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Andreas Dober: "Ungustl? Das stört mich nicht"

Ein Bild, das Andreas Dober in den Sozialen Netzwerken postete, dient als Beweis, dass der Ur-Wiener in Tirol heimisch geworden ist. Bei seiner Hochzeit zeigte sich der 33-Jährige in der Lederhose. Privat schwebt der dreifache Teamspieler aktuell auf Wolke sieben, sportlich lief es zuletzt weniger nach Wunsch. Wattens verspielte im Frühjahr einen komfortablen Vorsprung und die Tabellenführung in der Zweiten Liga und liegt nun einen Zähler hinter Ried. „Es wäre ein Wahnsinn, wenn ich noch einmal gegen Rapid oder Austria spielen könnte“, sagt Dober.

Nicht alle konnten nachvollziehen, warum Wattens im letzten Sommer das Wiener Original verpflichtet hatte. „Wir wollten ganz bewusst einen Spieler, der auch einmal auf und neben dem Platz laut wird und die Mannschaft emotional mitreißt“, erklärt Sportchef Stefan Köck. „Bei Dober weiß man, was man bekommt.“

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Herr Dober, wie lebt es sich eigentlich mit Ihrem Ruf als positiver Ungustl?

Das stört mich überhaupt nicht. Weil jeder weiß, woran er bei mir ist. Bei der heutigen Fußballergeneration ist es ja fast schon so, dass man sie oft wirklich nur mehr mit Samthandschuhen anfassen darf.

War das früher denn anders?

Kein Vergleich. Wie ich als junger Spieler zur Kampfmannschaft von Rapid hochgezogen wurde, habe ich mich in der Kabine fast angeschissen.

Wirklich?

Damals waren richtig große Namen dabei, echte Typen. Ich hatte da als Junger einen Megarespekt. Es war nicht so, dass du mit denen sofort gut Freund warst. Teilweise bist du nicht einmal angeschaut worden. Und wenn du im Training nicht gespurt bist, dann haben sie es dich extrem spüren lassen.

Und wie ist das heute?

Ich habe manchmal fast das Gefühl, dass du die Leute nicht einmal mehr schief anschauen darfst. Wenn du einen jüngeren Spieler im Training einmal zusammen pfeifst, dann rennt er heim zur Mama und sagt: ,Der war heute böse zu mir.’

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Der böse Andi Dober.

Der Fußball lebt doch von Emotionen und den Typen. Aber offenbar wird das teilweise nicht mehr erwünscht. Natürlich hatte ich oft einen schweren Stand, weil’s bei mir immer geheißen hat: ,Der Dober , der trägt sein Herz auf der Zunge.’

Tun Sie das?

Wenn ich was zu sagen habe, dann sage ich das auch ehrlich raus. Ich kann und will das nicht in mich hinein fressen. Da komm’ ich nicht aus meiner Haut raus.

Schafft man sich dadurch nicht automatisch Probleme?

Sicher wäre es manchmal klüger gewesen, wenn ich den Mund gehalten hätte. Ich will mich aber auch nicht verbiegen und schauspielern. Es war bestimmt nicht immer das Gescheiteste, andererseits kann ich heute trotzdem auf eine tolle Karriere zurückschauen. Ich habe einen Fehler gemacht, als ich mit 19 von Max Hagmayr zu einem deutschen Manager gewechselt bin. Sonst würde ich alles wieder so machen. Auch den Wechsel nach Wattens. Ich fühle mich hier wohl.

Apropos Wattens: Ihr Team spielt im Moment nicht gerade wie ein künftiger Bundesligist.

Ich denke, dass ich in der Situation, in der wir uns gerade befinden, gefragt bin. Es ist jetzt wirklich höchste Zeit, dass jeder Spieler die Eier in die Hand nimmt. Wenn’s fußballerisch nicht so klappt, dann müssen wir die Partien eben mit anderen Tugenden gewinnen. Für mich gibt’s nur das Ziel Aufstieg. Ich bin nicht nach Tirol gekommen, um mir die nette Landschaft anzuschauen und nebenbei ein bisschen zu kicken.

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Sie waren Mitglied der Rapid-Mannschaft, die 2008 Meister wurde: Hätten Sie es damals für möglich gehalten, dass es bis heute der letzte Titel für die Hütteldorfer sein würde?

Ich hätte mir schon gedacht, dass Rapid jedes Jahr zumindest um den Titel mitspielt. Natürlich ist es durch Red Bull Salzburg schwieriger geworden, weil es in der Liga quasi eine Übermannschaft gibt.

Liegt es nur an der Dominanz von Salzburg?

Nein, das wäre zu billig. Es ist ja nicht so, dass Salzburg zum Saisonstart schon als Meister feststeht. Außerdem haben die Austria und Sturm in der Zwischenzeit auch den Titel gewonnen. Für einen Klub wie Rapid ist es zu wenig, was da in den letzten Jahren herausgeschaut hat. Mir blutet da echt mein grünweißes Herz, wenn Rapid in der unteren Gruppe mitspielen muss. Das ist Rapid nicht würdig.

Täuscht der Eindruck, dass manche Spieler mit der hohen Erwartungshaltung, die bei Rapid vorherrscht, nicht klarkommen?

Bei Rapid musst du aus einem anderen Holz geschnitzt sein. Der Druck ist dort einfach ein anderer. Bei Rapid musst du jede Woche liefern. Natürlich kann dieser Druck auch hemmen, vor allem wenn du von irgendeinem kleinen Klub nach Hütteldorf kommst.

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Man hört, wie sehr Sie immer noch mit Rapid mitfiebern.

Rapid ist mein Verein und wird es immer bleiben. Ich wäre nie in meinem Leben zur Austria gegangen, da hätte man mir noch so viel zahlen können. Ich besitze auch kein violettes Leiberl, nicht einmal eines mit schmalen violetten Streifen. Ich habe auch meiner Frau verboten, dass sie etwas Violettes anzieht. In meinem Leben gibt es nichts Violettes.

Sie haben einmal in einem Interview gemeint, dass Sie öfter einen Tritt in den Hintern gebraucht hätten. Was heißt das?

Das bedeutet: Wenn ich mehr an mir gearbeitet und in jedem Training mehr Gas gegeben hätte, dann wäre ich jetzt wahrscheinlich nicht in Wattens. Dann hätte ich vermutlich eine andere Karriere geschafft. Ich war nie der Arbeiter, der freiwillig in die Kraftkammer gegangen wäre oder Ausdauerläufe gemacht hätte. Ich habe nicht 24 Stunden für den Fußball gelebt, so ehrlich muss ich sein. Ich habe sehr, sehr viel Scheiße gebaut in meinem Leben, da waren Dinge dabei, die nicht nötig waren. Andererseits. . .

. . .andererseits?

Andererseits bin ich mit meiner Karriere nicht unzufrieden. Ich habe in Österreich alles erreicht, bin Meister geworden, habe Champions League und Europa League gespielt und war auch im Nationalteam.

Und sie haben es geschafft, dass die Fans Sie überall kennen. Wie geht’s Ihnen, wenn Sie im Stadion beschimpft werden?

Es spornt mich an, wenn die Leute mich beschimpfen. Mir taugt es, wenn die Leute gegen mich schreien, dadurch bekomme ich nur noch mehr Energie.

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