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America's Cup: Hektik auf der Zielgeraden

Die Psychospielchen haben haben längst begonnen. Das Duell um den 34. America’s Cup wird nicht mehr nur auf dem Wasser der San Francisco Bay ausgetragen. Auch an Land geht es beinhart zu.

„Stellt euch vor, die Kiwis würden ab jetzt nur noch verlieren. Wie niederschmetternd wäre das? Das wäre das größte Comeback in der Sportgeschichte“, sagte Jimmy Spithill, vorlauter Steuermann von Titelverteidiger Oracle Team USA. Neben ihm saß Neuseelands Steuermann Dean Barker und lächelte gequält.

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Das war am Samstag bevor die Neuseeländer im achten Rennen beinahe kenterten. Barker wurde von Spithill unter Druck gesetzt und wollte eine Wende zu schnell ausführen, der 40 Meter hohe und 14 Meter breite Katamaran kippte bedrohlich zur Seite und fiel wieder ins Wasser zurück. Schrecksekunden für alle Beteiligten, da auch das Oracle-Team knapp daneben segelte. Barker konnte weitersegeln. Eine Kenterung hätte womöglich das Ende des Cups bedeutet, da die Neuseeländer im Gegensatz zu den Amerikanern nur ein Boot haben.

Neuseeland konnte weitersegeln, USA gewann die Wettfahrt deutlich. Das Team von Spithill, war im Aufwind, auch wenn es nach Punkten noch immer 0:6 aus der Sicht des Oracle-Teams stand. „Das ist es, was wir gebraucht haben. Es war ein Schlüsselmoment dieser Regatta“, sagte Spithill. Als er am Sonntag und sein Team erneut im ersten Rennen die Nase vorne hatten, schien der erst 34-jährige Australier tatsächlich auf die Überholspur eingebogen zu sein.

Auf der Oracle scheint Harmonie eingekehrt zu sein. Erstens bekamen sie das bis zu 90 km/h schnelle Boot immer besser in Griff, zweitens dürfte der Wechsel der Taktiker von John Kostecki zum vierfachen Olympiasieger Ben Ainslie die richtige Entscheidung gewesen zu sein. In der Kommunikation zeigt sich, dass die beiden auf einer Wellenlänge sind, auch wenn Spithill seinem Taktiker auch mal widerspricht.

Die weiße Wolke

Harmonie vom ersten Tag an herrschte auf der Aotearoa, was auf Maori soviel wie „Land der langen weißen Wolke„ heißt und der Name für Neuseeland ist. Barker wirkt immer zurückhaltend, braucht keine großen Sprüche wie sein Konkurrent. Vielleicht sieht ihn die Segelwelt bald ganz anders. Denn der Sieg auf der zehnten Wettfahrt war für die Moral seiner Crew enorm wichtig. Die Neuseeländer stellten am Sonntag auf 7:1, brauchen also nur noch zwei Rennsiege und könnten schon am Dienstag (22.15 MESZ, Servus TV) das traditionsreichste Sportereignis der Welt gewinnen.