Zwei Mal Rot: Neun Rapidler verlieren gegen Altach
Von Alexander Huber
Eine durch und durch verrückte Partie hat am Mittwochabend in einer Heimniederlage für Rapid Wien gemündet: Der Rekordmeister unterlag vor heimischem Publikum gegen den SCR Altach mit 1:2. Ausschlaggebend waren gleich zwei Platzverweise und nachfolgende Elfmetertore. Zunächst blockte Thanos Petsos im Strafraum einen Schuss des eingewechselten Hannes Aigner mit der Hand und sah Rot - Aigner verwertete den Elfmeter zum Ausgleich (77.).
Kurz vor Schluss brachte Boli Bolingoli im Strafraum dann Christian Gebauer zu Fall und sah ebenfalls Rot - erneut verwandelte Aigner der Strafstoß zum 2:1-Endstand. Die zwischenzeitliche Rapid-Führung hatte Louis Schaub mit einem sehenswerten Schuss ins lange Eck erzielt (72.).
Sturm Graz | Admira Wacker | 6:1 (4:1) |
Red Bull Salzburg | SV Mattersburg | 2:0 (0:0) |
SKN St. Pölten | Austria Wien | 1:0 (0:0) |
LASK Linz | Wolfsberger AC | 2:0 (0:0) |
Rapid Wien | SCR Altach | 1:2 (0:0) |
Rapid hatte die zweifelhafte Ehre, zum letzten Mal Ende November um 20.30 Uhr den Gastgeber zu spielen. Durch die Ligareform wird ab 2018 diese Runde unter der Woche eingespart.
Gut so, denn bei null Grad (und einem ORF-Livespiel) leert sich sogar das Allianz Stadion. 13.400 Rapidler und eine Handvoll Altach-Fans sahen ein kurioses Spiel mit einem sensationellen Ende: Altach gewann mit 2:1.
Den ersten Höhepunkt lieferte der „Block West“ mit einer Würdigung von Ernst Happel. Der langjährige Rapidler wäre am Spieltag 92. Jahre alt geworden, als Erinnerung zierten acht legendäre Sprüche Happels die einzig gut gefüllte Tribüne.
Neun Ausfälle
Fünf Wechsel vollzog Trainer Djuricin nach dem 2:3 gegen Salzburg. Vier davon waren erzwungen, weil neben den Gesperrten (Auer und Hofmann) auch die angeschlagenen Schobesberger und Ljubicic fehlten. Insgesamt neun Ausfälle sorgten für ein Debüt auf der Ersatzbank: Von Mert Müldür, 18-jähriger Langzeit-Rapidler und Innenverteidiger.
Altachs Verteidiger hatten viel zu tun, weil Rapid gekonnt kombinierte und die Gäste zu wenige Zweikämpfe gewannen. Nach feinem Solo von Louis Schaub lief Giorgi Kvilitaia allein auf Martin Kobras zu – vorbei (14.), Schlechtes Karma nach der handfesten Unsportlichkeit gegen Salzburg?
In Minute 22 blockte Benedikt Zech noch vor der Linie Joelintons Versuch. Zehn Minuten später hielt Kobras in einer einseitigen Partie gegen Thomas Murg, Kvilitaia versemmelte den Nachschuss. Bei seiner dritten Chance traf der Georgier das Tor, doch Patrick Salomon kratzte den Kopfball von der Linie (41.). 14:1 Schüsse lautete die Halbzeit-Bilanz.
Altach hatte erst nach der Pause Chancen, die waren dafür groß. Louis Ngwat-Mahop vergab aus fünf Metern, und eine von Richard Strebinger schlecht berechnete Lienhart-Flanke landete an der Stange (50.).
