Aufstieg & Fall des Herrn Boris Becker
Ein Auftritt vor vier Jahren im RTL-Hauptabendprogramm hätte alle eigentlich schon stutzig machen müssen. Die riesigen grellpinken Fliegenklatschen, die sich Boris Becker damals über die Ohren gehängt hatte, waren sogar noch das Stilvollste an der TV-Show "Pocher gegen Becker". So richtig peinlich und befremdlich wurde es, als der beste deutsche Tennisspieler der Geschichte am Ende der Sendung dem Selbstzerstörungstrieb freien Lauf ließ und mit Tennisbällen Fotos abschießen musste, auf denen er abgebildet war.
Ist Boris Becker denn gar nichts zu blöd? Hat einer wie er das wirklich nötig? Muss sich ein dreifacher Wimbledon-Champion vor einem Millionenpublikum zum Deppen machen?
Offensichtlich schon.
Bankrott
Ein Londoner Gericht hatte den 49-Jährigen dieser Tage erst hochoffiziell für "bankrott" erklärt, nachdem Becker einer Privatbank einen Millionenkredit schuldig geblieben war. Dazu steht eine Forderung in Höhe von 36,5 Millionen Euro im Raum, die der Deutsche angeblich einem Geschäftspartner schulden soll. Zwar beteuerte Boris Becker in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, dass er "weder zahlungsunfähig noch pleite" sei, doch es scheint für den deutschen Sportstar immer enger zu werden. Von einem "Insolvenz-Drama" schreibt die Bild, "Boris ist seine Kreditkarten los!"
Samenraub
Die Schlagzeilen, die Becker nach seiner Karriere lieferte, in der er allein 25 Millionen Dollar Preisgeld verdient hatte, waren häufig nur mehr in den deutschen Klatschblättern zu lesen. Genüsslich wurden dort seine amourösen Abenteuer ("Samenraub, Sex in der Besenkammer") bis ins letzte Detail ausgeschlachtet, weshalb Becker schließlich auch nach London auswanderte.
Ohnehin dürfte der 49-Jährige hart im Nehmen sein. Dass er seinerzeit für den Auftritt bei Comedian Oliver Pocher kritisiert worden war, konnte Becker nicht nachvollziehen: "Bin ich jetzt ein schlechter Mensch, habe ich einen miesen Charakter, bin ich arbeitslos, vernachlässige ich meine Kinder", fragte er im Spiegel.
Es gibt genug Beispiele von Sportstars, die sich im Alltag nicht zurechtfinden und nach der Karriere traurige Berühmtheit erlangen.
George Best
Der ehemalige Manchester-United-Profi war in den 1960ern einer der Superstars des Fußballs. Neben dem Platz war der Nordire aber vor allem weltmeisterlich im Trinken. 1984 musste Best schließlich wegen Alkohol am Steuer für zwei Monate ins Gefängnis.
Mike Tyson
Der wohl berühmteste Bad Boy des Sports hat einiges auf dem Kerbholz. Legendär ist seine Biss-Attacke gegen Evander Holyfield, bei der Tyson ein Stück des Ohrs des Gegners abbiss. Wegen Vergewaltigung wurde der Amerikaner 1992 zu zehn Jahren Haft verurteilt, aber aufgrund guter Führung bereits nach drei Jahren entlassen.
Matti Nykänen
Die Skisprung-Legende wurde 2004 wegen des Verdachts, eine Messerattacke auf einen Freund ausgeführt zu haben, zu 26 Monaten Haft verurteilt. Nach 13 Monaten wurde er auf Bewährung entlassen, fügte jedoch nur vier Tage später seiner Frau eine schwere Kopfwunde zu – und musste wieder in U-Haft. 2009 attackierte er seine Frau erneut und wurde zu 16 Monaten Haft verurteilt.
O.J. Simpson
Der Ex-Football-Spieler wurde im Sommer 1994 stundenlang von der Polizei verfolgt, die ihn wegen Doppelmordes festnehmen wollte. Die Verfolgungsjagd durch Hollywood wurde sogar live im Fernsehen übertragen. Simpson wurde trotz erdrückender Beweise freigesprochen, landete später aber wegen eines Raubüberfalls im Gefängnis.
Diego Maradona
Der argentinische Fußballweltmeister von 1986 leistete sich etliche Eskapaden. Maradona war für Drogenexzesse berühmt, einmal schoss er mit dem Gewehr auf Journalisten und verletzte fünf von ihnen.