Sport

Athleten ohne jedes Ablaufdatum

Der eine feiert im hohen Alter die Schützenfeste, wie sie fallen. Der andere zieht seit beinahe drei Jahrzehnten regelmäßig eine Flugshow ab. Wieder ein anderer führt die jüngere Konkurrenz noch immer so elegant aufs Glatteis wie im letzten Jahrtausend. Die Alterserscheinungen, die keine Altersschwäche zeigen, stehen im Rampenlicht. Die Dauerbrenner und Dauerrenner, die kein Verfallsdatum kennen, deren biologische Uhr langsamer zu ticken scheint als bei Otto Normalathlet, und die Gegner alt aussehen lassen, die ihre Kinder sein könnten.

Der Meisterschütze

Ole, Ole – das ist nun schon seit mehr als zwei Jahrzehnten der Schlachtruf im Biathlon. Der Norweger Ole Einar Bjørndalen hat den Sport geprägt wie kein anderer vor ihm. Seinem ersten Weltcupsieg anno 1996 sollten noch 93 weitere folgen, dazu hat er eine Medaillensammlung angehäuft, die ihresgleichen sucht: Bei der WM in Oslo hat der nimmermüde Nimmersatt wieder zwei Mal zugeschlagen, er hält mit 42 Jahren bei 42 WM-Medaillen.

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Das Erfolgsgeheimnis von Bjørndalen ist gar keines. Der Norweger ist einfach in seinen Sport verschossen und ordnet dem sein ganzes Leben unter. Da kann es passieren, dass er in seinem Hotelzimmer den Teppichboden entfernen lässt, weil dort Bakterien nisten könnten.
Der achtfache Olympiasieger hat einmal angekündigt, dass er nach dieser WM in Oslo die Flinte ins Korn werfen wolle. Doch nach den jüngsten Leistungen ist Bjørndalen zuzutrauen, dass er noch eine Saison anhängt.

Der Luftikus

Als Noriaki Kasai seinerzeit das Skisprung-ABC erlernte, hatte der Buchstabe V noch keine Bedeutung: Der Japaner begann noch in der klassischen Technik. 27 Jahre nach seinem offiziellen Weltcupdebüt steht der Asiate noch immer hoch im Kurs und gilt inzwischen als V-Stil-Ikone. Am Sonntag feiert der 43-Jährige in Titisee-Neustadt mit dem 500. Weltcupstart ein Jubiläum. Aber Kasai, der heuer schon fünf Mal auf das Siegespodest gesprungen ist, hat nicht vor, künftig am Boden zu bleiben. „Ich möchte springen, bis ich 50 bin.“

Der Eisheilige

Jaromir Jagr macht seinem Namen alle Ehre: Die tschechische Eishockey-Legende jagt Superlative und Rekorde und zählt auch mit 44 Jahren noch zu den Leistungsträgern in der NHL. Wann Jagr seine Karriere endgültig auf Eis legt? Vielleicht dann, wenn er wirklich ausgesorgt hat. Zwar hat er zirka 120 Millionen Dollar ohne Werbeverträge kassiert, dennoch halten sich seit 2003 hartnäckig die Gerüchte, er habe Spielschulden.

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Als Jagr 1990 sein Debüt in der National Hockey League gab, waren 20 seiner jetzigen Teamkollegen bei den Florida Panthers noch gar nicht geboren. Dass Jagr auch mit 44 Jahren nicht zum alten Eisen gehört, beweist er in seiner 21. NHL-Saison: Mit 21 Toren und 28 Assists in 63 Partien ist er Topscorer seines Teams. Und auch in der ewigen Bestenliste ist der Stürmer prominent vertreten. Mit einem Assist am Montag beim 4:5 gegen Boston, seinem 1851. Scorerpunkt, überholte er NHL-Legende Gordie Howe und rangiert jetzt hinter Wayne Gretzky (2857) und Mark Messier (1887) auf Rang drei.

Das Treff-Ass

Neun Tore in sieben Frühjahrspartien, davon fünf in den letzten acht Tagen – Claudio Pizarro lässt das Toreschießen nicht. Die Süddeutsche Zeitung schrieb vom „besten 37-jährigen Fußballer der Welt“. Und am Samstag werden alle Augen auf ihn gerichtet sein. Denn dann kehrt der Stürmer mit Werder Bremen nach München zurück. Dorthin, wo er für die Bayern 87 Tore erzielt hatte, aber im Sommer 2015 keinen Vertrag mehr bekam.

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Bedenken, dass er nicht mehr fit genug sei, hat er längst vergessen lassen. „Er ist der Erste auf dem Trainingsplatz und der Letzte, der geht“, sagt sein Trainer Viktor Skripnik. Für den nächsten Rekord wird es reichen: Nur noch ein Treffer, und Pizarro zieht in der Klubrangliste mit Marco Bode gleich, der 101-mal für Werder traf.

Der Gladiator

Es war ein bewegender Moment am Dienstag, als sich 76.000 Real-Fans erhoben, um einen Spieler des Gegners zu feiern. Francesco Totti wurde bei seiner Einwechslung mit Standing Ovations begleitet. „Das bleibt eine wunderbare Erinnerung, da waren große Emotionen im Spiel. Dieses Stadion ist unglaublich“, sagte der 39-jährige Römer. Seit 1993 spielt Totti für AS Roma. Nie habe er daran gedacht, den Klub zu verlassen.

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Doch nach der Liebeserklärung der Real-Fans gab er zu, dass ihn der Klub nach dem WM-Titel 2006 verpflichten wollte. Totti überlegte nicht lange – und blieb. Jetzt überlegt er wieder, weil er es mittlerweile für die falsche Wahl hält: „Ich bereue in meiner Karriere nur, nicht zu Real gegangen zu sein.“

Der große Werfer

Das 24:10 der Denver Broncos gegen die Carolina Panthers im Endspiel der National Football League hatte einen Hauptdarsteller: Peyton Manning wurde mit 39 Jahren der älteste Quarterback, der einen Super Bowl gewann, er wurde der erste, der mit zwei verschiedenen Teams siegte und der erste Quarterback mit 200 Karriere-Siegen. Am Montag beendete er nach 18 Saisonen seine NFL-Karriere. Doch wegen eines noch offenen Doping-Verfahrens droht ihm noch ein Nachspiel.

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