Neun Hütteldorfer
Ebenfalls an der Stange landete ein Kopfball von Schwab (54.). Danach vergab erneut Kvilitaia per Kopf aus bester Position, und als der Stürmer endlich traf, gab es zuvor ein Abseits. Besser machte es Louis Schaub – 1:0 (72.). Schwab hatte nach einem Zwischenbrugger-Fehlpass Gas gegeben und vorgelegt.
Die Partie schien entschieden – für vier Minuten. Hannes Aigner kam zum Schuss, Thanos Petsos wehrte mit dem Unterarm ab. Der Elfmeter war richtig, Rot eher nicht. Aigner war es egal, der Joker glich aus (76.).
Aber das war noch nicht alles. In Unterzahl wurde Rapid ausgekontert. Boli Bolingoli störte Christian Gebauer beim Schussversuch – wieder Elfmeter, wieder Rot. Auch in der Nachspielzeit hielten die Nerven des Tirolers – Matchwinner Aigner verwertete zum 1:2.
Wien, Allianz-Stadion, SR Schüttengruber
Tor: 1:0 Schaub (72.), 1:1 Aigner (78./Elfmeter), 1:2 Aigner (90.+1/Elfmeter)
Rapid: Strebinger - Pavelic, Sonnleitner, Galvao, Bolingoli - Petsos, Schwab - Schaub, Joelinton, Murg (90. Szanto) - Kvilitaia (84. S. Hofmann)
Altach: Kobras - Lienhart, Netzer, Zech, Schreiner - Salomon, Zwischenbrugger (80. Piesinger) - Gebauer, Ngwat-Mahop, Honsak (67. Müller) - Tekpetey (62. Aigner)
Gelbe Karte: Kvilitaia (82.) bzw. Salomon (42.), Netzer (69.)
Rote Karte: Petsos (76./Torraub), Bolingoli (90./Torraub)
Goran Djuricin (Rapid-Trainer): "Aigner schießt Petsos in die Achsel und genau dahinter ist Strebinger. Wahrscheinlich hat der Schiedsrichter ein kleines Blackout gehabt. Ich weiß nicht, warum die Schiris so wenig Gefühl zeigen, da haben wir Pech gehabt. Es war vom Gegner ein bisschen Unfußball. Es war irrsinnig schwer, gegen zwei Autobusse zu spielen, die so tief stehen. Aber wir sind selber schuld, hatten vier, fünf hundertprozentige Chancen. Die zweite Rote für Bolingoli kann man geben."Louis Schaub (Rapid-Torschütze): "Wir haben über 20 Torchancen gehabt, hätten vielleicht die eine oder andere mehr nützen müssen. Jetzt müssen wir schauen, dass wir das so schnell wie möglich aus den Köpfen bringen. Es wäre einmal wichtig, dass die Schiedsrichter die Regeln können. Wir haben jedes Jahr Regelkunde, die Schiedsrichter offenbar nicht. Bei Petsos muss man nicht Rot geben."Thanos Petsos (Rapid-Spieler/wegen Torraubs ausgeschlossen): "Ich habe nicht probiert, den Ball mit der Hand zu spielen. Ich weiß nicht, wo ich meine Arme hingeben soll."Klaus Schmidt (Altach-Trainer): "Wir waren bis zur Pause nicht wirklich im Spiel, da hat uns das Glück drübergeholfen. In der zweiten Hälfte haben wir die eine oder andere Geschichte umgestellt, dann sind wir besser ins Spiel gekommen, aber wir haben Rapid durch einen Eigenfehler in Führung gebracht. Wir sind aber wieder ins Spiel zurückgekommen, und deshalb bin ich stolz auf meine Mannschaft. Wir wissen, dass Aigner für solche Spiele der geeignete Mann ist."Hannes Aigner (zweifacher Altach-Torschütze): "Es war sehr verrückt. Wir haben ansehnlich gespielt, vielleicht in der einen oder anderen Situation Glück gehabt, aber das nehmen wir gerne mit. Die zwei verwandelten Elfmeter haben auch mit Routine zu tun."