel abgebildeten Gemälde verkaufen würde - das Porträt von Al Pacino aus dem Kultfilm Carlito’s Way. "Ist er etwa der Consigliere der Gambino-Familie? Was geht hier ab?", dachte sich damals der erstaunte Mason. Stern zahlte 500 Dollar für das Gemälde, dabei hätte es Mason ihm auch geschenkt, so geschmeichelt fühlte er sich nämlich. Das war dann zugleich der Anstoß für eine bemerkenswerte Karriere abseits des Parketts.

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Verwandlung

Seine erste Art-Show hatte Mason ein Jahr nach dem "Date" mit Commissioner Stern. Die Kritiken waren überraschend gut. "Das war der Zeitpunkt, an dem mir klar war, dass ich davon leben könnte", erkannte Mason, setzte seine Basketballkarriere dennoch fort - in der NBA verdient man halt Millionen, mit der Kunst ist es bekanntlich nicht so einfach.

Der NBA-Profi wandte, inspiriert vom großen US-Maler Jackson Pollock, seinen Fokus vom Realismus zum abstrakten Expressionismus. "Ich kaufte eine Leinwandrolle, Farbe und zerstörte meinen Rasen", erinnert sich Mason, der damals vor seinem Haus experimentierte. "Nachdem ich drei Stunden gemalt hatte, war ich wie verwandelt".

Aufstieg

2006 kaufte sich der damalige Milwaukee-Spieler in der mexikanischen Touristenhochburg Cabo San Lucas ein Anwesen. Die neue Umgebung sollte der Künstlerkarriere des ehemaligen Dunking-Königs einen Schub geben. Ob Hollywood-Star George Clooney oder Baseball-Superstar Alex Rodriguez - die Nachbarschaft konnte sich wahrlich sehen lassen. Zudem kennt man sich auf diesen Gesellschaftsebenen wohl in Sachen Kunst aus und hat schlussendlich das nötige Kleingeld, um darin zu investieren. Beide gehören heute ebenso wie Starbucks-CEO Howard Schultz, Tiger Woods' ehemaliger Coach und Golf-Guru Hank Haney oder US-Sportmoderator Joe Buck zu Masons Klienten.

Im vergangenen Jahr verkaufte der ehemalige Basketballer eines seiner Werke für 60.000 Dollar an einen Geschäftsmann aus Chicago. Nicht schlecht für einen Jungen, der in ärmlichen Verhältnissen eines Vororts von Dallas aufwuchs. "Als ich in einer schlimmen Nachbarschaft, umgeben von Drogen und Gewalt aufwuchs, war die Kunst meine Flucht daraus," erzählt der heutige Künstler, der einst die braunen Papiereinkaufssackerl als Leinwand benutzte. Heute kann er sich ein Studio im Zentrum von Oklahoma City leisten - und echte Leinwände.

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