Boxerin Eva Voraberger schreibt Sportgeschichte
Von Deutschlandsberg nach Manhattan ist es gar nicht so weit. Als Eva Voraberger im Oktober in der Koralmhalle ihren WBC-Titel verteidigte, war der Grazerin nicht bewusst, dass ihr der Sieg eine große Türe öffnen sollte.
Am Freitag betritt die 28-Jährige im Madison Square Garden von New York City zu „Vienna Calling“ von Falco den Boxring. Im Vorprogramm des WBO-Mittelgewichtskampfs zwischen Demetrius Andrade (USA) und Artur Akawow (RUS) tritt Eva Voraberger gegen Amanda Serrano an (3 Uhr MEZ/live DAZN). Die Puertoricanerin gilt mit sechs WM-Gürteln in sechs verschiedenen Gewichtsklassen und einer Bilanz von 26 K.o. in 37 Profikämpfen als derzeit beste Boxerin der Welt.
Video: Eva Voraberger verteidigt ihren Titel
Für Voraberger ist der Kampf im Bantam-Gewicht (bis 53,5 Kilogramm) der bisher größte ihres Lebens. Denn einmal mehr schreibt die erste österreichische Boxweltmeisterin (2014) rot-weiß-rote Sportgeschichte.
Noch kein österreichischer Boxer hatte das Privileg, in der wohl berühmtesten Arena der Welt zu kämpfen. Zwar handelt es sich am Freitag „nur“ um das kleinere, 5600 Zuschauer fassende „Hulu Theatre“, doch die Aura des Madison Square Garden umweht auch diesen Ort. „Es ist eine Ehre, dort zu boxen“, sagte Voraberger vor ihrer Abreise in den Big Apple.
Und als sie dann endlich in Midtown Manhattan vor dieser Legende der Unterhaltungsindustrie stand, im Dickicht der Wolkenkratzer zwischen Flatiron Building und Central Park, da war ihr die Bedeutung dieses Ereignisses wohl erstmals so richtig bewusst. „Unbeschreiblich, wenn du deinen Namen vor dem MSG auf der großen Leinwand siehst“, ließ die Wahlwienerin ihre Fans via Instagram wissen.
Ikone der Unterhaltung
Der Madison Square Garden ist mehr als ein Veranstaltungszentrum. Im von außen für New Yorker Verhältnisse fast schon unscheinbar wirkenden Komplex wurde seit dem letzten Neubau im Jahr 1968 mehrmals Geschichte produziert und geschrieben – und das nicht nur auf sportlicher Ebene.
Messen für deren Gefolgschaft hielten die Päpste Johannes Paul II. und Franziskus, aber auch Frank Sinatra oder Bruce Springsteen. Loblieder wurden im Garden angestimmt auf die Basketballer der Knicks und Eishockey-Cracks der Rangers sowie auf John F. Kennedy.
Für jeden Boxer war die 20.000 Zuschauer fassende Hauptarena lange Zeit der Sehnsuchtsort. Der dritte Neubau 1925 wäre ohne den Boxsports auch gar nicht möglich gewesen. Kampf-Promoter Tex Richard stellte die benötigten 4,75 Millionen Dollar auf, um Madison Square Garden III. aus dem Boden wachsen zu lassen.
Erst die Casino-Millionen aus Las Vegas ließen Boxer und Fans ab den 1990er-Jahren vermehrt in die Wüste pilgern. Am Kultstatus des Madison Square Garden änderte das freilich nur wenig.
Anfrage kam per Mail
Daran war (noch) nicht zu denken, als Eva Voraberger im Dezember die formlose E-Mail mit der Anfrage öffnete. Als Schauplatz war darin lediglich New York angeführt, erst in den folgenden Verhandlungen wurde es konkret – und traumhaft.
Zögern musste sie nicht lange. Die vergleichsweise kurze Vorbereitungszeit von vier Wochen war ebenso kein Hindernis wie die zeitgleich angesetzte Eröffnung des neuen Trainingszentrums ihres Klubs Boxteam Vienna in Floridsdorf. Eingeweiht wird nun gleich nach dem Kampf ihres Lebens. Nur für eines bleibt Voraberger deshalb keine Zeit: Sightseeing im Big Apple.