Sport

Vor genau 50 Jahren: Das größte Box-Spektakel der Geschichte

Es gibt diese Momente in der jüngeren Geschichte für die Ewigkeit. Die Bilder von der Mondlandung umkreisten 1969 die Erde, 1989 sorgte der Fall des Eisernen Vorhangs für eine Zusammenführung zweier Welten. Und für Österreich war 1955 aus bekannten Gründen weltbewegend. Und so weiter, und so fort.

Doch es gibt auch ein Sportereignis, das als historisch betrachtet werden kann. Nicht nur als sporthistorisch. "Rumble in the Jungle“ am 30. Oktober 1974 ging nicht nur als größter Boxkampf aller Zeiten in die Geschichte ein.

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Es war mehr, es war ein Schauspiel, das von der Dramaturgie bis heute nicht übertroffen werden konnte. Der Fight der US-Legenden Muhammad Ali gegen George Foreman vor 100.000 Zuschauern in Kinshasa (Zaire) hatte ein langes Vorspiel. Und es steigerte das Selbstwertgefühl Afrikas

Das Vorspiel

Organisiert wurde der Kampf vom legendären  Box-Promoter Don King, der sich steuerliche Vorteile erhoffte. Von Diktator Mobutu Sese Seko wurde der Kampf  als Werbemaßnahme für sein Land und ganz Afrika finanziert. Als Teil des Rahmenprogramms veranstaltete der King ein Großkonzert, bei dem unter anderem Miriam Makeba, James Brown oder B. B. King  auftraten
Ursprünglich hätte der Fight schon am 25. September 1974 stattfinden sollen, doch Foreman hatte sich beim Training mit einem Sparringpartner ein Cut zugezogen. Der damals erst 25-Jährige war auch klarer Favorit, hatte alle 40 Profi-Kämpfe gewonnen, 37 davon durch k. o., während der damals schon 32-jährige Ali schon zweimal als Verlierer die Bretter der Sportwelt verlassen musste (1971 gegen Joe Frazier, zwei Jahre später gegen Ken Norton). 

Ali spielte dennoch die Rolle des Großmauls souverän wie immer.

"Ich habe mit einem Alligator gerungen, mit einem Wal gerauft, dem Blitz Handschellen angelegt und den Donner eingekerkert. Ich bin böse. Letzte Woche hab“ ich einen Felsen ermordet, einen Stein verletzt und einen Ziegel krankenhausreif geprügelt. Ich bin so gemein, dass ich selbst Medizin krank mache. Letzte Nacht betätigte ich den Lichtschalter in meinem Schlafzimmer und war im Bett, bevor der Raum dunkel war.“

Und dennoch war er erstmals nicht der böse Bube. Man versuchte alles, um Foreman in diese Rolle zu drängen, ließ ihn mit einem Deutschen Schäferhund aufmarschieren, was die einheimische Bevölkerung an die belgische Polizei der Kolonialzeit erinnerte. Der längst zum Islam konvertierte Ali zeigte sich kontaktfreudiger, suchte die Nähe zur Bevölkerung, die wiederum immer mehr zum Außenseiter hielt. 

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Der Kampf

Entgegen dem Plan von Trainer Angelo Dundee blieb Ali immer nahe den Seilen und hielt seinen Kopf außer Reichweite von Foremans Schlägen, setzte aber selbst immer wieder blitzschnelle Gegenangriffe auf Foremans Kopf. Ab der achten Runde machte sich Alis Taktik bezahlt, Foreman wurde müder. Ali nützte 15 bis 20 Sekunden vor dem Ende Foremans müde Arme und kaum vorhandene Deckung für mehrere Einzelschläge und dann eine harte Kombination von fünf Schlägen gegen den Kopf von Foreman, der zu Boden ging zu Boden und blieb kurz benommen liegenblieb. Er erhob sich zwar wieder, war aber bereits ausgezählt, bevor er wieder richtig stand.

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Die Rückkehr

Ali gewann den Kampf nach acht Runden durch k. o. und eroberte als erst zweiter  Schwergewichtler nach Floyd Patterson einen Titel zurück – entgegen dem ungeschriebenen Gesetz „They never come back“. Vier Jahre später gelang ihm dies gegen Leon Spinks übrigens ein drittes Mal.

Die Nachbetrachtung

Die Doku "When We Were Kings" über den Boxkampf erhielt 1997 den Oscar für den besten Dokumentarfilm und  zeigt Interviews sowie Aufnahmen des Konzertes in Kinshasa. Der biografisch angelegte Film "Ali" von 2001 gibt diesem Kampf ebenfalls viel Raum und stellt ihn als Finale in Alis Lebenswerk dar. Norman Mailer schrieb darüber das Buch "The Fight". Der Hit "In Zaire" (1976 in den Charts) von Johnny Wakelin handelt ebenfalls von diesem Kampf.