Sport/Bundesliga

Pangl: "Play-off-System könnte ein erster Schritt sein"

Georg Pangl war von 2004 bis 2014 Vorstand der Bundesliga. Vor drei Jahren wurde er Generalsekretär der Vereinigung der europäischen Profi-Ligen. Der KURIER hat ihn in seinem Büro in Nyon am Genfer See besucht und zur Liga-Reform befragt.

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KURIER: Was ist Ihre Meinung zur Bundesliga-Aufstockung?

Georg Pangl: Grundsätzlich habe ich bis jetzt vermieden, nach meinem Ausscheiden die Vorgänge in der Bundesliga vom Genfer See aus zu kommentieren. Mir fehlen Detailinformationen, aber augenscheinlich gab es eine große Mehrheit bei der Entscheidung gemeinsam mit dem ÖFB, damit auch für den Übergang vom Breiten- zum Profifußball eine Lösung zu finden. Die Liga hat die Verantwortung, im Sinne der gesamtheitlichen Entwicklung des Profifußballs visionär mittel- oder langfristig zu planen. Und das hat sie augenscheinlich bestmöglich getan.

Kann eine zweithöchste Liga mit einem Misch-Masch Profis und Amateure funktionieren?

Wenn Amateure gegen Vollprofis spielen, gibt es logischerweise ungleiche sportliche Voraussetzungen, von der wirtschaftlichen Seite gar nicht zu reden. Wie soll jemals ein fairer Wettbewerb entstehen? Es gilt zu hoffen, dass sich die Amateurvereine nicht in wirtschaftliche Abenteuer stürzen und trotzdem die Lizenz erhalten. Man wird in ein paar Jahren sehen, ob es Scherben aufzuräumen gibt oder ob man in einer glorreichen Zeit angekommen ist. Ich wünsche mir, dass ich mich täusche, wenn ich Ersteres befürchte.

In Ihrer Ära sind die zweiten Teams der Bundesligisten 2010 aus der zweithöchsten Spielklasse entfernt worden, jetzt dürfen sie wieder mitspielen. Was sagen Sie dazu?

Ich war damals dagegen und habe es als Riesenfehler empfunden, die gut funktionierenden Amateurteams der Austria und von Salzburg auszuschließen. Dieser Beschluss wurde rein aus Eigeninteresse von kleinen Klubs gefasst, die trotzdem heute im Amateurbereich verschwunden sind. Ein großer Teil des aktuellen Nationalteams kommt von den Austria Amateuren und aus der damaligen Heute für Morgen Ersten Liga. Das beweist, dass die damalige Struktur mit jungen Profis und Spielern aus den Akademien sportlich absolut richtig war. Dass die besten Talente mit den zweiten Mannschaften wieder dabei sind, ist aus meiner Sicht zumindest eine gewisse Schadensbegrenzung.

Es gibt die Kritik, dass die Bundesliga eine Dorfliga sei. Aber würde es ohne Klubs wie Mattersburg oder Altach überhaupt noch eine Profiliga geben?

Die Geschichte hat uns gelehrt, welche Traditionsklubs aus größeren Städten vor 25, 30 Jahren noch in der Bundesliga spielten. Konkurse standen auf der Tagesordnung, weil damals im Management viel schiefgelaufen ist. Gott sei Dank gab es die Herren Pucher, Grad und andere, die gezeigt haben, wie man einen Klub ordentlich führt und sportlich erfolgreich ist. Ich weiß nicht, wo die Bundesliga heute ohne solche Funktionäre wäre.

Ein Fixplatz in der Champions League ist ein Ziel der Bundesliga. Wenn man ehrlich ist, wird das durch die Europacupreform noch unrealistischer, oder?

Das wird durch die Reform schwierig bis unmöglich. Sollte es Red Bull Salzburg doch jedes Jahr in die Champions League schaffen, erhält der Verein zusätzlich zum aktuellen Budget weitere 30, 40 Millionen Euro. Es stellt sich die Frage, ob die daraus resultierende endgültige Zerstörung des Wettbewerbs das Ziel der Liga und ihrer Klubs sein kann. Es geht vielmehr darum, im Sinne aller Beteiligten, insbesondere der Fans und der Partner, die Spannung zu erhöhen, also den Wettbewerb zu fördern und die restlichen Klubs näher an Salzburg heranzuführen. Das Play-off-System könnte ein erster Schritt sein.

Wohin sollte sich die Bundesliga entwickeln?

Gemäß einer Aussage des Bundesliga-Präsidenten sollen durch die Reform langfristig für 50 Mannschaften oberhalb der Landesligen ideale Entwicklungsmöglichkeiten in allen Bereichen geboten werden. Das ist ambitioniert, wenn man weiß, dass Top-Ligen wie die Premier League oder die Serie A sich um 20 Klubs kümmern. Ich meine, dass es für Österreich nur eine Option gibt, nämlich noch mehr auf den Nachwuchs zu setzen. Als langjähriger Vorsitzender der zuständigen ÖFB-Kommission weiß ich, dass dort Geld benötigt wird. Die Akademien sind national besser zu fördern. Aber auch die FIFA ist gefordert, die Solidaritätsbeiträge aus internationalen Transfers für kleine Klubs entsprechend anzuheben. Die Bundesliga ist eine Exportliga, aber die europäischen Klubs müssen für die Ausbildung der Talente ordentlich bezahlen.

Und die Infrastruktur?

Trotz begrüßenswerter Aktivitäten einiger Klubs muss die Liga aufpassen, dass sie nicht von Nachbarländern im Osten und Südosten rechts überholt wird, was bereits teilweise der Fall ist. Das gilt auch für den ÖFB und das fehlende zeitgemäße Nationalstadion. Die Fans sollen sich im Stadion wohlfühlen. Die Würstel müssen heiß und das Bier muss kalt sein – und nicht umgekehrt. Es gibt ja bereits Bemühungen seitens der Bundesliga, dass sie in diesem Bereich nicht noch mehr ins Hintertreffen gerät.