Comeback mit 41: Tischtennis-Ass Liu Jia will noch einmal zu Olympia
Tischtennis-Spielerin Liu Jia kehrt im Sommer nach über einem Jahr Pause für den Pariser Verein Saint-Denis ins Club-Turniergeschehen zurück. Das gab die langjährige ÖTTV-Topspielerin und mit Linz-Froschberg international mehrfach höchst erfolgreiche Oberösterreicherin am Dienstag bekannt. Die 41-jährige Europameisterin von 2005 will sich außerdem noch einmal für die Olympischen Spiele qualifizieren, die 2024 in der Stadt ihres neuen Vereins über die Bühne gehen.
Um für die erhoffte Olympia-Teilnahme Spielpraxis zu bekommen, wählte sie den Weg in den Pariser Vorort Saint-Denis. „Die französische Liga ist die stärkste Liga von Europa und Saint-Denis ist der Top-Club. Sie waren schon einmal Meister und wollen es wieder werden“, erklärte Liu und gab an, ihre jüngste Verletzung gut auskuriert zu haben. Das Training werde sie weiterhin in Österreich abhalten und nur zu den bis zu zehn Meisterschaftseinsätzen nach Frankreich reisen, ergänzte die Mutter einer elfjährigen Tochter bei einem Medientermin ihres Sponsors Backaldrin in Asten.
Die Heimstätte ihres neuen Clubs ist die Aufwärmhalle für die Pariser Sommerspiele. „Es ist der perfekte Ort, um sich für Olympia vorzubereiten“, betonte Liu, die sich mit dem österreichischen Team aber erst qualifizieren muss. Mit sechs Antritten ist sie die Österreicherin mit den meisten Teilnahmen an Olympischen Sommerspielen. Geschlechterübergreifend liegt sie hinter Segler Hubert Raudaschl (10) auf Rang zwei. 2000 in Sydney debütierte sie bei Olympia, zu einer Medaille im Zeichen der Fünf Ringe oder bei Weltmeisterschaften reichte es aber nie. Ihr Olympia-Topergebnisse im Einzel waren neunte Ränge 2016 und 2021, mit dem österreichischen Team wurde sie vor sieben Jahren in Brasilien Fünfte.
Liu war 1997 auf Ermutigung des damaligen Linz-Trainers Liu Yan Jun als 15-Jährige nach Österreich gekommen, nachdem sie es in der Heimat ihrer Eltern nicht ganz an die Spitze geschafft hatte. Am 21. Jänner 1998 wurde „Susi“ - der Spitzname ergab sich eher zufällig über eine Apfelsaft-Marke mit diesem Namen - eingebürgert. 1998 folgte mit Jugend-EM-Gold ein erster internationaler Titel, im Jahr darauf verteidigte sie diesen mit Erfolg.
Das Jahr ihrer größten Einzeltriumphe war 2005, als sie das Europa-Top-12 und in Aarhus den EM-Titel gewann. Rund um die EM vor 18 Jahren in Dänemark lernte sie ihren späteren Ehemann David Arvidson kennen, Tochter Anna kam am 17. Juli 2011 zur Welt.
Vorher und noch lange danach verzeichnete sie weitere Erfolge. 2008 und 2010 holte sie EM-Silber, 2012 wurde es Bronze, wie im Mixed mit Werner Schlager 2002 und 2005. Vor neun Jahren wurde sie erneut Top-12-Siegerin. In diesem Jahr klappte es auch mit Team-EM-Silber. Auch Champions-League-Titel mit Froschberg fehlten nicht, auf WM-Ebene schaffte sie es 2001 auf Rang fünf. Von ihrem Langzeit-Club Froschberg verabschiedete sie sich im April des Vorjahres und kündigte an, fortan als Trainerin tätig zu sein. Für das Nationalteam war sie seither aber weiterhin im Einsatz, nun erfolgt im August in Frankreich die Rückkehr auf Club-Ebene, die auf ein Jahr ausgelegt ist.
„Liu Jia bringt eine Fülle von Erfahrungen und Erfolgen in unser Team ein. Ihre beeindruckenden Fähigkeiten und ihr unermüdliches Engagement für Spitzenleistungen machen sie zu einer wertvollen Bereicherung für unser Team“, meinte St. Denis-Präsident Jean-Claude Molet über den Neuzugang. Liu wird unter anderem mit dem französischen Toptalent Prithika Pavade zusammenspielen.