Beachvolleyballer: Noch einmal Surfen, dann Isolation
Von Peter Karlik
Update mit der Verschiebung von Baden 17. März, 13 Uhr
Nur noch zwei Plätze fehlten Robin Seidl und Philipp Waller in der Rangliste für die fixe Olympia-Qualifikation. Doch die ist dennoch in weiter Ferne gerückt. Die beiden saßen am Montag auf dem Flughafen in Melbourne und machten sich auf den Weg nachhause. Der KURIER erreichte Robin Seidl in der Flughafen-Lounge.
„Wir wollten unbedingt das Turnier in Australien spielen, weil wir die Punkte brauchen“, erklärt Seidl. Doch am Sonntag wurde das Turnier auf Druck des Volleyball-Weltverbandes abgesagt. Die Lage in Australien sei nicht zu vergleichen mit jener Europa.
Das sagt auch Martin Ermacora, der erst am Mittwoch einen Flug nach Wien bekommen hat. „Die Bars sind voll, die Leute sind am Strand. Es ist ein wenig surreal, wenn man die Nachrichten aus Österreich liest.“ Ermacora wollte eigentlich in Australien bleiben, weil er dort im Gegensatz zu Österreich weiter trainieren hätte können. „Aber nachdem ich gehört habe, dass die Flüge nach Wien eingestellt werden, habe ich den ganzen Tag lang versucht, jemanden im Außenministerium zu erreichen. Das war leider nicht möglich.“ Für ein paar Wochen wäre Ermacora gerne in Australien geblieben. Nicht aber für Monate. Also suchte er einen Heimflug, der ihn über Bangkok führt.
Den letzten Tag am Meer will der 25-Jährige noch genießen: „Am Dienstag gehe ich sicher surfen.“ In Österreich werde Ermacora in der Wohnung in Wien bleiben. „Meine Familie in Tirol war in St. Anton Ski fahren und ist jetzt in Quarantäne. Da ist es in Wien besser.“
Österreichs Athleten bekamen am Wochenende vom Verband die Mitteilung, dass sie sich ab sofort zu Hause fit halten müssen.
Obwohl auch die Olympischen Sommerspiele in Japan immer unwahrscheinlicher werden, hofft Robin Seidl noch: „Ich gehe davon aus, dass wir dabei sind, wenn die Spiele stattfinden. Aber erst muss das Olympische Komitee mit dem Weltverband die Qualifikationsrichtlinien neu definieren.“ Denn die großen Turniere, die zur Qualifikation zählten, sind bereits alle abgesagt oder auf unbestimmte Zeit verschoben.
Clemens Doppler hilft mit
Clemens Doppler und Alexander Horst sind erst gar nicht nach Australien aufgebrochen. Sie wollten kommende Woche in Mexiko wieder einsteigen. Doppler sitzt mit der Familie in seiner Wohnung im siebenten Wiener Bezirk und machte auf Facebook ein viel beachtetes Angebot. Er wolle für ältere und gefährdete Menschen, die keine Angehörigen haben, einkaufen gehen. „Ich weiß von meinen Eltern in Oberösterreich wie es ist, momentan niemanden zu haben. Da habe ich den Spieß umgedreht und biete das jetzt hier an“, begründet der 39-Jährige.
Das Training sei natürlich jetzt schwierig. „Ich habe mir von unserer Trainingshalle ein paar Utensilien geholt. Leider habe ich vor ein paar Monaten meinen Heimtrainer verkauft, weil ich ihn ja nicht gebraucht habe“, sagt Doppler. Die Hoffnung, auf ein Training auf einem Freiluft-Platz in Wien habe Sportminister Werner Kogler zerstreut, der den Verbänden mit der Streichung von Fördergeldern drohte, falls sich die Sportler nicht an das Sportplatz-Verbot halten würden.
Ich hoffe, dass die Leute etwas aus dieser Situation lernen. Vielleicht tut uns allen die Entschleunigung gut."
Beachvolleyballer
Etwas Gutes habe die Situation für Österreichs Mister Beachvolleyball aber auch. „In den nächsten Wochen werde ich meine Masterarbeit fertig machen können. Das geht jetzt leichter.“ Doppler beendet gerade das MBA-Studium der FH Burgenland „Business Administration & Sport“. Und er sagt: „Ich hoffe, dass die Leute etwas aus dieser Situation lernen. Vielleicht tut uns allen die Entschleunigung gut und wir merken, dass wir nicht immer nur auf uns schauen sollten.“
Verschiebung in Baden
Der Continental Cup im Strandbad Baden von 14. bis 17. Mai wurde am Dienstag auf unbestimmte Zeit verschoben. Bereits erworbene Tickets erhalten ihre Gültigkeit. Für das Major in Wien im August kann auch noch keine Zu- oder Absage gemacht werden.